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Feuerwehr Heiß auf die Uniform

Die Wolmirstedter Feuerwehr hat auf ihrer Jahreshauptversammlung Bilanz gezogen, aber auch Probleme klar benannt.

Von Gudrun Billowie 26.02.2019, 00:01

Wolmirstedt l Hätte jemand der Wolmirstedter Feuerwehr vor zehn Jahren gesagt, welche Probleme im Jahr 2019 auf dem Tisch liegen, hätten die Kameraden nur milde gelächelt. Doch inzwischen ist eingetreten, wovon sie lange geträumt und worauf sie lange hingearbeitet haben: Die Jugendabteilung ist übervoll, der Nachwuchs steht Schlange. Das bleibt nicht ohne Folgen, denn inzwischen sind die Umkleidekabinen knapp. „Wir können bald keine Jugendlichen mehr aufnehmen“, sagt Jugendwart Sebastian Sommer.

Zurzeit gehören 20 Mädchen und Jungen zur Wolmirstedter Jugendfeuerwehr, vier Neuanträge liegen bereits auf dem Schreibtisch des Jugendwarts. Sebastian Sommer freut sich darüber sehr, möchte diesen Neuen aber gern ebensolche Schränke zur Verfügung stellen, wie den anderen und sie auch ebenbürtig einkleiden.

Wie wichtig diese Gleichbehandlung selbst für die erwachsenen, aktiven Kameraden ist, machte Yves Hummelt deutlich. „Warum wechseln manche Jugendliche nicht zur Erwachsenenwehr? Weil sie keine Schränke, keine Bekleidung bekommen.“ Sie erleben nicht das Gefühl, dazuzugehören.

Dabei ist ausreichender Nachwuchs für eine Feuerwehr überlebenswichtig und vor ein paar Jahren galt die fehlende Jugend beinahe als einer der größten Probleme.

Nun hat sich das Blatt gewendet, alles könnte so schön sein, doch die Kameraden haben erlebt: Wenn Neuhinzugekommene sehen, dass die anderen Kameraden ordentliche Uniformen tragen, über einen Satz dicke und einen Satz dünne Bekleidung verfügen, dann stifte diese Ungleichheit große Unzufriedenheit. Yves Hummelt fasst es in Worte: „Die Kameraden fragen sich: Warum hat der das und ich nicht?“

Gerade bei der Feuerwehr, wo es bei jedem Brand, bei jedem Unfall, bei jeder Sturmschadenbeseitigung auf Teamarbeit ankomme, sei es nicht vertretbar, wenn es wegen unterschiedlicher Kleidung zu Missstimmungen kommt. Deshalb forderte Yves Hummelt deutlich: „Wir müssen Geld in die Hand nehmen.“

Diese eindringliche Botschaft kam sowohl bei der Bürgermeisterin Marlies Cassuhn als auch bei den anwesenden Stadträten Christina Laqua, Uwe Claus und Heinz Maspfuhl unverzüglich an. „Das wollen wir hinkriegen“, versprach Marlies Cassuhn. Gerade sei eine Bestellung für 5000 Euro aus dem Rathaus gegangen, aber der Haushalt gibt in diesem Jahr für die Feuerwehr mehr her. Wolmirstedt muss in diesem Jahr weniger Geld an den Kreis zahlen als erwartet, das heißt die Stadt kann über rund 80.000 Euro mehr verfügen. Die Bürgermeisterin sieht einen Teil des Geldes bei der Feuerwehr gut angelegt.

Eine weitere Herausforderung erwartet die Feuerwehrleute im September. Dann muss ein neuer Ortswehrleiter gewählt werden. Marco Reinhardt wird dieses Ehrenamt im August an den Nagel hängen. Er ist seit Mai 2013 im Amt, in seine ersten Ortswehrleiterwochen drängte das Junihochwasser. Seither stand er der Wolmirstedter Ortswehr vor, nun sieht er die Zeit gekommen, wieder in die zweite Reihe zu gehen.

Er hofft, dass die Außenanlage der Feuerwehr bald in einen sicheren Zustand gebracht wird. Derzeit ist der Betonboden an mehreren Stellen gebrochen.

Im Jahr 2018 ist die Wolmirstedter Feuerwehr 105 Mal ausgerückt. Der Löwenanteil von 48 Einsätzen galt der technischen Hilfeleistung, zahlenmäßig folgten 32 Brände, von denen der Brand in der Farsleber Recyclinganlage der größte war. 20 Mal rückten die Kameraden aus, weil Brandmeldeanlagen Alarm ausgelöst hatten, es gab drei Tierrettungen und Sonstiges. Insgesamt waren die 37 aktiven Kameraden 1283 Stunden im Einsatz. „Endlich haben wir auch genug Atemschutzgeräteträger in unseren Reihen“, sagt Marco Reinhardt.

Auch Stadtwehrleiter Michael Langrock zeigt sich zufrieden mit Wolmirstedts Ortswehr. „Bisher konnten die Kameraden immer die sprichwörtlichen Kohlen aus dem Feuer holen. Die Einsatzbereitschaft war auch tagsüber gewährleistet.“ Das ist nicht selbstverständlich, denn Feuerwehrleute stehen im Beruf.

Die Erfahrungen, die sie bei einer Rauchentwicklung in einem Einkaufsmarkt sammeln mussten, stoßen den Kameraden immer noch sauer auf. Kunden wollten partout nicht einsehen, warum sie gerade nicht einkaufen können, wenn die Feuerwehr im Markt dafür sorgt, das nichts Schlimmeres passiert.

Meist werden sie jedoch als Helfer wahrgenommen. „Wir sind eine super Truppe“, stellte Yves Hummelt klar, „wenn wir morgens um Sechs gerufen werden, weil eine kranke Frau getragen werden muss, dann sitzen zehn Kameraden in den Feuerwehrautos. Was sind das bloß für tolle Menschen?“