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Finanzen Bangen die Vereine 2021 um Geld?

Wolmirstedts Vereine bekommen Geld aus dem Stadtsäckel, manchmal auch für Jubiläen. Werden die Zuschüsse verfallen?

Von Gudrun Billowie 19.06.2020, 01:01

Wolmirstedt l Der Schützenverein wird in diesem Jahr 30 Jahre alt, der Kulturverein „Webers Hof“ 20 Jahre, ebenso die Seniorenbetreuung auf Webers Hof, der Reit- und Fahrverein wollte ein großes Turnier ausrichten. All diese Veranstaltungen fallen coronabedingt aus, werden bestenfalls verschoben. Doch was passiert mit den Zuschüssen, die bei der Stadt beantragt wurden? Können die Vereine darauf hoffen, das Geld bei Bedarf mit in das nächste Jahr zu nehmen?

Zum Beispiel Webers Hof. Der 20. Vereinsgeburtstag sollte groß gefeiert werden. Webers Hof hat die Stadt um einen Zuschuss von 1000 Euro für den Verein sowie 500 Euro für die Seniorenbetreuung gebeten. Doch bis zum 31. August sind Großveranstaltungen nicht erlaubt. Wie es danach weiter geht, weiß derzeit niemand. „Deshalb“, sagt Vereinsvorsitzender Werner Teige, „ hat sich der Vereinsvorstand entschlossen, alle Veranstaltungen ins nächste Jahr zu legen.“

Zum Beispiel Reit- und Fahrverein „Ohretal“. Der Verein hatte im August ein großes Reit- und Fahrturnier im Küchenhorn geplant und ebenfalls einen Zuschuss von 1000 Euro aus dem Stadtsäckel beantragt. Dann kam Corona. „Wir verschieben das Turnier voraussichtlich auf 2021“, hofft Vereinschef Ulrich Müller.

Können die Vereine dann immer noch über die Zuschüsse verfügen? Ginge es nach der KWG-WWP-FDP-FUWG-Fraktion des Stadtrates, steht die Förderung noch bis Ende nächsten Jahres zur Verfügung, also bis Dezember 2021. Damit soll den Vereinen Planungssicherheit gegeben werden, wenn sie ihre Jubiläen oder Großveranstaltungen ins nächste Jahr verlegen. „Es ist traurig, wenn Corona solche Veranstaltungen nicht zulässt“, erklärt KWG-Börde-Stadtrat Steffen Rustenbach, „sie sollen sie wenigstens später nachholen können“.

Doch so einfach ist das nicht. Diese Zuschüsse werden nur für das laufende Haushaltsjahr gewährt. So steht es in der Richtlinie, so gebietet es das Haushaltsrecht. Außerdem kann die Stadt derlei freiwillige Leistungen stets nur für den aktuellen Haushalt planen, wenn klar ist, wieviel Geld im Stadtsäckel vorhanden ist.

Stadtfinanzer Marko Kohlrausch macht wenig Hoffnung. „Das Haushaltsjahr ist am 31. Dezember beendet.“ Das heißt, die Gelder, die für dieses Jahr beantragt wurden, stehen auch nur in diesem Jahr zur Verfügung. Werden Veranstaltungen ins nächste Jahr verschoben, müssen die Anträge neu gestellt werden. Ohne Garantie auf Erfolg.

Für den nächsten Haushalt sieht es düster aus. Er wird ein dickes Minus haben. Niedrigerer Zuweisungen waren bereits angekündigt, nun fordert auch die Corona-Pandemie ihren Tribut.

Der Stadt fehlen wegen der Kitaschließungen bereits Elternbeiträge in Höhe von etwa 100 000 Euro. Außerdem wird mit Steuerverlusten gerechnet. Schon jetzt wurden Gewerbesteuern in Höhe von etwa 200 000 Euro gestundet oder herabgesetzt. Eine Haushaltssperre ist verhängt. Haben freiwillige Leistungen 2021 überhaupt noch eine Cahnce?

Reit- und Fahrvereinschef Ulrich Müller ärgert sich über die Aussichten. „Es geht nicht allein um die Turniertage. Wir sind schon in Vorleistung gegangen, als niemand von Corona wusste.“ Und diese Vorleistung war nicht von Pappe.

Der Reitplatz im Küchenhorn war zu Jahresbeginn von Wildschweinen zerwühlt wurden, die Ohretal-Reiter mussten schnell reagieren. Sie haben die Fläche begradigt und Rasen gesät, versucht, mit Flatterbändern Wildschweine zu vergrämen, damit die Pferde im August beste Bedingungen vorfinden. „Das sind edle Pferde. Kein Reiter lässt sie einen unebenen Boden betreten.“

Auch Webers-Hof-Chef Werner Teige möchte Planungssicherheit behalten, fürchtet, dass 2021 keine Zuschüsse mehr fließen.

Doch es gibt Vereine, die Geld aus dem Wolmirstedter Topf bekommen sollen. Der Kanu-Verein kann seinen Bootssteg reparieren (Zuschuss: 1219,40 Euro), die Glindenberger Feuerwehr ihre teambildende Maßnahme durchführen (Zuschuss: 300 Euro), die Wolmirstedter Feuerwehr einen Wasserbehälter für das Training der Jugendfeuerwehr anschaffen (Zuschuss: 287,50 Euro).

Die Zuschüsse für den Schützenverein, Reit- und Fahrverein und den Glindenberger Chor sollen komplett gestrichen werden. Mittel für das Multikulturelle Festival des Katharina-Vereins, Kostüme für das OK-Live-Ensemble, ein Turnier des Tischtennisclubs sowie für beide Jubiläen auf Webers Hof können in diesem Jahr noch fließen, wenn die Veranstaltungen durchgeführt werden.

Übrigens: Vertraglich festgelegte Vereinszuschüsse sind von dieser Debatte unberührt. Sie sind sicher.