1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wolmirstedt
  6. >
  7. Wolmirstedt macht keine neuen Schulden

Finanzen Wolmirstedt macht keine neuen Schulden

Wolmirstedts Bürgermeister Martin Stichnoth zeigt sich sehr zufrieden mit dem aktuellen Haushalt. Der schreibt eine schwarze Null.

Von Gudrun Billowie 13.01.2018, 00:01

Volksstimme: Herr Stichnoth, worauf können sich die Wolmirstedter freuen?
Martin Stichnoth:
Vor allem wünsche ich allen Bürgern, dass sie gesund bleiben, ihre persönlichen Ziele in Erfüllung gehen, sie ein zufriedenes Leben haben. Wir werden im Sinne der Daseinsvorsorge weiterhin die Grundlagen dafür schaffen. Dazu gehört, dass wir keine neuen Schulden aufnehmen, investieren, Straßen und Gehwege in Ordnung bringen. Zum ersten Mal seit Jahren ist der Haushalt ausgeglichen, wir schreiben eine schwarze Null. Wir haben in der Vergangenheit an Konsolidierungsmaßnahmen festgehalten und eine konsequente Haushaltsplanung fortgeführt, um die pro-Kopf-Verschuldung in der Stadt nicht zu erhöhen. Laut Haushalt 2018 beträgt diese 120 Euro pro Einwohner, der Landesdurchschnitt von Sachsen-Anhalt 1000 Euro pro Einwohner. Die Bürger können sich aber auch wieder auf viele Feste freuen, das Stadtfest, den Großbootcup, die Refraserv-Open. Die Wolmirstedter Vereine organisieren ganz viel, auch das Museum bietet wieder viele Veranstaltungen, ebenso die Bibliothek.

Wofür wird in diesem Jahr Geld ausgegeben?
Insgesamt wollen wir 2,3 Millionen Euro investieren. Das Geld wird unter anderem für die Regenwasserkanäle in der Zielitzer Straße und in der Schäferbreite ausgegeben. Um möglichst effektiv zu handeln, werden viele Fördermittel beantragt, so auch für das Stadion „Glück auf“. So kann mit geringem Eigenanteil Geld für größere Investitionen aufgebracht werden. Zudem sollen 271.000 Euro für Instandsetzungen fließen, unter anderem für den Vorplatz der Farsleber Kita, die Glindenberger Elbstraße und die Rissesanierung im Rathaus.

Der Schranke-Verein bekommt in diesem Jahr erheblich weniger Zuweisungen und wollte sich auflösen. Wie sehen Sie das?
Über die Kürzung der Zuweisungen wurde bereits seit Juli beraten. Der Stadtrat hat sich sehr damit beschäftigt und mit Hilfe einer Auflistung aller Vereine und ihrer Mitgliederzahlen den Blick für das Ganze geschärft. Für freiwillige Aufgaben steht schließlich nur eine relativ kleine Summe zur Verfügung und das Geld muss für alle reichen. Eine Auflösung des Schranke-Vereins war aber keineswegs beabsichtigt gewesen. Das empfände ich ohnehin als falschen Ansatz der Vereinsarbeit, denn der Verein wird ja weiter unterstützt, kann weiter im Bürgerhaus bleiben und Veranstaltungen organisieren. Die Frage ist ja immer, wenn wir einem Verein viel geben, bekommen andere nichts. Wir haben ja weit mehr freiwillige Aufgaben zu erfüllen, beispielsweise beschäftigt die Stadt in der Bibliothek zwei Mitarbeiterinnen. Wir unterstützen auch andere Vereine, wie den Tierschutzverein, das Integrationsbündnis oder Sportvereine wie Blau-Weiß Elbe Glindenberg, Chöre, Feuerwehrvereine.

Blicken wir kurz auf 2017 zurück. Was ist im vergangenen Jahr gelungen?
Was ganz wichtig ist: Wir haben das Bahnhofsprojekt angeschoben. Der Übergang zur Ladestraße, die gesamte Umfeldgestaltung und das, was das Bodelschwingh-Haus mit dem Bahnhofsgebäude vorhat, finde ich hervorragend. Der Bahnhof wird ein Aushängeschild für Wolmirstedt. Außerdem haben wir die Sanierung der Gartenstraße und der Angerstraße geschafft. Die Museumsdachsanierung ist beinahe abgeschlossen. Glindenberg ist an das Breitbandnetz angeschlossen, in Wolmirstedt wurden die Vorarbeiten für das schnelle Internet angefangen, für Farsleben und Mose die Planungen beauftragt. Besonders freue ich mich, dass die Stadt Fördermittel für die digitale Ausstattung der beiden Grundschulen erhalten hat. Außerdem ist der Bebauungsplan für das Gewerbegebiet Nord I aufgelegt, die Planung für den Ohredeich an der Glindenberger Chaussee steht.

Im vergangenen Jahr wurde erstmals zu einem öffentlichen Frühjahrsputz in Wolmirstedt geladen. Die Resonanz war in der Kernstadt schwach. Gibt es trotzdem eine Neuauflage?
Ja, es gibt am 24. März wieder einen Einsatz. Die Termine in den Ortsteilen stehen noch nicht fest. Wir werden wieder dafür werben, der Wirtschaftshof wird da sein, die Versorgung mit Getränken wird geregelt. Ich hoffe, dass in diesem Jahr viele Bürger mitmachen, weil die Stadt den Einsatz wert ist. Außerdem dient so ein Einsatz auch dem Kennenlernen, der Identifikation mit dem Ort. Ich gebe den Glauben nicht auf, dass sich die Wolmirstedter darin wiederfinden.

Sie gehen am 18. März als Landratskandidat ins Rennen. Wie kam es zu dem Sinneswandel? Schließlich währt die Bürgermeisterperiode noch zwei Jahre und beim Wahlforum der Volksstimme vor fünf Jahren versicherten Sie vehement, 2018 nicht für den Landratsposten antreten zu wollen, wollten lieber Kapitän auf einer Nussschale bleiben, als zweiter Offizier auf einem Flaggschiff. Warum wollen sie die „Nussschale“ nun doch verlassen.
In meiner Partei, der CDU, wird seit 2016 an mich herangetragen, ich möge für das Amt des Landrates kandidieren. Erst habe ich darauf bestanden, dass ich Bürgermeister bin, doch viele haben immer wieder gesagt: Mach das. Es gibt inzwischen genug Menschen, die dafür sorgen, dass es in Wolmirstedt weitergeht, es gibt inzwischen viel mehr Menschen, die aktiv mitgestalten, Verantwortung übernehmen wollen. Die Situation war 2013 so nicht da. Und: Die Arbeit eines Landrates traue ich mir zu.

Den Einfluss eines Bürgermeisters auf die Innenstadtbelebung sahen Sie schon immer kritisch. Sehen Sie Ihre Skepsis bestätigt?
Wir als Stadt sorgen für Ordnung und Sauberkeit. Wenn es um das Leben in der Innenstadt geht, kommen wir in den freiwilligen Bereich. Und da sind wir durchaus präsent. Wir unterstützen Initiativen wie „Advent in den Höfen“ oder die AWG-Feste, indem wir für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Außerdem ist die Nachfrage nach Geschäftsräumen ungebrochen und da sind wir als Verwaltung weiterhin vermittelnd tätig. Nur: Oft sind den Interessenten die vorhandenen Räume zu klein. Keinen Spielraum haben wir, wenn Geschäfte schließen, weil die Umsätze nicht stimmen. Desweiteren bin ich voller Erwartung auf den nächsten Termin mit der Interessengemeinschaft Innenstadt.

Die Stadt verfügt über mehrere Leerflächen, unter anderem dort, wo einst die Zehngeschosser oder das Krankenhaus standen. Gibt es dafür Pläne?
Viele Leerflächen gehören der Wolmirstedter Wohnungsbaugesellschaft WWG. Die hat gerade in einem Portfolio vorgelegt, was mit diesen Flächen passieren könnte. Beim Krankenhausgelände befinden sich Stadtrat und Verwaltung in einem Abwägungsprozess. Die Planung für die Fläche des Stadion des Friedens wird im März dem Stadtrat vorgestellt. Fakt ist: Wir haben für Senioren bei Weitem nicht genügend Wohnraum. Und ich möchte unbedingt mit der Bebauung der leeren Flächen vorankommen.

Gibt es neue Entwicklungen hinsichtlich der Sportstätten?
Das Küchenhornstadion wird die zentrale Sportstätte der Stadt. Alle anderen Plätze wie in Elbeu oder Glindenberg sind durch den Verein genutzte Sportflächen und bleiben auch bei den Vereinen.

Die Gutenberg-Schule agiert noch immer mit einer Außenstelle in der ehemaligen Harnisch-Schule. Gibt es Entwicklungen, die diesen Zustand beenden können?
Da rührt sich leider nichts. Allerdings muss ich dazu sagen, als Träger der Grundschule hat die Stadt kein Problem, Träger der Gemeinschaftsschule ist der Landkreis. Dennoch halte ich es nicht für sinnvoll, das an zwei Stellen unterrichtet wird, wir dürfen uns in diesem Fall nicht auf unsere Zuständigkeiten zurückziehen, müssen weiterhin mit dem Landkreis verhandeln. Hier muss etwas passieren.

Noch eine letzte Frage: Wie geht es Genthin und Biederitz?
(Martin Stichnoth überlegt, der Groschen fällt, er lacht: Genthin und Biederitz heißen die zwei Lohkaninchen, die ihm die Bürgermeister dieser zwei Gemeinden im Sommer zum 40. Geburtstag schenkten) Martin Stichnoth: Genthin ist noch bei mir, Biederitz zu einem Ebendorfer Zuchtfreund umgezogen. Beide sind für eine Testverpaarung vorgesehen. Nein, Genthin und Biederitz sind Weihnachten nicht in den Topf gewandert.