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Börde Friedhofsgebühren auf dem Prüfstand

In Wolmirstedt (Landkreis Börde) stehen Friedhofsgebühren auf dem Prüfstand. Manche steigen kräftig.

Von Gudrun Billowie 05.11.2020, 00:01

Wolmirstedt l Auf dem Friedhof nehmen Menschen Abschied für immer. Gräber bleiben, als Ort der Trauer, für das Gedenken, sind Plätze zum Erinnern. Und Friedhöfe kosten Geld.

Bezahlt werden muss alles, von der Bestattung, bis zur Grabpflege, Friedhofsverwaltung, der Pflege der gesamten Friedhofsanlage, der Nutzung der Trauerhalle samt Heizung. Der Löwenanteil wird über die Friedhofsgebühren gedeckt, etwa 62 Prozent der Gesamtkosten. Die verbleibenden 38 Prozent werden aus dem Stadthaushalt, also von der Allgemeinheit getragen.

Nun wurden die Gebühren für die Wolmirstedter Friedhöfe turnusgemäß nach drei Jahren neu kalkuliert. Dabei kam heraus, dass sich nur wenig ändert (Siehe Grafik). Auffallend ist lediglich, dass ein Urnenwahlgrab mit bis zu vier Urnen künftig 170 Euro mehr kosten soll.

Diese Steigerung ergibt sich laut Aussage der Verwaltung aus dem längeren Pflegeaufwand, der in dieser Kalkulation berücksichtigt ist. Heißt: Eine Fläche, auf der vier Urnen bestattet werden, wird länger genutzt, als die üblicherweise angenommenen 20 Jahre, da die Urnen mitunter viele Jahre voneinander getrennt dort bestattet werden.

Einige Verwaltungsgebühren verdoppeln sich fast, die Gebühren für eine anonyme Grabstätte, die 20 Jahre lang von den Friedhofsmitarbeitern gepflegt wird, steigen um 50 Euro.

Diese anonyme Bestattung hat sich in den vergangenen drei Jahren zu den häufigsten Beisetzungsform entwickelt. Fast die Hälfte aller Verstorbenen findet die letzte Ruhe in einer anonymen Urnengemeinschaftsanlage. Dem folgt die Bestattung in einer Urnengemeinschaftsgrabstelle sowie im Urnenwahlgrab, das zwei Urnen Platz bietet.

Doch Friedhöfe sind mehr als Bestattungsorte. Sie schaffen einen Raum, in dem sich Menschen begegnen, dienen als grüne Lunge der Stadt, Bäume, Hecken und Sträucher helfen dabei, Lärm zu schlucken und die Luft sauber zu halten. All das, was nicht für die Bestattungen verwendet wird, wird auch nicht über die Friedhofsgebühren finanziert. Für diesen sogenanngen grünpolitischen Wert zahlt die Allgemeinheit.

Dieser grünpolitische Wert ist immens. Rund ein Fünftel der Fläche auf allen Wolmirstedter Friedhöfen zusammen wird nicht für Bestattungen benötigt. Den größten reinen Grünflächenanteil gibt es mit 30 Prozent in Farsleben, Wolmirstedt verfügt über 25 Prozent reines Grün, Elbeu über 15 Prozent und Mose und Glindenberg jeweils über 10 Prozent Friedhofsfläche, die nicht für Beerdigungen genutzt wird.

Aufgrund der geänderten Bestattungskultur werden die Grünflächen künftig eher größer. Deshalb erwägt die Stadt, die Friedhöfe langfristig neu zu strukturieren oder gegebenfalls umzugestalten. Eine Bestandsaufnahme wurde den Stadträten sowie in den Ortschaften bereits vorgestellt und ist auf großes Interesse gestoßen (Volksstimme berichtete). Prompt hatten die Kommunalpolitiker eigene Vorschläge eingebracht.

Die KWG-WWP-FDP-FUWG möchte wissen, was mehr kostet: eine neue Trauerhalle oder die Herrichtung der vorhandenen. Dabei sollen eine Toilette, ein barrierefreier Zugang sowie Platz für 50 bis 100 Trauergäste berücksichtigt werden. Die AfD-Fraktion pochte auf den barrierefreien Zugang. Die SPD-Linke-Grüne-Fraktion wollte, dass die vorhandene Kapelle „hinsichtlich ihrer Nutzung“ überplant wird, formulierte aber nicht Konkretes.

Die Stadt musste den Entwicklungseifer der Stadträte zunächst bremsen. Um Fachleute zu bezahlen, die Friedhöfe und die Trauerhalle neu planen oder Konzepte entwickeln, war 2020 kein Geld eingeplant. Erst im Haushalt des kommenden Jahres 20 000 Euro sind orgesehen. Sollte ein Archtiekt beauftragt werden, sind innerhalb der Vorplanungsphase auch Bürgermeinungen gefragt.

Zuvor muss der Stadtrat den Haushalt bestätigen, ebenso die neuen Friedhofsgebühren. Der tagt am 3. Dezember.