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Fußgänger Zebrastreifen fehlt: Die Angst ist immer da

Ene Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit der Barrierefreiheit in Wolmirstedt. Besonders gewünscht: ein Zebrastreifen vor dem Lindenpark.

Von Gudrun Billowie 29.08.2020, 01:01

Wolmirstedt l Ines Bräutigam ist gern mit ihrem Rollstuhl unterwegs. Sie weiß, wo sie gut vorankommt und wo es hakt. Der Bahnübergang Gartenstraße beispielsweise war ihr lange eine Hürde, die Kanten für den Rolli kaum überwindbar. Der Übergang ist inzwischen geglättet, doch noch immer hat Wolmirstedt Stellen, die barrierefreier gestaltet werden können. Das käme nicht nur Rollstuhlfahern zugute, sondern allen Bürgern.

Vor dem Lindenpark ist so ein Ort. Auf beiden Straßenseiten befinden sich Einkaufsmärkte, auf der einen Seite der Lindenpark und ein Autohaus, auf der anderen Seite ein Möbelgeschäft sowie Discounter und ein Landhandel. Zwischen diesen Märkten sieht es aus, als gäbe es auf der Straße einen Zebrastreifen. Den gab es sogar tatsächlich mal, aber der ist Geschichte. Trotzdem sind die Streifen auf der Fahrbahn noch erkennbar, die Bürgersteige auf beiden Fahrbahnseiten abgesenkt. Dieser Zebrastreifen ist also eine Art Phantom: Er ist da, aber außer Betrieb.

Mirko Langer bekümmert, dass dieser Fußgängerüberweg tasächlich keine Bedeutung mehr hat. Der junge Mann lebt im Zehngeschosser der Julius-Bremer-Straße ebenfalls unter der Obhut des Bodelschwingh-Hauses und werkelt in seiner Wohnung gern herum. Deshalb fährt er öfter in den Baumarkt, der im Lindenpark sein Sortiment anbietet.

Zum Einkaufen ist er mit dem Fahrrad unterwegs, hat in den Taschen oft viel zu transportieren. Ihm würde es sehr helfen, wenn Zebrastreifen helfen, die Straße leichter zu überqueren. „Ich hoffe jedesmal, dass nichts passiert.“

Als problematisch sieht Mirko Langer vor allem an, dass der Zebrastreifen quasi noch als Schatten sichtbar ist, man sich darauf also gern verlassen möchte, dass Fahrzeuge anhalten und Fußgänger und Radfahrer über die Straße gehen lassen. „Aber die Autos fahren hier sehr schnell vorbei.“

Was „schnell“ ist, wird bei einem Vororttermin sehr deutlich. 50 Km/h sind erlaubt, das wirkt für jemanden, der am Straßenrand steht und wartet mitunter sehr bedrohlich. Außerdem ist diese Straße stark befahren, da die Einkaufsmärkte Publikumsmagnete sind.

Mirko Langer wünscht sich deshalb – ebenso wie die anderen Arbeitsgruppenmitglieder –, dass dort wieder ein Zebrastreifen etabliert wird. Das würde die Sicherheit für Fußgänger, Rollstuhl- und Fahrradfahrer, die das Fahrrad über die Straße schieben wollen die Sicherheit erhöhen.

Die Straße gehört dem Landkreis, dort ist das Problem bekannt. Im Juli sollte eine Verkehrszählung ergeben, wieviele Fußgänger und Fahrzeuge dort zur selben Zeit unterwegs sind. Die Ergebnisse sind noch nicht bekannt.

Doch unabhängig von den Zahlen wünscht sich auch Bauausschussvorsitzender Dirk Hummelt (CDU) dort einen Fußgängerüberweg. „Menschen, die aus den umliegenden Orten mit dem Bus ankommen, queren diese Straße, wenn sie zu den Einkaufszentren möchten. Da wäre ein Fußgängerüberweg sehr hilfreich.“

In den Bussen sind viele ältere Menschen unterwegs, manche brauchen eine Gehhilfe. „Ich weiß von einigen Bürgern“, sagt Dirk Hummelt, „dass sie an dieser Stelle die Fahrbahn nur sehr ungern überqueren.“

Die Mitglieder der Arbeitsgruppe „Barrierefreiheit“ hoffen, dass sich der Landkreis wieder für einen Fußgängerüberweg entscheidet. Doch sie haben auch auf andere Stellen der Stadt ein Auge. Mirko Langer hat sogar schon Zeichnungen gefertigt, die zeigen, an welchen Stellen es ihm besonders darauf ankommt, das Fußgänger noch sicherer über die Straße kommen. Er sieht vor allem die Situation vor Einkaufsmärkten kritisch.

Andreas Marx leitet diese Arbeitsgruppe, die seit 2016 aktiv ist. „Wir haben erreicht, dass viele Wege im Bodelschwingh-Haus barrierefrei gestaltet sind.“ Demnächst wollen sie sich in der Wolmirstedter Innenstadt auf den Weg machen. Zunächst aber hoffen sie auf mehr Sicherheit vorm Lindenpark. Mirko Langer sagt: „Die Angst ist immer da.“