Gutenberg-Schule Vertrauen verspielt

Immer noch keine Ruhe um die Wolmirstedter Gutenberg-Schule. Ex-Schulleiter Thiel ist sauer.

Von Gudrun Billowie 03.09.2019, 10:00

Wolmirstedt l Eigentlich war der Schultausch im Zusammenhang mit der Platznot in der Gutenberg-Schule in greifbarer Nähe. Nun hat der Landkreis gerechnet, diese Variante für zu teuer befunden und eine Interimslösung vorgeschlagen. Das bringt Helmut Thiel, den ehemaligen Schulleiter der Gemeinschaftsschule „Johannes Gutenberg“, auf die Palme. Er sieht: „Leichtfertig wird ein bundesweit anerkanntes Bildungsniveau durch Handlungsverweigerung verspielt.“

Mit der „Handlungsverweigerung“ zielt der ehemalige Schulleiter auf den Zeitraum von fünf Jahren. Seither ist die Platznot in der Schule bekannt, solange wird nach Lösungen gesucht. „Es gab eine Reihe von Beschlüssen, die auch gute Lösungen versprachen“, fasst er zusammen. So sollten unter anderem Container aufgestellt, ein Gebäude auf dem Nachbargrundstück umgebaut und Schulgebäude getauscht werden. „Warum politische Beschlüsse im Landkreis nicht umgesetzt wurden und immer wieder durch mangelhafte Varianten ersetzt werden, erschließt sich mir nicht.“

Helmut Thiel erinnert sich noch gut daran, als im Februar 2018 der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Gutenberg-Schule besuchte. „Da hat der vorhergehende Landrat (Hans Walker) versprochen, bis zum Herbst 2018 das Raumproblem zu lösen. Durch die Staatskanzlei wurde dem Elternrat mitgeteilt, dass der neue Landrat (Martin Stichnoth) kurzfristig eine Lösung herbeiführen wird. Nun stehen wir wieder am Anfang. Hier wird in Größenordnungen politisches Vertrauen verspielt.“

Die Interimslösung sieht vor, dass der Landkreis die ehemalige Harnisch-Schule für gut 1,5 Millionen Euro renoviert und möglicherweise die Gutenberg-Grundschule dort einzieht. Dann würde die städtische Grundschule im Landkreis-Gebäude lernen und die landkreiseigene Gemeinschaftsschule im Stadt-Gebäude. Das wäre ein Schultausch ohne Gebäudetausch, Stadt und Landkreis müssten sich permanent über Investitionen für ihre Schulen im jeweils anderen Gebäude einigen. Ein „richtiger“ Schultausch inklusive nachhaltiger Sanierung würde den Landkreis ein Vielfaches, etwa 8,5 Millionen Euro, kosten. Die Debatte wird in Kreis und Stadt fortgeführt