Verabschiedung von Steffi Trittel Hohe Börde-Chefin: Statt Ehrung lieber einen Kreisverkehr
Nach 32 Jahren in der Kommunalpolitik wird Steffi Trittel als Bürgermeisterin der Gemeinde Hohe Börde beim Neujahrsempfang in Wellen verabschiedet. Zahlreiche langjährige Weggefährten gratulieren zum Ruhestand.

Wellen - Selbst in ihren allerletzten Dienststunden vor dem Ruhestand feilscht die Bürgermeisterin der Gemeinde Hohe Börde, Steffi Trittel, mit Landrat Martin Stichnoth um einen Deal zugunsten ihrer Gemeinde.
Zum Neujahrsempfang der Gemeinde Hohe Börde wollte nämlich der Landrat ihr die Ehrennadel des Landkreises für ihre langjährigen Verdienste in der Kommunalpolitik überreichen. „Was kriege ich dafür?“, fragt schlagfertig Steffi Trittel: „Einen Kreisverkehr oder eine neue Straße mit Radweg von Irxleben nach Hermsdorf“, schlägt sie sofort vor.

Anliegen, die ihr unter den Nägeln brennen, die sie noch in ihrer Amtszeit, die am Freitag nach mehr als 30 Jahren in der Kommunalpolitik endete, anschieben wollte. „Das sollten wir mit dem Staatssekretär besprechen“, meint Martin Stichnoth nach einem Moment der Sprachlosigkeit mit Blick auf den Staatssekretär Klaus Zimmermann, der neben vielen anderen Weggefährten in der Kommunalpolitik in der Bürgerhaus nach Wellen gekommen war.
Dienst-Siegel übergeben
Ehrennadel und Urkunde wechselten dann aber trotzdem noch den Besitzer – in Würdigung der langjährigen Verdienste von Steffi Trittel in ihrer Tätigkeit als Bürgermeisterin der Nördlichen Börde und nach der Gebietsreform der Hohen Börde.

Der Neujahrsempfang der Gemeinde avancierte verdient zur Abschiedsfeier für Steffi Trittel. Mehr als 30 Jahre hatte sie der Kommunalpolitik in Nordgermersleben, dann in für die Einheitsgemeinde Hohe Börde in Irxleben ihren Stempel aufgedrückt.
Rund 400 Gäste hatten das Bürgerhaus in Wellen erobert. Sämtliche Straßen rund um das Bürgerhaus waren zugeparkt, dank Einweisung der Feuerwehr fanden alle einen Stellplatz.
Das Dienst-Siegel (natürlich aus Holunderholz) diente ihr vor seiner Übergabe an ihren Nachfolger Andreas Burger als roter Faden durch eine „kurze Geschichte in der angeblichen kommunalen Selbstverwaltung“ der vergangenen 30 Jahre.

Für Steffi Trittel ein ständiger Kampf um Verbesserungen und Veränderungen zugunsten der Hohen Börde und ihrer Einwohner „Aus einem Euro mussten drei werden“, sagte sie. Um etwas zu erreichen, die Gemeinde voranbringen zu können, lagen in ihrer Amtszeit in der Hohen Börde rund 4.000 Beschlüsse. Erfolgreiche Vorhaben, die sie statt mit Reden durch Machen in die Tat umsetzen konnte.
Entschlossenheit, globales Denken und lokales Handeln sorgten für das ständige Wachsen ihrer Gemeinde wirtschaftlich, infrastrukturell, kulturell – und entgegen dem Demografietrend im Land auch bei den Einwohnerzahlen.
„My time“ im Kalender
Die Einheitsgemeinde ist heute mit rund 19.000 Einwohnern etwa so groß wie die Kreisstadt Haldensleben. Vergangenes Jahr gab es 129 Geburten und 102 Hochzeiten in der Hohen Börde. Das finanzielle Bilanzvolumen wuchs von 73 Millionen Euro auf 110 Millionen Euro, das Eigenkapital hat sich verdreifacht.
Investiert wurde sowohl digital als auch personell in die Verwaltung: Seit 1994 gab es 45 Ausbildungen zu Verwaltungsfachangestellten, daneben Unterstützung von Bachelor-Studien und beruflichen Weiterbildungen.

„Für den 12. Januar habe ich in meinen Kalender ,My time“ geschrieben“, berichtet Steffi Trittel. Das bedeutet für sie aber nicht nur die längst überfällige Mehr-Zeit für ihre Familie, für eine geplante Reise nach Australien, sondern auch stetes Engagement in der Stiftung „Leben in der Hohen Börde“, bei „Natur im Garten“. Sie möchte auf der Holunder-Entdeckertour durch ihre Heimat unterwegs sein und im Holunderkontor die Premium-Nadel erhalten und fachsimpeln mit den Landfrauen.
Videobotschaft von Haseloff
Ministerpräsident Reiner Haseloff konnte nicht selbst vor Ort sein. Er schickte jedoch wie viele andere Weggefährten von Steffi Trittel eine Botschaft per Video: „Wir hatten wunderbare Jahre in der Kommunal- und Landespolitik. Seien Sie stolz auf Ihre Lebensleistung. Danke für alles, was wir gemeinsam erleben konnten.“

Staatssekretär Klaus Zimmermann war in Vertretung des Landes nach Wellen gekommen, auch er kennt Steffi Trittel schon seit vielen Jahren und lobte die sehr gute und konstruktive Zusammenarbeit, stets zum Wohle und zu einem erfolgreichen Fortkommen ihrer Gemeinde an der Peripherie der Landeshauptstadt.
Nicht zuletzt ihr und ihrer Arbeit sei es zu danken, dass der Landkreis Börde sich sehr erfolgreich entwickeln und präsentieren kann, sagte Landrat Martin Stichnoth. Er bezeichnete Steffi Trittel als „Weltmeisterin der Akquise von Fördermitteln“. „Mit Ihren Ideen haben Sie die Hohe Börde zu einer Vorzeigegemeinde gemacht“, so der Landrat.
Enkel begleiten die Oma
Die Mehr-Zeit für die Familie läuteten nach mehr als zwei Stunden voller herzlicher Worte des Dankes und des Abschieds zwei ihrer fünf Enkel ein: Die Mädchen holten ihre Oma nach einem bewegenden Augenblick des Eintrags in das Goldene Buch von der Bühne der Kommunalpolitik in das Familienleben als Pensionärin.
Der neue Bürgermeister Andreas Burger hatte am Ende des Neujahrsempfanges nicht nur das Dienst-Siegel der Gemeinde in seinen Händen, sondern auch eine große Verantwortung für die Fortsetzung einer erfolgreichen Kommunalpolitik.