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Abkühlung in der Kiesgrube Lebensgefahr droht Badegästen am Adamsee zwischen Magdeburg und Barleben

Der ehemalige Tagebau östlich von Barleben hat sich zum beliebten Ausflugsziel entwickelt. Trotzdem gilt dort striktes Betretungs- und Badeverbot. Die Menschen aus der Region ignorieren allerdings das Verbot.

Von Tom Wunderlich und Matthias Strauß 16.08.2022, 08:16
Viele Ausflügler schwimmen zur Insel in der Mitte des ehemaligen Tagebaus. Viele von ihnen wissen um die Lebensgefahr.
Viele Ausflügler schwimmen zur Insel in der Mitte des ehemaligen Tagebaus. Viele von ihnen wissen um die Lebensgefahr. Foto: Matthias Strauß

Barleben - Der Sommer in der Region ist in vollem Gange: Seit Wochen überschreiten die Thermometer immer wieder die 30-Grad-Marke. Verständlicherweise suchen die Menschen nach einer Abkühlung. Bereits seit Jahren gilt der Adamsee östlich von Barleben als absoluter Geheimtipp unter den Barlebern. Doch seit einigen Tagen wird der See regelrecht überrannt. Dabei ist das eigentlich strikt verboten, denn im See herrscht Lebensgefahr.

„Ich kühle mich hier gerne ab“, erzählt ein Mann aus Magdeburg. Wegen der Blaualgen sei der Neustädter See in der Landeshauptstadt ja nicht nutzbar. „Hier ist schön ruhig und einsam. Dazu kommt das herrlich klare Wasser. Das ist einfach nur wunderbar am Adamsee.“ Er selber wisse aber auch, dass es nicht ganz legal sei, hier schwimmen zu gehen. Das nehme er aber wegen der Schönheit gern in Kauf.

Eine Barleberin moniert unterdessen, dass man zwei Seen vor der Nase habe und in beiden nicht baden dürfe. „Gerade für die Kinder ist das doof und mit dem Rad bis zum Jersleber See ist das dann doch ganz schön weit.“

Doch was macht den Adamsee eigentlich so gefährlich?

Tatsächlich ist es so, dass es sich bei dem Gewässer eigentlich um einen ehemaligen Tagebau handelt. Hier war bis ins vergangene Jahr noch Kies und Sand von der Hülskens Barleben GmbH & Co. KG abgebaut worden. Mit der Erschließung des neuen Tagebaus wenige Hundert Meter weiter östlich wurde der Adamsee stillgelegt. Was bleibt, ist ein herrliches Gewässer mit glasklarem Wasser und der bereits erwähnten ruhigen Umgebung. Doch unter Wasser lauern Gefahren, welche durchaus für Menschen lebensbedrohend werden können.

So drohen in dem ehemaligen Tagebau vor allem unsichtbare Strudel unter der Wasseroberfläche. Gerät man einmal in diese herein, ist es so gut wie unmöglich, sich daraus wieder zu befreien. Auch die Uferlinie wartet mit einer Gefahr auf, die nicht zu unterschätzen ist: So kann die Böschung, die noch relativ steil ist, mit plötzlich abrutschen.

Welche Ausmaße ein solcher Abgang annehmen kann, zeigt ein Unglücksfall aus dem Jahr 2009. Am Concordiasee im Salzlandkreis war die Böschung mitten in der Nacht abgestürzt. Drei Menschen starben dabei. Um solche Unglücke zu verhindern, sind Betreiber solcher Abbaustätten verpflichtet, nach Aufgabe die sogenannte Sicherung und Renaturierung durchzuführen.

Das kann allerdings einige Jahre dauern. Solange ist das Betreten strikt verboten. Darauf weisen auch viele Schilder rund um den See hin.

„Wer sich an dieses Betretungsverbot nicht hält, muss mit einer Anzeige rechnen“, erklärt Polizeisprecher Matthias Lütkemüller vom Polizeirevier Börde. Dabei handle es sich um das Vergehen des Hausfriedensbruchs. „Bei diesem Antragsdelikt muss durchaus mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder einer hohen Geldstrafe gerechnet werden. Ich kann außerdem nur jedem abraten, dort baden zu gehen oder sich am Ufer zu sonnen. Hier besteht immer noch Lebensgefahr.“ Er empfiehlt, lieber auf ein offizielles Badegewässer wie den Barleber See 1 oder den Jersleber See auszuweichen. „Zumal dort auch Rettungsschwimmer anwesend sind. Im Falle eines Notfalls kann hier die Hilfsfrist deutlich überbrückt werden.“

Auch am Neustädter See 1 darf trotz Blaualgenbefalls wieder gebadet werden. Wie die Stadtverwaltung in Magdeburg am Montag mitteilte, bestehe nur noch die Warnstufe1. Dementsprechend sei Baden wieder möglich.

Eine Frau aus Magdeburg winkt ab, als sie zum Adamsee kommt. „Das Wasser sieht ja wirklich einladend aus, aber die Verbotsschilder werden hier ja nicht ohne Grund stehen. Ich werde mit meiner Tochter zum Jersleber See fahren. Da ist wenigstens das Baden erlaubt.“ Zum Adamsee sei sie auch nur gekommen, weil ihr das Gewässer als „Geheimtipp“ empfohlen worden sei. Aufgrund der Gefahr hier verzichte sie aber lieber.

Am Adamsee ist das Baden verboten. In dem ehemaligen Tagebau können gefährliche Strudel entstehen, zudem  drohen Hangabgänge.
Am Adamsee ist das Baden verboten. In dem ehemaligen Tagebau können gefährliche Strudel entstehen, zudem drohen Hangabgänge.
Foto: Matthias Strauß