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Niederndodeleben Spritzen, wenn die Bienen schlafen

Zum Schutz ihrer Bienen wollen die Imker aus der Umgebung von Magdeburg mit den Landwirten zusammenarbeiten.

Von Constanze Arendt-Nowak 11.05.2020, 13:34

Niederndodeleben l Das gelbe Meer von blühendem Raps im Frühjahr ist nicht nur eine Augenweide, sondern auch eine wichtige Nahrungsquelle für Bienen. Das weiß auch der aus Niederndodeleben stammende Yves Krone, der als Obmann für Bienenwanderung beim Imkerverein Magdeburg und Umgebung fungiert. „Gerade auf dem Land ist es für die Imker die einzige Massentracht, das heißt, hier lässt sich viel Honig ernten“, erklärt der junge Imker die wichtige Stütze für die Imkerei. Er selbst hat auch am einem Börde-Rapsfeld einen Standort für seine Bienen gefunden.

Wichtig sei, dass die Honigernte im Raps nicht verlorengeht. Auch das Spritzen der Kulturen kann Gefahren für die Honigbienen mit sich bringen. Deswegen streben die Imker eine enge Zusammenarbeit mit den Landwirten an. „Die Imker haben Angst, dass ihre Bienen Spritzmittel abbekommen“, so Yves Krone, der weiß, dass einerseits gegen Pilzkrankheiten der Pflanzen gespritzt werden kann, andererseits gegen schädliche Insekten. Nach seiner Aussage müssen die Insektizide, die auch die Bienen schädigen, generell nachts gespritzt werden, bei den Pilzmitteln ist das Spritzen auch am Tage erlaubt.

„Wenn die Bienen das aber abbekommen, riechen sie anders. Das hat zur Folge, dass die Wächterbienen sie dann nicht mehr zum Bienenvolk zurück lassen und sie dann verloren sind. Außerdem ist es möglich, dass die Pilzmittel in den Honig gelangen“, nennt er Situationen, weswegen sich die Imker freuen würden, wenn die Reihe der Landwirte größer wird, die ihre Rapsfelder nachts spritzen. Die Bienen kehren gegen 19 oder 20 Uhr in den Stock zurück und wenn die Pilzmittel nachts aufgebracht werden, haben sie genug Zeit in den Pflanzen einzuwirken, so dass die Bienen beim erneuten Ausflug am Morgen nichts mehr davon merken.

Das Niederndodeleber Landwirtschaftsunternehmen Agro Bördegrün und der Hohendodeleber Landwirt Phillip Krainbring gehen mit gutem Beispiel voran. Trotz eines erhöhten Organisationsaufwandes ist die Zusammenarbeit zwischen diesen Landwirten und den Imkern nun schon im zweiten Jahr fruchtbringend. So erklärt Stephan Randel, Betriebsleiter Pflanzenbau bei Agro Bördegrün, dass seine Mannschaft in diesem Jahr anstatt an einem kompletten Tag über vier Tage erst nach Einbruch der Dunkelheit in die Rapskulturen gefahren ist, um zu spritzen. „Und dann haben wir auch nicht bis zum Morgengrauen gespritzt, nicht dass sich die Bienen zum Frühstück den Bauch vollschlagen und dann verloren sind“, sagt er weiter. Es sei ein Anliegen gewesen, den Zeitraum vom Auftragen des Mittels bis zum Bienenflug möglichst groß zu halten. „Wir wollen einen Weg finden, mit dem jeder gut leben kann – wir und auch die Imker“, so Stephan Randel. Die Vorteile einer guten Zusammenarbeit mit den Imkern sieht er für die Landwirte nicht nur in einer guten Bestäubungsleistung, sondern auch darin, dass mehr Bewegung an den Äckern herrscht. Die Imker seien regelmäßig vor Ort, was vielleicht auch Umweltsünder abschrecken könnte. Die illegale Müllentsorgung in der Landschaft ist ein Problem, mit dem die Landwirte stetig zunehmend zu kämpfen haben.

„Da viele Imker ihre Bienen am Stadtrand von Magdeburg zu stehen haben, würden wir uns freuen, wenn noch mehr Landwirte auf den Zug aufspringen würden und ihr Felder nachts spritzen würden“, erklärt Yves Krone hoffnungsvoll.