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Schwerlasttransport Riesentrafo muss repariert werden

Im Wolmirstedter Umspannwerk ist ein Riesentrafo von der Schiene auf die Straße umgestiegen. Es gab technische Probleme.

Von Gudrun Billowie 06.03.2019, 00:01

Wolmirstedt l Betretene Gesichter im Wolmirstedter Umspannwerk: Der Riesentrafo hat einen Defekt. „Es hat technische Probleme beim Umbau von der Schiene auf die Straße gegeben“, sagt 50Hertz-Sprecher Henrik Beuster. Was genau passiert ist, wurde bis Redaktionsschluss nicht bekannt. Klar ist nur: Am Mittwochabend wird sich kein Transport Richtung Stendal-West in Bewegung setzen. Die „Willkommensarbeiten“ im dortigen Umspannwerk wurden abgebrochen. Bis der Riesentrafo repariert ist, werden ein paar Tage vergehen.

Es ist in der Tat eine knifflige Angelegenheit, den Riesentrafo von der Schiene auf den Straße zu setzen. Der Spannungswandler ist mit 315 Tonnen etwa so schwer wie zwei Blauwale, im Innern aber empfindlich wie eine Mimose. Die Technik, die den ankommenden Windstrom von 110 Kilovolt auf 380 Kilovolt transformiert, verträgt keine Erschütterungen. Deshalb wird der Trafo nicht einfach auf einen Waggon gesetzt, sondern quasi freischwebend zwischen zwei Schnabelwagen transportiert.

Meist passiert das auf Schienen, deshalb führt ein Gleis direkt ins Wolmirstedter Umspannwerk. Dorthin werden Trafos problemlos ins Haus geliefert. Ins Umspannwerk Stendal-West führt kein Gleis. Deshalb kam der Trafo in den sehr frühen Dienstagsstunden aus Nürnberg in Wolmirstedt zum Umsetzen an.

Es war ein sehr langer Zug, in dessen Mitte der Transformator quasi frei zwischen zwei Schnabelwagen schwebte. Diese Wagen heißen so, weil ihre Tragarme den Schnäbeln der Vögel sehr ähnlich, sogar beweglich sind. Dafür sorgt die Hydraulik.

Doch die Stahlräder der Schnabelwagen für Schienen eignen sich nicht für die Straße, also mussten sie durch straßentaugliche Schnabelwagen ersetzt werden. Der immer wieder einsetzende Regen war dabei das kleinste Problem.

Zunächst wurden die Wagen vom Trafo abgekoppelt. Das gelang, indem sehr vorsichtig erst ein Wagen entfernt wurde. Der Trafo, der nun nicht mehr frei schwebte, wurde auf Holzblöcken zwischengeparkt, bis der neue, der straßentaugliche Schnabelwagen angedockt war.

Das erforderte eine ziemliche Zirkelei, denn der Schnabelwagen für die Straße ist sehr lang, hat zwölf Achsen. Ein Lkw fuhr ihn im Schneckentempo und Rückwärtsgang dicht an den Trafo heran. Es folgte ein akribisches und zeitintensives Jonglieren mit der Hydraulik, dann waren Trafo und Schnabelwagen eins. Die erste Seite war geschafft. Würde es auf der anderen Seite ebenso glatt gehen?

Leider nicht. Irgendwann bemerkten die Mitarbeiter, dass der Trafo ein bisschen kaputt war. Die Aktion wurde abgebrochen. Der Tragarm des zweiten Schnabelwagens wurde auf den Boden gesenkt, die Maschine wirkte nun wie ein trauriger Vogel. Auch die Mitarbeiter schienen ihren Elan verloren zu haben. Was genau passiert war, sagte niemand. Fest stand nur: Der Transport wird nicht fahren. Jedenfalls nicht am Mittwochabend.

Der Riesentrafo muss repariert werden. Wie lange das dauert, ist unklar. Es wird mit ein paar Tagen gerechnet. Die beantragten Straßensperrungen werden vorerst nicht benötigt, Verkehrsschilder, die abmontiert werden sollten, bleiben stehen, die angeforderte Polizeieskorte kann sich anderen Aufgaben widmen. Die Autobahnabfahrt bei Colbitz muss erst später durchzirkelt werden, Brücken, die dem insgesamt 480 Tonnen schweren und fünf Meter hohen Transport nicht gewachsen sind, werden später umfahren. Wenn es soweit ist, muss alles neu beantragt werden und die 50Hertz-Mitarbeiter hoffen, dass dann dem Transport nichts im Wege steht.

Auf die Stromversorgung wird sich diese Verzögerung vermutlich nicht auswirken. Der Trafo soll ohnehin erst im Juni in Betrieb gehen und an diesem Termin wird weiterhin festgehalten. „Im vergangenen Jahr kam schon mehr als die Hälfte des Stroms aus erneuerbaren Energien“, konstatiert Andreas Mötzing, Leiter des 50Hertz-Regionalzentrums West, „der neue Trafo ermöglicht es uns, noch mehr grünen Strom aufzunehmen.“

Wenn der Wind im Norden weiter ordentlich weht und der Trafo in Stendal-West läuft.