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Klima So trocken war der Sommer in Wolmirstedt bisher im deutschen Vergleich

Deutschlandweit macht die Trockenheit zu schaffen. Vor allem die Börde zählt zu den trockensten Regionen. Auch der Juni war wieder zu warm. Verglichen mit dem Rest der Bundesrebublik liefert die Gegend um Wolmirstedt aber überraschende Ergebnisse.

Von Kristina Reiher 21.07.2023, 18:15
Eine Fläche in Wolmirstedt, wo versucht wird, der Trockenheit entgegenzuwirken, ist das Versuchsfeld für Pflanzenkohle.
Eine Fläche in Wolmirstedt, wo versucht wird, der Trockenheit entgegenzuwirken, ist das Versuchsfeld für Pflanzenkohle. Foto: K. Reiher

Wolmirstedt - Immer mal wieder kommt in den nächsten Tagen ein Regenschauer herunter. Abhilfe schaffen die paar Tropfen dennoch nicht. Seit einer Woche gilt deshalb in der Börde ein Wasserentnahmeverbot. Auch die höchste Waldbrandgefahrenstufe wurde für den nördlichen Bereich des Landkreises ausgerufen. Aber wie sieht das im Rest von Deutschland aus?

Offiziell beginnt im Juni der Sommer. Viel Sonne, wenig Regen und warme Temperaturen gehören für viele dazu. Seit einigen Jahren beginnt damit aber auch eine Jahreszeit, die durch die Klimakrise bald von der warmen zur heißen Jahreszeit umbenannt werden könnte. Denn laut Deutschem Wetterdienst war der diesjährige Juni bereits der zehnte in Folge, in dem die Temperaturen im Durchschnitt das langjährige Mittel von 1981 bis 2010 überschritten haben. Mit 20,2 Grad war es auch in Wolmirstedt fast drei Grad wärmer als die früher durchschnittlichen 16,9 Grad.

Und damit noch nicht genug der Wetterextreme: Der Juni 2023 war deutschlandweit der zweitsonnigste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1951. Allein in Wolmirstedt durften sich die Einwohner über 51 Sonnenstunden mehr freuen als im langjährigen Mittel. „Auch die Anzahl der extrem heißen Tage hat sich in den letzten zehn Jahren nahezu verdoppelt“, informiert Michael Rode vom Magdeburger Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Zudem war der Sommermonat in weiten Teilen Deutschlands auch deutlich zu trocken.

Mehr Regen in Wolmirstedt als regenreichste Stadt

Zählt sonst aber gerade die Börde zu den Regionen in Deutschland, die von Sommerregenschauern am meisten verschont bleiben, bildete der Juni eine Ausnahme. Denn im mittleren Teil Sachsen-Anhalts, vor allem auch in Wolmirstedt und Umgebung, regnete es im Vormonat mehr, als üblich. Gerade die letzten beiden Juni-Wochen konnten zu den Positiv-Werten beitragen - und das sogar deutlich. Fielen von 1981 bis 2010 im Juni durchschnittlich nur 53 Liter pro Quadratmeter, war es in diesem Jahr fast das Doppelte. Über knapp 92 Liter Regen pro Quadratmeter durften sich die Wolmirstedter freuen. Zum Vergleich: Die laut Deutschem Wetterdienst sonst regenreichste Stadt Deutschlands ist Oberstdorf in Bayern. Hier kommen im Juni sonst im Schnitt 193 Liter pro Quadratmeter herunter. Im Juni brachte es der Kurort im Oberallgäu aber gerade einmal auf etwa die Hälfte des Regens, der in Wolmirstedt herunterkam.

Grundwasserstände werden weiter abnehmen

Aufatmen können die Wolmirstedter trotzdem nicht. Denn Starkregenereignisse wie Ende Juni in Wolmirstedt helfen nur bedingt gegen die vorherrschende Trockenheit. „Gerade ausgetrocknete Böden können so viel Wasser auf einmal nicht aufnehmen. Das überschüssige Wasser fließt schnell in die Flüsse ab, statt wie bei lang anhaltendem Dauerregen vom Boden aufgesaugt zu werden“, erklärt Rode.

Dazu komme, dass sich die Niederschläge in den vergangenen 120 Jahren kaum verändert hätten. Im Mittel werde zehn Prozent mehr Niederschlag benötigt, was aber nicht zu erwarten sei. „Temperatur und Niederschlag zusammen bestimmen das Wasserdargebot. Durch die höheren Temperaturen haben wir auch eine höhere Verdunstung“, sagt Rode. Aufgrund der klimatischen Veränderungen sei mittel- und langfristig daher mit weiter abnehmenden Grundwasserständen, insbesondere im ostdeutschen Tiefland, zu rechnen.

Umsichtiges Verhalten kann Brände verhindern

Auszuschließen ist demnach auch nicht, dass die Trockenheit unser Landschaftsbild nachhaltig verändern könnte. Denn schon jetzt sei klar, dass das im Boden fehlende Wasser nicht einfach ersetzt werden könne. Das zeigt sich trotz des regenreichen Junis an den immer noch zu trockenen Landschaften um Wolmirstedt, wegen denen der Landkreis jetzt sogar die höchste Waldbrandstufe ausgerufen hat. Verboten ist seitdem das Betreten des Waldes außerhalb der Wege. Durch umsichtiges Verhalten könnten viele Brände verhindert werden, werden sie doch häufig durch Fahrlässigkeit und Unachtsamkeit verursacht, so der Landkreis.

Die Feuerwehr Wolmirstedt musste diesen Sommer bereits zu mehrern Bränden ausrücken, darunter ein brennendes Getreidefeld, drei Ödlandbrände sowie ein brennender Holzhaufen rief die Kameraden auf den Plan.