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St.-Klara-Heim Anerkennung und Wertschätzung im Ort

Das Wohnheim St. Klara ist fester Bestandteil von Groß Ammensleben. Mitarbeiter und Bewohner sind in den Dorfalltag eingebunden.

Von Christian Besecke 24.11.2020, 00:01

Groß Ammensleben l Seit 2002 gibt es das Wohnheim St. Klara auf der Klosterdomäne. Die rund 30 Menschen, die hier betreut werden, sind im Gebäude der ehemaligen Polytechnischen Oberschule „Thomas Müntzer“ und späteren Sekundarschule untergekommen. „Zuvor war das Haus eigentlich als Sitz des Pächters der Domäne errichtet worden“, weiß Ortsbürgermeister Rüdiger Pfeiffer zu berichten. „Nach 1945 war es damit dann vorbei.“

Es steckt also schon eine gehörige Portion Geschichte im Gebäude des heutigen Wohnheims, in dem Menschen mit psychischen und seelischen Erkrankungen betreut werden. Heute wird das im Fachgebrauch stationäres Wohnen genannt. „Es kann die Leute sicherlich schlechter treffen, als hier in Groß Ammensleben zu leben“, sagt die Leiterin Susanne Käsdorf, die ebenfalls seit 2002 hier tätig und seit 2005 Leiterin des Hauses ist. „Wir sind hier eine große Familie und fest im Leben des Dorfes verankert.“ Das bestätigt der Ortsbürgermeister nur zu gern. „Der Kontakt untereinander ist großartig und die Menschen helfen auch bei den Veranstaltungen im Dorf, auf dem Gelände der Domäne und in der Klosterkirche.“

Das ist in diesem Jahr gar nicht so einfach. „Wir setzen die Beschränkungen haargenau um“, versichert die Leiterin. „Das macht unsere kleine Welt aber im Augenblick nur noch kleiner.“ In normalen Jahren gibt es nämlich allerhand Events, bei denen die Bewohner des Wohnheims St. Klara kräftig mit zupacken. „Unsere Klienten sind hauptsächlich in der Landwirtschaft in der Region tätig“, sagt Susanne Käsdorf. „Außerdem haben wir noch ein ambulantes betreutes Wohnen in Groß Ammensleben.“ Letztendlich sei es auch das ausgemachte Ziel, die Bewohner in das gesellschaftliche Leben wieder einzugliedern.

„Natürlich gibt es auch Menschen, die hier ihr Leben verbringen“, fügt sie hinzu. „Das läuft aber ganz normal ab. Sie bewohnen Einzel- oder auch Doppelzimmer.“ So gibt es gemeinsame Ausflüge, ja regelrechte Urlaubsreisen in der Gruppe und völlig normale Tagesabläufe.“ Allgemein wird die Ruhe sehr hoch bewertet. Dazu kommt dann das dörfliche Leben in der Niederen Börde. „Das sehen wir durchaus als Vorteil“, versichert die Leiterin. „Wir bringen uns hier ein und erfahren Wertschätzung.“

So kümmern sich die Bewohner nicht nur um ihr St-Klara-Heim, sondern auch um die Außenanlagen auf der Domäne. Sie gießen, fegen und sammeln auch schon einmal achtlos weggeworfenen Müll ein. Auch um den Raum der Kirchengemeinde kümmern sie sich. Überhaupt bestehen gute Beziehungen zur Gemeinde. Selbst bei musikalischen Veranstaltungen sind die Bewohner präsent und hilfsbereit zur Stelle. Bei Veranstaltungen – wie dem Tag des offenen Denkmals – werden an einem gesonderten Stand Kaffee und Kuchen gereicht, außerdem sind selbst angefertigte ergotherapeutische Hilfsmittel im Angebot.

Beim traditionellen Weihnachtsmarkt auf der Domäne haben die Bewohner den Schmuck des Weihnachtsbaumes selbst gebastelt und ihn damit geschmückt. „Zu Heiligabend haben wir dann den schönen Baum zu uns geholt“, sagt die Leiterin. Das fällt aber auch in diesem Jahr flach. So gibt es dieses Mal nur einen festlichen Baum für das Dorf vor Silkes Laden.

Aber auch dafür hat Rüdiger Pfeiffer im Coronajahr eine Lösung. „Die Bewohner können gern diesen Baum schmücken, darüber würden wir uns als Ortschaftsrat freuen“, sagt er. Auch die Groß Ammensleber würden diese Aktion ganz sicher sehr begrüßen, da sie den geschmückten Baum vom alljährlichen Adventsmarkt zu schätzen gelernt haben.

Wenn es die Bestimmungen zulassen, soll das Schmücken in den nächsten Tagen auf diese Weise erfolgen. „Über etwas Abwechslung freuen wir uns natürlich alle, gerade in diesen schweren Tagen“, sagt die Leiterin. „Aber es gibt auch Ängste, gerade wegen der Corona-Krise in der Welt.“