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Sportlicher Nachwuchs „The Flash“ aus Wolmirstedt: Teenager ist Landesmeister im Laufen

Viele Jungs in seinem Alter spielen Fußball oder Handball, wollen zum FCM oder SCM. Armin Brett hat seine eigene Nische gefunden. Der Zwölfjährige ist Landesmeister im Laufen.

Von Kristina Reiher 17.07.2023, 18:00
Armin Brett ist in seiner Altersklasse der schnellste Junge Sachsen-Anhalts.
Armin Brett ist in seiner Altersklasse der schnellste Junge Sachsen-Anhalts. Foto: Kristina Reiher

Wolmirstedt - Die Sonne brennt, es sind 32 Grad im Schatten an diesem Trainingstag im Stadion im Wolmirstedter Küchenhorn. Armins Pferdeschwanz wippt beim Laufen von links nach rechts. Die moderne Undercut-Frisur ist sein Markenzeichen. „Damit wird er bei den Läufen immer schon von Weitem erkannt - und alle stöhnen auf, wenn sie ihn kommen sehen“, sagt Armins Vater Ronny Brett und lacht. Denn wenn der Zwölfjährige dabei ist, ist ihm der Sieg fast sicher.

Auf vielen Listen steht er ganz oben, führt auch den Elbe-Ohre-Cup bei den unter 14-Jährigen an. Die heißen Temperaturen machen ihm nichts aus, im Gegenteil: „Bei dem Wetter laufe ich sogar noch besser“, sagt Armin und lächelt zurückhaltend. Die Ergebnisse geben ihm recht. Offiziell läuft er schneller, als jeder andere Zwölfjährige in Sachsen-Anhalt. Denn seit Ende Juni ist Armin Brett Landesmeister in seiner Altersklasse.

Armin Brett ist in seiner Altersklasse der schnellste Junge Sachsen-Anhalts. Jedes Wochenende ist er dazu mit seinem Vater in Sachsen-Anhalt unterwegs.
Armin Brett ist in seiner Altersklasse der schnellste Junge Sachsen-Anhalts. Jedes Wochenende ist er dazu mit seinem Vater in Sachsen-Anhalt unterwegs.
Foto: Kristina Reiher

Zu Kopf gestiegen ist ihm der Erfolg ganz sicher nicht. Armin ist schüchtern, hat einen ruhigen, ausgeglichenen Charakter, lächelt freundlich und möchte eigentlich nur sein Ding durchziehen. Er läuft eben einfach gern. Andere Hobbys hat er nicht. „Außer vielleicht zocken“, sagt der Zwölfjährige und lächelt wieder. Da ist er eben doch ein Teenager, wie alle anderen. Ausprobiert haben seien Eltern viel mit ihm - von Breakdance bis zu Fußball. Aber schon mit fünf Jahren zeigte sich seine Begeisterung für die Leichtathletik, insbesondere für das Laufen. Also wurde er im regionalen Verein „SV Kali Wolmirstedt“ angemeldet, wo er noch heute ist.

Armin hat seinem Trainer viel zu verdanken

Seinem Trainer Bruce Knorr hat er viel zu verdanken, der ihn immer weiter fordert, manchmal bis zu dreimal in der Woche mit ihm trainiert. „Zirkeltraining gehört nicht zu seinem liebsten Zeitvertreib. Aber man muss sich ja auch immer etwas Neues einfallen lassen - ein bisschen Abwechslung“, sagt Knorr. Nicht immer nur das gleiche Programm runterspulen.

Beinahe hätten sich Armin und sein Trainer sogar den gleichen Namen geteilt. „Ich hätte ihn gern Bruce Brett genannt, aber da hatte meine Frau ja auch auch noch ein Wörtchen mitzureden“, sagt sein Vater und lacht. In Anlehnung an Bruce Banner, auch als Superheld Batman bekannt. Noch passender wäre da wohl nur Barry gewesen - wie der blitzschnelle Superheld „The Flash“ (zu deutsch: „Der Blitz“) mit bürgerlichem Namen heißt.

Papa Ronny Brett (li.) und Trainer Bruce Knorr (re.) unterstützen das Zwölfjährige Supertalent beim Laufen.
Papa Ronny Brett (li.) und Trainer Bruce Knorr (re.) unterstützen das Zwölfjährige Supertalent beim Laufen.
Foto: Kristina Reiher

Beim Training sitzt Armin entspannt auf der Bank und hört zu. Dann geht es los. Er ist von Null auf Hundert, läuft und gibt alles. Trotzdem muss er zum Training oft motiviert werden. Bruce Knorr hält den Zwölfjährigen auf Trab. Eine Zeit lange hat das Wolmirstedter Lauftalent mit einem anderen Leichtathleten trainiert, der noch schneller war. „Der ist aber auch schon 18“, sagt Knorr. Für Armins Ehrgeiz war das aber ein Ansporn. Er läuft nicht gern hinterher. „Eigentlich braucht Armin jemanden, der das mit ihm zusammen macht, der so schnell ist, wie er selbst, der ihn antreibt“, sagt Knorr.

Weniger sportlicher Nachwuchs beim Laufen

Aber der Nachwuchs fehlt. „Vielleicht liegt es daran, dass wir hier so abgeschnitten sind“, vermutet der Trainer. Denn das alte Stadion liegt unterhalb von Wolmirstedt, versteckt im Küchenhorn. Nicht einmal das Navigationsgerät findet auf Anhieb den Weg dorthin. Ändern könnte sich das mit dem neuen Stadion, das für mehrere Millionen in den nächsten Jahren mitten in Wolmirstedt entstehen soll. Der Verein hofft auf mehr Zuwachs.

Läufer wie Armin gibt es nicht viele. Die sportlichen Alternativen sind zu vielfältig. Der Wolmirstedter geht in Magdeburg auf die Sportschule. „Alle aus meiner Klasse spielen Fußball oder Handball“, sagt der Zwölfjährige. Sie wollen zum FCM oder später beim SCM spielen. Armin möchte am liebsten professioneller Läufer werden. Doch das könnte schwierig werden. „Das, was ein Profi-Leichtathlet verdient, ist ja nicht mal ansatzweise mit dem Verdienst eines Fußballers zu vergleichen, selbst wenn der bloß Regionalliga spielt“, sagt Knorr. Leben lässt sich davon allein nicht.

Armin Brett: Vom Läufer zum Polizisten?

Abhilfe schaffen könnte da die Landespolizei, in der Spitzensportler gefördert werden. Neben ihrer Polizeikarriere trainieren die Männer und Frauen dazu auf Spitzenniveau in verschiedenen Disziplinen wie etwa Radrennsport, Judo oder eben Leichtathletik. Möglich ist die Verbindung aus Polizeiausbildung und Spitzensportkarriere durch eine Vereinbarung zwischen dem Ministerium für Inneres und Sport und dem Trägerverein des Olympiastützpunktes Sachsen-Anhalt (OSP).

Ein beruflicher Werdegang, den sich auch Armin gut vorstellen könnte. „Zumindest die Diebe hätten dann keine Chance, wegzulaufen“, witzelt sein Vater. Vom Gedanken an den perfekten Beruf ist der Zwölfjährige aber noch Jahre entfernt. „Unser Ziel dieses Jahr waren die Landesmeisterschaften - und die hat er problemlos geschafft“, sagt Trainer Bruce Knorr. Jedes Wochenende ist Armin mit seinem Papa in Sachsen-Anhalt unterwegs, denn irgendeinen Läufer-Cup gibt es immer. „Da kommen über die Saison verteilt schon 1000 Kilometer zusammen“, verrät Ronny Brett.

Jetzt steht für den Zwölfjährigen und seine Familie aber erstmal der Sommerurlaub an. Es geht an die Ostsee. Und wie sollte es auch anders sein: „Armin hat sich da oben auch schon einen Wettbewerb rausgesucht, bei dem er mitlaufen möchte“, sagt sein Vater. Der Zwölfjährige lächelt stolz. Denn ob später die große Profisportler-Karriere folgt oder nicht, die Unterstützung seiner Familie hat er sicher.