Oliver Schreiber entdeckt seinen Traumberuf während seiner zweiten Ausbildung Vom Installateur zum Erzieher
Immer mehr Männer entscheiden sich für die Ausbildung zum Erzieher. In diesem Jahr sind es bereits 17, die ihre Lehre an der Evangelischen Fachschule für soziale Berufe in Wolmirstedt beenden. Einer von ihnen ist Oliver Schreiber. Es ist die zweite Ausbildung des 35-Jährigen.
Wolmirstedt l In diesem Jahr verlassen 73 Schülerinnen und Schüler die Evangelische Fachschule für soziale Berufe in Wolmirstedt. Unter den Absolventen befinden sich immer mehr Männer. In diesem Jahr beenden 17 von ihnen ihre schulische Ausbildung zum Erzieher. Nur noch selten werden sie nach Wolmirstedt kommen. Ihre Einsatzorte sind fortan Kindergärten, Schulen, Wohnheime, Werkstätten im ganzen Land. Sie gehen ins so genannte Anerkennungsjahr. Ein Jahr, in dem sie ihr Wissen in der Praxis unter Beweis stellen müssen.
Auch Oliver Schreiber startet nun ins Berufsleben. Allerdings nicht zum ersten Mal. Der 35-Jährige hat bereits eine Ausbildung in der Tasche und schon einige Jahre als Installateur gearbeitet. Seinen Blaumann hängte er für die neue "Berufung", wie er selbst sagt, an den Nagel.
Über den Schritt, eine neue Ausbildung an der Fachschule absolviert zu haben, ist Oliver Schreiber froh. "Ich habe meinen Traumberuf gefunden." Und auch wenn dies über Umwege geschah, so ist er doch mehr als selig mit dieser Entscheidung. "Der große Druck in meinem Job vorher hat mich völlig fertig gemacht."
"Die Arbeit mit behinderten Menschen gibt mir sehr viel."
In den vielen praktischen Einheiten, die zur Ausbildung an der Evangelischen Fachschule gehören, habe er schnell gemerkt, dass das in diesem Arbeitsfeld ganz anders ist. "Hier gibt der Mensch das Tempo vor, die Dynamik entwickelt sich aus ihm heraus." Während er sich zu Beginn der Ausbildung am ehesten in einer Kindertagesstätte gesehen hat, weiß er nun genau, wo er hingehört.
"Die Arbeit mit behinderten Menschen gibt mir sehr viel. Das Resultat meiner Arbeit erfahre ich so direkt." Und das, obwohl sich Oliver Schreiber anfangs schwer mit dem Gedanken getan hat. "Ich hatte Berührungsängste, wusste nicht so recht, wie ich mit Behinderten umgehen sollte." Die Berührungsängste habe er mittlerweile abgelegt. Sein Anerkennungsjahr absolviert er in einem integrativen Kinder- und Jugendheim in Magdeburg. An die vier Jahre an der Evangelischen Fachschule erinnert sich der junge Mann sehr gern: "Diese Schule ist etwas Besonderes. Sie hat einen hohen Anspruch, aber sie fängt die Schüler auch auf, wenn es mal nicht so läuft."
"Wenn sich eine zweite Chance bietet, muss man die nutzen."
So ist der 35-Jährige während seiner Ausbildung Vater geworden. "Da ging es schon mal drunter und drüber, man hat mal was versäumt, weil man die ganze Nacht auf den Beinen war." In solchen Momenten sei ihm sehr viel Verständnis entgegengebracht worden. "Das ist der familiäre Charakter der Schule, der dies möglich macht. Und natürlich die Lehrer", so Schreiber. Wenn er nun sein Zeugnis in den Händen hält, könne er es selbst kaum glauben, dass er den Mut hatte, noch einmal neu anzufangen. Aus seiner Erfahrung kann er allen anderen nur raten: "Wenn sich eine zweite Chance bietet, dann muss man sie auch nutzen."