1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wolmirstedt
  6. >
  7. Heiligabend ohne Live-Krippenspiele

Weihnachten Heiligabend ohne Live-Krippenspiele

Die traditionellen Christvesper mit Krippenspielen am Heiligen Abend wird es in den meisten Kirchen der Hohen Börde heuer nicht geben.

Von Constanze Arendt-Nowak 22.12.2020, 09:56

Hohe Börde l Keine traditionelle Christvesper, kein Krippenspiel... Die Alternativen unter freiem Himmel sind letztlich ebenso abgesagt worden.Einen „schweren, aber verantwortungsvollen Schritt“ nennt Pfarrer Martin Zander die Entscheidung, die Christvespern an Heiligabend in den evangelischen Kirchen der Kirchengemeindeverbände Hohe Börde, Wartberg und Irxleben abzusagen. Die Gemeindekirchenräte haben sich aufgrund der Entwicklungen in der Corona-Pandemie dazu entschlossen. Mit Blick auf das Infektionsgeschehen und den Aufruf an alle Menschen, die Kontakte zu minimieren, sei der gemeinsame Schutz derer wichtig, die als Kranke, Alte und Schwache besonders auf Nächstenliebe und Rücksicht angewiesen sind. Es wird auf große Menschenansammlungen verzichtet.

Es war keine leichte Entscheidung, denn vielerorts im Süden der Hohen Börde liefen die Vorbereitungen für den Heiligen Abend bereits seit September. Mit Akribie wurde nach Alternativen gesucht, wurden Konzepte entwickelt, organisiert und geplant. Oft waren Openair-Veranstaltungen außerhalb der Kirchen zunächst die Alternative, aber auch die wurden jetzt gestrichen.

Martin Zander sieht sich zu Dank verpflichtet: „Ich bin den Ehrenamtlichen außerordentlich dankbar, dass sie so eine couragierte, aber - davon bin ich überzeugt - richtige Entscheidung getroffen haben. Und gemeinsam sind wir gewiss: Weihnachten wird es trotzdem – auch 2020! Denn Gott lässt es Weihnachten werden. Nicht wir machen Weihnachten, sondern er.“

Die Türen der Kirchen in Zanders Pfarrbereich – also in Hermsdorf, Hohenwarsleben, Niederndodeleben, Schnarsleben, Irxleben, Eichenbarleben, Mammendorf, Ochtmersleben und Wellen werden am 24. Dezember dennoch offen stehen. In den geschmückten Kirchen ist von 15 bis 18 Uhr sowie am ersten Weihnachtstag von 10 bis 11 Uhr Zeit zum Gebet und zur persönlichen Andacht geöffnet. „In den Kirchen ist eine Mund-Nasen-Schutzmaske zu tragen und der Mindestabstand von 1,50 Metern zu wahren“, weist Martin Zander hin. Ebenso dürfe nicht gesungen werden. „Ich werde in dieser Zeit durch alle Orte fahren und in jeder Kirche ein Gebet für die Menschen dort sprechen“, fügt er hinzu.

In den Kirchen kann das Friedenslicht aus Bethlehem, was jedes Jahr in der Geburtskirche in Bethlehem entzündet wird und sich von dort auf die ganze Welt ausbreitet, mit nach Hause genommen werden. Kleine Laternen für den wetterfesten Transport können mitgebracht oder in der Kirche gegen eine kleine Spende erworben werden.

Nach Zanders Aussage sollen außerdem um 20.30 Uhr in allen Kirchen des Kirchenkreises die Glocken läuten. „Alle Menschen sind aufgerufen, die Fenster oder Türen zu öffnen und gemeinsam das Lied ‚O du fröhliche‘ zu singen, abzuspielen oder auf einem Instrument zu begleiten“, fügt der Pfarrer hinzu.

Die kleinen Friedenslichter zum Mitnehmen stehen auch in der Marktkirche in Bebertal bereit, wie der Gemeindekirchenratsvorsitzende Andreas Berger erklärt. Er und sein Gemeindekirchenrat haben sich die Entscheidung, die Christvesper am Heiligabend ausfallen zu lassen und alternativ nur die Kirche für ein stilles Gebet zu öffnen, ebenfalls nicht leicht gemacht. Geplant war, das Krippenspiel während des Gottesdienstes auf Leinwand vorzuführen, letztlich war der Wille, größere Menschenansammlungen zu vermeiden, aber doch stärker. „Wir können schlecht einschätzen, wie viele am Heiligen Abend in die Kirche kommen“, so Andreas Berger. Er empfindet die Verantwortung, die die Landeskirche und der Kirchenkreis den kleinen Kirchengemeinden aufbürdet, schon recht groß. Wenn sich die Türen der Marktkirche zwischen 15 und 17 Uhr öffnen, wird der Klang der Orgel zu hören sein und von Zeit zu Zeit auch das Evangelium gelesen werden. Dem Rotstift nicht zum Opfer fallen soll aber der Gottesdienst am ersten Weihnachtstag. Auf Basis eines Hygienekonzeptes, das der Kirchenkreis und das Gesundheitsamt abgestimmt haben, soll am 25. Dezember ab 9.30 Uhr Gottesdienst in der Marktkirche gefeiert werden.

Die aktuellen Entwicklungen in der Corona-Pandemie haben auch die Verantwortlichen im Kirchspiel Ackendorf-Rottmersleben zu einer Absage bewogen, was auch für den Gottesdienst am 25. Dezember gilt. „Der geschmückte Weihnachtsbaum steht an der Kirche, wir wollten den Gottesdienst draußen feiern, sowohl in Ackendorf als auch in Rottmersleben“, so Hans-Eike Weitz, Vorsitzender des Gemeindekirchenrates des Kirchspiels Ackendorf-Rottmersleben. So wie Ackendorf und Rottmersleben gehört auch das Kirchspiel Groß Santersleben-Schackensleben zum Pfarrbereich von Pfarrer Thomas Wolter.

Auch hier wird alles abgesagt. Marlies Böttcher vom Gemeindekirchenrat berichtet, dass in Groß Santersleben ursprünglich die Weihnachtsgeschichte beim Zusammensein auf der Freifläche auf dem Friedhof gelesen und nachgestellt werden sollte. Nun werden alternativ – wie überall im Pfarrbereich von Thomas Wolter – kleine Weihnachtsbriefe mit einer Kerze an die Gemeindemitglieder verteilt. „Und damit Weihnachten nicht ganz vergessen wird, läuten wir an Heiligabend um 17 Uhr in Groß Santersleben und Schackensleben für zehn Minuten die Glocken und läuten die Geburt Jesu Christi ein“, so Böttcher.

In Bornstedt wird das Weihnachtsfest, wie der Gemeindekirchenratsvorsitzende Heiner Danzmann mitteilt, am Heiligen Abend ab 16.45 Uhr eingeläutet. Auch wenn alle Gottesdienste und Veranstaltungen hier bis zum 10. Januar abgesagt werden, soll die Bornstedter Kirche doch allen Besuchern offen stehen. Vom 24. bis zum 31. Dezember ist die Kirche jeweils von 15 bis 18 Uhr geöffnet. „Schauen Sie selbst einmal hinein und lassen sich von der dargestellten Weihnachtsgeschichte und der hierzu erklingenden Musik auf die Weihnachtszeit einstimmen“, schreibt der Gemeindekirchenrat in seiner Einladung. Es wird aber darauf hingewiesen, dass alle Hygienemaßnahmen unbedingt einzuhalten sind.

In Nordgermersleben setzt der Gemeindekirchenrat auf die Openair-Variante am Heiligen Abend. Nach Information von Albrecht von Bodenhausen vom Gemeindekircherat wird die Christvesper ab 18 Uhr am Denkmal vor der Kirche stattfinden. Konfirmandin Mia Rochlitzer wird eine kindgerechte Weihnachtsgeschichte vorlesen und ein Teil des Posaunenchors wird zwei Weihnachtslieder spielen. Wer möchte, kann auch in die mit dem Weihnachtsbaum und der Krippe geschmückte Kirche hineingehen.

Um den Kontaktbeschränkungen Rechnung zu tragen, zeigen sich die Akteure des Kirchenkreises Haldensleben-Wolmirstedt schon seit einiger Zeit findig. Die Online-Weihnachtsmediathek des Kirchenkreises, die unter www.kirchen-leben.de und auf dem YouTube-Kanal „was bewegt.de“zu finden ist, ist gut bestückt. So weist zum Beispiel Martin Zander darauf hin, dass neben Gottesdiensten samt Predigt von Regionalbischof Christoph Hackbeil und Krippenspiel, dort viele Musikstücke, gespielt auf unterschiedlichen Instrumenten, an verschiedenen Orten des Kirchenkreises, gespeichert sind.

Eine andere Alternative sieht Martin Zander auch in einer „Schnitzeljagd durch die Weihnachtsgeschichte“. An allen Orten seines Pfarrbereichs finden ab dem 24. Dezember sogenannte Actionbound-Schnitzeljagden zur Weihnachtsgeschichte statt. Viele Aufgaben und Rätsel rund um die Geschichte von Jesu Geburt warten auf die ganze Familie. Startpunkte befinden sich in der Nähe der Kirchen.

Für die Schnitzeljagd einfach die Actionbound-App im App-Store oder Google PlayStore herunterladen und dann in der Nähe nach dem Weihnachtsbound suchen.