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Mit dem Rad on Tour Wolmirstedt: Warum Philipp Munk fast eine Million Menschen folgen

Eine Woche Rad fahren, acht Wochen Material sichten, schneiden, vertonen, bis der Film fertig ist. So sieht die Freizeit des Wolmirstedters Philipp Munk aus. Die ganze Geschichte.

Von Gudrun Billowie 06.08.2023, 19:00
Etwa acht Wochen braucht Philipp Munk, bis er aus dem umfangreichen Material einen Film geschnitten hat, nach Feierabend und wenn die Familie es zulässt. Den zeigt er auf dem Youtube-Kanal „Achteinhalb Bar“. Der heißt so, weil sein erstes Rennrad acht Bar hatte. „Ich wollte noch ein halbes Bar drüber.“
Etwa acht Wochen braucht Philipp Munk, bis er aus dem umfangreichen Material einen Film geschnitten hat, nach Feierabend und wenn die Familie es zulässt. Den zeigt er auf dem Youtube-Kanal „Achteinhalb Bar“. Der heißt so, weil sein erstes Rennrad acht Bar hatte. „Ich wollte noch ein halbes Bar drüber.“ Foto: Gudrun Billowie

Wolmirstedt - Die Radwege der Republik sind Philipp Munk vertraut, auch die sehr langen. Seine Erlebnisse, Erfahrungen und Tipps teilt er bei Youtube, seine Filme wurden von über 760.000 Menschen gesehen. Welches Thema am meisten interessierte, hat ihn jedoch überrascht.

Einmal im Jahr geht Philipp Munk auf große Tour. Dann „schrubbt“ er mit dem Fahrrad in einer Woche mindestens 500 Kilometer. Er kennt den Elberadweg, hat den Bodensee umrundet, ist an Weser und Ostseeküste entlanggefahren und durch den Harz. Immer dabei: Kamera, Mikrofon, Drohne. Mit Hilfe der Technik kann er andere Menschen mit auf die Tour nehmen. Sehr viele folgen ihm gerne.

Seine „Mitreisenden“ müssen dafür nicht mal das Haus verlassen, sondern können ihm auf dem Youtube-Kanal „Achteinhalb Bar“ folgen. Die Filme sind etwa eine dreiviertel Stunde lang. Philipp Munk zeigt Landschaften sowie Sehenswertes am Wegesrand, gibt Tipps und bewertet Unterkünfte und Radwege. Dabei nimmt er kein Blatt vor den Mund. „Die Leute wollen den Service, wollen die Informationen.“

Die Rettung sind die Friedhöfe

Auch Freud und Leid teilt er gern. Leid bedeutet, wenn es in der Unterkunft keine Möglichkeit gibt, das Fahrrad über Nacht sicher unterzustellen. Ganz großes Leid heißt: Dauerregen und Gegenwind. Leid stellt sich auch ein, wenn er seine Tour morgens um sieben Uhr starten will und in der Unterkunft partout niemand bereit ist, um diese Zeit ein Frühstück zu reichen.

Überhaupt, das Essen und Trinken: Es gibt Regionen, wie die Altmark, da ist es verdammt schwer, unterwegs eine offene Gaststube oder Ähnliches zu finden. „Da halte ich rechtzeitig nach einer Tankstelle Ausschau.“ Und wenn auch die nicht zu finden ist, gar nichts mehr geht? „Die letzte Rettung sind Friedhöfe. Frisches Trinkwasser gibt es dort immer.“

Es überwiegen die guten Momente

Dennoch: Es überwiegen die guten Momente. „Es ist immer wieder schön, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Ich habe schon so viele nette, herzliche Menschen getroffen.“ Ein einziges Mal erst hat er eine Tour unterbrochen. „Nach zwei Tagen Dauerregen im Harz war ich so durchnässt, dass ich eine Pause gemacht habe.“ Dann ging es weiter.

Das Radfahren hat Philipp Munk bereits als Student für sich entdeckt. „Ich hatte kein Auto und habe mir ein schnelles Fahrrad gekauft.“ Die Strecken wurden länger, irgendwann wollte er nicht am Abend nach Hause zurückkehren. Also hat er sich Gepäckträger und andere Ausstattungsgegenstände angeschafft und ist den Elberadweg von Magdeburg nach Hamburg gefahren.

Auf dem Elberadweg von Magdeburg nach Dresden

Beruflich ist Philipp Munk in der IT-Branche unterwegs, das Internet ist ihm also vertraut. Youtube faszinierte ihn, Filme machen, dachte er, könne er auch. Als er 2016 den Elberadweg von Magdeburg nach Dresden fuhr, nahm er erstmals Mikrofon und Kamera mit, staunte, als er den Film ins Netz stellte: „Das schauen sich ja doch ein paar Leute an.“

Seither macht er sich jedes Jahr auf den Weg. Zwischendurch zog er mit seiner Familie von Magdeburg nach Wolmirstedt, baute ein Haus. Das Paar hat inzwischen zwei Kinder. Die Entscheidung für die Ohrestadt fiel bewusst. „Hier sind die Grundstücke nicht so teuer, hier ist alles vorhanden: Schulen, Kindergärten. Ärzte, Verkehrsanbindungen. Außerdem liegt die Stadt am Elberadweg.“ In Wolmirstedt lässt sich aber auch gut im Homeoffice arbeiten. Und Filme schneiden.

Radfahren ist ein Ausgleich zum Tag im Büro. Deshalb legt Philipp Munk Wert darauf, trotz der Filmerei die Sportlichkeit zu bewahren, die Muskeln zu nutzen. „Als Bio-Biker bin ich inzwischen eine Minderheit unter den E-Bike-Fahrern.“

Beliebte Filme über Radreisen

Der erste Film ging vor sieben Jahren online, in diesen Tagen schließt sich der Kreis. Philipp Munk ist erneut den Elberadweg gefahren, von Magdeburg nach Cuxhaven, daraus sind sogar zwei Filme geworden. Die stehen nun frisch im Netz.

Doch so beliebt die Filme über Radreisen auch sind: Am beliebtesten ist sein Film über Sitzschmerzen. Das scheint ein großes Thema zu sein, denn dieses Video wurde am meisten geklickt. Philipp Munk teilt darin drei ganz persönliche Tipps: „Eine vernünftige Radhose, keine Unterwäsche und Sitzcreme.“ Ein guter Sattel sei auch wichtig, aber nicht so entscheidend, wie die drei anderen Mittel.

Philipp Munk wird wieder auf Tour gehen. „Radreisen sind so schön, weil man schnell genug unterwegs ist, um vorwärts zu kommen, aber langsam genug, um alles um sich herum wahrzunehmen. Ich habe genug Zeit, vom Alltag abzuspannen und den Kopf frei zu kriegen.“ Dann wird es einen weiteren Film geben.