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Hitzewelle in Zerbst: Die einen schwitzen bei der Arbeit, die anderen haben es angenehm kühl 50 Grad im Radlader, -20 Grad im Kühllager

Von Judith Kadow und Mike Fleske 27.07.2012, 03:14

Hitzefrei - das ist für Arbeitnehmer in diesen Tagen leider nur ein Traum. Doch es zeigt sich auch - die einen haben es momentan besser als die anderen. Oder besser gesagt: Die einen schwitzen, die anderen haben es schön kühl.

Zerbst l Silke Baake ist derzeit wirklich eine derjenigen, die ihren Arbeitsplatz in vollen Züge genießen kann. Im Zerbster Edeka ist sie in der Tiefkühl- und Feinkostabteilung im Einsatz. "Es ist schön hier", sagt sie lächelnd und zieht erst einmal ihre Handschuhe aus. Die braucht sie sonst, um Tiefkühlware in die Regel und Truhen zu räumen.

"Im Sommer ist meine Abteilung die richtige, im Winter haben es dann beispielsweise die Kollegen vom Backshop besser", erzählt sie. Aber der Winter ist noch fern und vor allem der Gang ins Kühllager bringt sofortige Abkühlung. Minus 20 Grad sind es hier. "Es ist ein richtig schönes Gefühl, wenn man da raus kommt und noch ein bisschen die Kälte nachwirkt."

In Backräumen herrscht eine Hitze von bis zu 50 Grad

Andere würden sich eine kleine Abkühlung wünschen, müssen aber mit der Hitze umgehen. "Wir schwitzen alle", sagt Carolin Kotsch. Vorsichtig nimmt sie eine frisch gebackene Pizza aus dem Ofen und legt sie in eine Pappschachtel. "Wenn die offenen Backöfen bei 250 Grad laufen, wird es hier im Raum bis zu 50 Grad heiß", sagt die 24-Jährige. Die Studentin arbeitet beim Zerbster "Pizza run". "Eine Klimaanlage ist aus technischen Gründen nicht möglich", erläutert Inhaber Marko Natho. Sonst würde man in den Räumen gleichzeitig kühlen und heizen. Die drei Öfen werden mit 30 KW betrieben, das entspräche einer Heizanlage in einem Mehrparteienhaus mit fünf bis sechs Familien, sagt er. Glück haben Kotsch und ihre Kollegen, dass ihr Arbeitgeber leichtere Kleidung erlaubt. "Knielange Hosen und T-Shirts sind kein Problem", meint Natho.

Allerdings ist eine Mütze aus hygienischen Gründen Pflicht. Sie darf im Sommer aber oben offen sein. Auch dürfen die Mitarbeiter häufiger pausieren. "Wir werden außerdem regelmäßig daran erinnert, zu trinken", sagt Kotsch. Erste Wahl seien dabei Getränke wie Mineralwasser oder Fruchtsäfte. Die Lieferfahrer haben sogar ein eigenes Regal in denen Becher für sie bereitstehen, damit umgehen sie die Gefahr zu dehydrieren.

Die Bauarbeiter schwitzen beim Straßentiefbau besonders

Auf der Schleibank arbeitet Pascal Schröter im Straßentiefbau. Derzeit plagen sich alle Kollegen mit der Hitze. Schröter muss aber ein besonderes Extrem aushalten, da er einen Radlader fährt. "In der Kabine staut sich die Wärme", sagt er. Irgendwann gegen Mittag herrschen dann Temperaturen um die 50 Grad. "Das Einzige was hilft, ist viel zu trinken", meint Schröter. Die Mitarbeiter würden sich besonders im Gesicht mit Sonnencreme einreiben. "Aber bei neun Stunden in der Sommersonne nutzt das auch nichts mehr." Zumal es auf der Baustelle ziemlich staubt und der feine Schmutz überall am Körper kleben bleibt.

Solche Probleme hat Christiane Müller an ihrem Arbeitsplatz nicht. Sie ist Verkäuferin im Fleischereiwagen der Firma Lindig. "Die Fleischwaren werden während der ganzen Zeit gekühlt", erklärt sie. Dadurch bleibt die Lufttemperatur auch im Verkaufswagen vergleichsweise verträglich. "Im Wagen bin ich auch nicht der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt, das kommt noch positiv dazu", meint sie. Müllers Arbeitsplatz liegt im Temperaturenvergleich damit im Mittelfeld.

Ebenfalls kühl ist es in den Räumen des Museums der Stadt Zerbst am Weinberg. Die dicken Mauern des Klosterbaus sorgen für sehr angenehme Temperaturen. "Hier friert man nicht, man schwitzt aber auch nicht. Und wir freuen uns natürlich über jeden Besucher. Es gibt viel zu sehen", wirbt Museumsleiterin Agnes-Almuth Griesbach für einen Besuch.