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Analyse Viel mehr Hunde in Zerbst als erwartet

Bislang gab es knapp 2300 Hunde in der Einheitsgemeinde Zerbst - zumindest offiziell. Über 400 Vierbeiner sind nun dazugekommen.

Von Daniela Apel 18.06.2019, 01:01

Zerbst l „Es hat sich gelohnt.“ Dieses Fazit zieht Ordnungsamtsleiterin Kerstin Gudella nach Abschluss der Hundebestandsaufnahme. Die Erwartungen wurden deutlich übertroffen. Die Ergebnisse bestätigen, dass bislang durchaus nicht jeder Vierbeiner angemeldet war. Genau das wurde immer mal wieder in den Ortschaftsräten und im Stadtrat angezweifelt – zuletzt in der Diskussion um die Erhöhung der Hundesteuer im Zuge der Haushaltskonsolidierung.

Um zu überprüfen, ob eine Dunkelziffer existiert, entschied sich die Stadtverwaltung zu handeln. Da die Mitarbeiter des Ordnungsamtes die Zählung aller Hunde personell nicht leisten können, wurde die Firma Springer Kommunale Dienste Düren mit der Aufgabe betraut. Im Auftrag des Unternehmens waren drei Magdeburger Studenten in allen Ortsteilen unterwegs, um von Haustür zu Haustür zu ziehen und zu erfragen, wo es womöglich einen nicht angemeldeten Hund gibt. Die Auskünfte waren freiwillig.

Die von ihnen angefertigten Listen wurden anschließend mit den Daten der Verwaltung abgeglichen. Tauchte irgendwo ein Hund auf, der bis dahin nicht steuerlich erfasst war, wurden die Betroffenen angeschrieben und um eine Stellungnahme gebeten. Vom 18. Oktober 2018 bis zum 31. März 2019 lief die Aktion, die schon mit ihrer Ankündigung zu einer deutlichen Steigerung bei den Hundeanmeldungen führte. Von mehr als 100 Nachmeldungen innerhalb von nur einer Woche berichtete Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) damals im Stadtrat.

Bis Ende November folgten weitere, bis dahin galt eine „Amnestieregelung“. Das heißt, bis dahin sah die Verwaltung bei allen, die ihren Hund freiwillig anmeldeten, von einem Ordnungswidrigkeitsverfahren ab, mit dem eine Geldbuße von bis zu 10.000 Euro gedroht hätte. Wie viele Bußgeldverfahren in Folge der Bestandsaufnahme eingeleitet wurden, konnte Kerstin Gudella nicht sagen. Die Bearbeitung läuft noch. Mitunter lässt sich nicht nachweisen, wie lange jemand seinen Vierbeiner schon besitzt. Was sie inzwischen kennt, ist die Zahl aller neu registrierten Hunde im Zeitraum der Überprüfung und diese beläuft sich auf 437.

Das sei das Doppelte von dem, womit die Stadtverwaltung gerechnet hat. Die Ordnungsamtsleiterin ist zufrieden mit dem Resultat. Vor Beginn der Bestandsaufnahme waren in der gesamten Einheitsgemeinde 2277 Hunde steuerlich erfasst – davon 904 in der Stadt Zerbst.

Allein in Zerbst erfolgten 181 Neuanmeldungen. Aber auch im Umland erhöhte sich die Anzahl der Hunde in fast jedem Ort – allein in Deetz kamen 26 Hunde dazu, in Lindau waren es 25, in Walternienburg 18, in Nedlitz 16 und in Steutz 14. Einzig in Bonitz, Eichholz, Gollbogen, Kämeritz, Mühlsdorf, Polenzko, Ronney und Strinum scheinen bereits alle Hundehalter ihrer Verpflichtung nachgekommen zu sein und haben ihren Vierbeiner wie gefordert registrieren lassen.

Dass nun tatsächlich wirklich jeder Hund erfasst ist, glaubt Kerstin Gudella nicht. „Ich denke dennoch, dass die Bestandsaufnahme etwas bewirkt hat“, sagt sie. Manch einem wurde damit erst der Umfang der Meldepflichten bewusst. So sind Hunde nicht nur anzumelden, eine Abmeldung muss ebenfalls erfolgen – wenn man das Tier aus vielfältigen Gründen nicht behalten kann, aber auch, wenn der geliebte Vierbeiner stirbt und man sich unmittelbar darauf einen anderen Hund anschafft.

Kerstin Gudella weiß, dass mancher seit Jahren Steuern zahlt, obwohl der ursprünglich angemeldete Hund längst nicht mehr lebt und ein neuer zur Familie gehört. „Wir müssen diese Tiere jedoch im zentralen Hunderegister aufnehmen“, erläutert die Ordnungsamtschefin. Eine Bereinigung dieses Registers fand genauso statt wie die Korrektur der Steuerliste.

Künftig kann die Stadt höhere Einnahmen durch die Hundesteuer einplanen. Ursprünglich wurde eine zehnprozentige Steigerung der Erträge kalkuliert, woraus sich eine jährliche Gesamtsumme von 128.300 Euro ergab. Da die Erwartungen nun allerdings übertroffen sind, kann der Planungsansatz angehoben werden – wie sehr, das hängt letztlich auch von den Hundeabmeldungen ab.