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Betreuung Normalität für die Kinder schaffen

Die Corona-Vorschriften für Kitas sind strikt. Und stellen die Erzieher in Zerbst vor besondere Herausforderungen.

Von Julia Puder 06.04.2020, 10:12

Zerbst l Der Tisch ist festlich gedeckt, der Kuchen gebacken. Eigentlich wollte der Freie Kindergarten in Zerbst am vergangenen Donnerstag seinen 29. Geburtstag feiern. Aufgrund der Notbetreuung in Kindertageseinrichtungen und weiteren Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus wird der Geburtstag aber nur im kleinen Kreis zelebriert.

„Wir betreuen zurzeit ein bis drei Kinder pro Tag. Sie helfen uns beim Dekorieren des Geburtstagstisches und backen des Kuchens“, erzählt Kita-Leiterin Silke Alarich. Sie versucht gemeinsam mit den anderen Betreuern des Freien Kindergartens, den Alltag der Kinder so normal wie möglich zu gestalten. Morgenkreis, gemeinsames Frühstück, Osterbasteleien – so sieht der Tagesablauf momentan aus.

„Zwischendurch gehen wir nach draußen, kümmern uns um unsere Wachteln und kochen gemeinsam das Mittagsessen“, sagt Silke Alarich. Aufgrund der geringen Anzahl von Kindern haben sie sich dazu entschlossen, den Lieferdienst vorerst abzubestellen und das Essen selber zuzubereiten.

Nach dem Mittagsschlaf können die Kinder ihren Nachmittag dann ganz individuell gestalten, so Alarich. „Zurzeit basteln wir Dekoration zum Thema Ostern und Frühling“, erzählt die Kita-Leiterin.

Derzeit werden in den Kitas und Horten der Stadt Zerbst durchschnittlich 97 Kinder betreut. Vor zwei Wochen waren es nur 65. Das teilt die Zerbster Stadtverwaltung auf Anfrage der Volksstimme mit. Eltern, bei denen nur eine Person in einer der unentbehrlichen Berufsgruppen ist, können seit Kurzem die Notbetreuung in Anspruch nehmen unabhängig vom Beruf des Partners.

Die Kinder im Freien Kindergarten seien mit dem Thema Corona vertraut, da sie bereits von ihren Eltern auf die besondere Situation vorbereitet wurden. „Die Kinder fragen natürlich trotzdem nach und wir versuchen es ihnen kindgerecht zu erklären“, so Silke Alarich. Sie merke, dass die Kinder ihre Spielpartner und Freunde vermissen.

In der Kindertagesstätte „Zerbster Strolche“ gibt es trotz Notbetreuung ein buntes Gewusel auf dem Spielplatz. „Wir betreuen im Normalzustand circa 240 Kinder. Zurzeit sind es im Schnitt zehn“, erzählt Einrichtungsleiterin Jana Bölling.

Auch in ihrer Kita sehen die Abläufe relativ gleich aus. „Wir ziehen unser geplantes Osterprogramm ganz normal durch“, erklärt Bölling. Die Betreuer singen, basteln und spielen mit den anwesenden Kindern. „Wir dürfen zum Glück unseren Spielplatz weiterhin nutzen“, erzählt Jana Bölling.

Erzieherin Anke Lüderitz übt dort spielerisch mit den Kindern den Sicherheitsabstand. „So jetzt strecken wir unsere Arme aus und dürfen die anderen Monster nicht berühren“, sagt sie zu den Kindern, während sie über Baumstämme springt. Sie freue sich darüber, dass noch ein paar Kinder in die Einrichtung kommen.

Um dennoch in Kontakt mit den Kindern zu bleiben, die Zuhause von ihren Eltern betreut werden, hat sich Kita-Leiterin Jana Bölling eine besondere Aktion ausgedacht. „Wir wollen einen Film für die Kinder drehen und ihnen damit zeigen, dass wir an sie denken“, erzählt Bölling. Der Film solle dann im Internet für die Eltern abrufbar sein – natürlich datenrechtlich geschützt.

„Anfangs war die ganze Situation für uns alle ungewohnt, aber mittlerweile geht es schon in Normalität über“, sagt Jana Bölling. Sie habe kleinere Gruppen eingerichtet, damit nicht zu viele Kinder gleichzeitig in einem Raum sind. „Die Kinder genießen es aber, dass ihnen das ganze Haus zur Verfügung steht“, so Bölling.

Zurzeit sind in der Kita 18 Erzieher für die Betreuung der Kinder zuständig. Einige seien im Homeoffice, um Portfolios oder Abschiedsbriefe für die Abc-Schützen vorzubereiten. Es gäbe immer was zu tun, so Bölling.