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Brandschutzgesetz Kurzfristige Lösung: Aktiv über 65 Jahre

Neuerungen im Brandschutzgesetz sind geplant: Feuerwehrleute, die älter als 65 sind, könnten dann weiterhin mit zum Einsatz.

Von Franziska Ellrich 15.12.2016, 05:00

Zerbst l „Die Mitglieder, die wir bereits haben, können dann länger aktiv mitmachen“, sagt Heiko Bergfeld. Der Kreisbrandmeister steht hinter der neuen Gesetzesvorlage. Damit will das Land die Altersgrenze von 65 Jahren für Feuerwehrleute aufheben. Wer jetzt mit über 65 zum Einsatz fahren will, wäre nicht versichert. Deswegen war das bisher keine Option.

Doch das könnte sich nun ändern. Die Änderungen müssen nur noch vom Landtag beschlossen werden. Bis 67 könnten die Mitglieder dann aktiv dabei sein. Und sogar noch älter – entscheidend dafür ist ein ärztliches Attest. „Mitglieder in diesem Alter schicke ich dann natürlich nicht mehr ins Feuer, aber es gibt auch genügend Nebenaufgaben, die bei einem Einsatz abgesichert werden müssen“, erklärt Bergfeld.

Das sieht der Zerbster Ortswehrleiter Steffen Schneider ähnlich. „Ich muss als Einsatzleiter immer genau abwägen, was kann ich den Kameraden zumuten“, spricht Schneider aus Erfahrung. Was die Änderungen im Brandschutzgesetz betrifft, ist der Wehrleiter „zweigeteilt“. Zum einen begrüße Schneider es, dass die Altersgrenze aufgeweicht wird. „So können wir länger von der Erfahrung und Ruhe der älteren Kameraden im Einsatz profitieren.“

Andererseits handele es sich dabei für Schneider um eine Notlösung. Das eigentliche Problem – der fehlende Nachwuchs – werde damit nicht gelöst. Wobei: In Zerbst wurde entgegen des Trends in diesem Jahr sogar eine neue Spindreihe in der Halle aufgebaut. 50 Haken sind dort derzeit belegt, vier neue freie Hakenreihen sind jetzt dazugekommen. „Unser Konzept mit Kinder- und Jugendfeuerwehr ist aufgegangen“, freut sich Steffen Schneider. Das Interesse wecken – bei den Jüngsten und ihren Eltern – bleibt auch 2017 das Ziel der Zerbster Kameraden. Auch für Stadtwehrleiter Denis Barycza steht die Nachwuchsgewinnung mit an erster Stelle. Die aufgeweichte Altersgrenze bringe nur kurzzeitige Entspannung. „Wir vertagen das Problem nach hinten“, erklärt Barycza auf Nachfrage der Volksstimme. Das Positive: Fitte Kameraden könnten aktiv dabei bleiben. Aber: „Uns fehlen die Atemschutzgeräteträger.“ Bei den meisten Feuerwehrleuten sei in dieser Hinsicht bereits mit rund 50 Schluss, die Tauglichkeitsuntersuchungen würden nicht mehr bestanden.

Doch was könnte die Lösung sein? „Das Grundproblem ist das mangelnde Interesse“, erklärt der Stadtwehrleiter. Und spricht von einem „gesellschaftlichen Problem“. Die Politik müsste mehr Anreize für freiwillige Feuerwehrmitglieder schaffen – und nicht die Richtlinien sowie Vorschriften in der Feuerwehrausbildung immer stärker verschärfen, gibt Barycza zu bedenken. Zum Abschluss nennt Denis Barycza eine alarmierende Zahl: Im Jahr 2010 gab es noch 601 aktive Kameraden im Zerbster Raum, sechs Jahre später sind es nur noch 517.