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Entsorgt Tütenweise Essensreste im Teich

Spaziergänger haben am Zerbster Schlossteich jede Menge Küchenabfälle im Wasser entdeckt. Das Ordnungsamt ist alarmiert.

Von Thomas Kirchner 07.05.2019, 01:01

Zerbst l Wilfried Beck und seine Frau Katja sind sauer. Bei einem Spaziergang am 1. Mai entdeckten sie jede Menge Küchenabfälle im Schlossteich schwimmend, darunter Brötchen und ganze Brote. „Wir haben gedacht, wir sehen nicht richtig“, sagt Wilfried Beck wütend. Beck selbst ist Angler und hat schon bei der Reinigung des Teiches geholfen. Ein solches Verhalten macht ihn fassungslos.

„Was da im Schlossteich schwamm, davon hätte sich eine Familie mehrere Tage ernähren können“, so Beck. Und dabei halten sich momentan nur eine Handvoll Enten am Schlossteich auf. Inzwischen sei alles aufgeweicht und verschwunden. „Ich lade gerne die Menschen ein, die hier ihre Brote entsorgen – zu einer Tasse Brotsuppe. Ich bringe auch die Tassen mit“, sagt Beck, erbost über die Verunreinigung.

Das Problem ist nicht neu. Schon vor einem Jahr hatte die Volksstimme über Massen von Küchenabfällen berichtet, die am Schlossteich entsorgt wurden. Bratkartoffeln, Nudeln mit Tomatensoße, Schinken – alles, was in einer Küche so übrig bleibt, landete im Wasser.

Daraufhin wurden am Ufer Schilder aufgestellt, die darum bitten, keine Wildtiere zu füttern. Dies schien Wirkung zu zeigen, zumindest für kurze Zeit. Denn anscheinend werden die Schilder jetzt wieder diskret übersehen.

Ordnungsamtsleiterin Kerstin Gudella ist beim Betrachten der Fotos ebenso sauer wie Wilfried Beck. „Das ist eine riesengroße Schweinerei“, macht sie ihrem Ärger Luft. Das, was da alles im Wasser schwimmt, gehöre in die braune Bio-Tonne, aber nicht in den Schlossteich. „Ich möchte nochmal darauf hinweisen, dass, wer bei so etwas erwischt wird, mit einem Bußgeld von bis zu 5000 Euro rechnen muss“, betont Gudella und kündigt an, dass die Ordnungsamtsmitarbeiter den Schlossteich im Visier haben.

„Der Volkssport Entenfüttern ist zwar gut gemeint, schadet aber sowohl den Vögeln als auch den Gewässern“, heißt es auf der Internetseite des Naturschutzbundes (Nabu) Sachsen-Anhalt. Die Fütterungen würden die massive Konzentration der Wasservögel an den Fütterungsstellen fördern und führen mit den Brotresten und den Exkrementen der Tiere zu einer Überdüngung des Gewässers.

Der Nabu warnt: Die damit einhergehenden hohen Nährstoffkonzentrationen verursachten eine Massenvermehrung der im Wasser schwebenden Algen. Dadurch dringe zu den unteren Wasserschichten kein Licht mehr durch. Die Folge: Pflanzen und Algen sterben ab und bilden eine große Biomasse am Grund, die durch Fäulnisprozesse zersetzt wird. Dies verbraucht Sauerstoff, der dann den übrigen Bewohnern der Gewässer, unter anderem Fischen und Kleinlebewesen, fehlt.

Wenn Kinder den Enten ein paar Körner hinwerfen, könne das ein Gewässer vielleicht verkraften, aber immer häufiger könne man sehen, wie Tüten voller Brot an die Wasser- vögel verfüttert werden. Damit schade man sowohl dem Gewässer als auch den Wasservögeln. „Wild lebende Tiere kommen in der Natur besser ohne uns zurecht“, heißt es weiter auf in dem Hinweis des Natuschutzbundes. Brot stelle keine natürliche Nahrung für die Wasservögel dar. Ohne lokal konzentrierte Fütterungen verteilten sich die Wasservögel an den Gewässern und gingen dort ihrer Nahrungssuche nach.