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Erdgasnetz Rund 60 Kilometer Rohre verlegt

Die Straguther und Badewitzer, die sich für einen Anschluss entschieden haben, können ihre Heizungen dieses Jahr auf Erdgas umstellen.

Von Petra Wiese 18.11.2020, 00:01

Straguth l „Wir sind mit den Erschließungsarbeiten, trotz der pandemiebedingten Einschränkungen, auf einem sehr guten Weg“, betont Jürgen Konratt, Geschäftsführer der Gasstadtwerke Zerbst (GSZ). Sowohl in Straguth, als auch in Badewitz laufen die Arbeiten. Das bestätigt auch Ortsbürgermeister Hans-Günter Seidler. Dass gleich mit zwei Firmen gearbeitet werde, ist für ihn ein Zeichen, dass es zügig voran gehen soll.

In Straguth stellt die Firma Zetieba parallel zum Verlegen der Hauptleitung die Hausanschlüsse her. In Badewitz geht die Firma Spie anders vor und hat zunächst die Hauptleitung verlegt und ist arbeitet nun an den Hausanschlüssen. Seit Baubeginn habe er die Baustellen noch keinen Tag unbesetzt erlebt, so Hans-Günter Seidler.

Nicht nur, dass es zügig voran geht. Der Ortsbürgermeister bescheinigt den Firmen auch eine exakte Ausführung. „Bilderbuchmäßig“ seien die Baustellen, so Seidler. Auch die Fußwege werden wieder ordentlich hergerichtet. Nur schade sei, dass die Stadt keine Mittel bereitstellen konnte, um die alten und schon vorher defekten Borde in diesem Zuge gleich mit auszutauschen, bedauert er.

Mit den Bauarbeiten in der Ortschaft Straguth wurde im Spätsommer 2020 begonnen. Der Bedarf war da. 66 Anwohner hatten sich für einen Hausanschluss angemeldet. Hans-Günter Seidler ist optimistisch, dass bis zum Jahresende die Umstellung erfolgt.

Nach Straguth und Badewitz soll mit Luso eine weitere Zerbster Ortschaft im Rahmen der 550.000-Euro-Investition an das Erdgasnetz angeschlossen werden. Für die Schaffung einer zukunftsfähigen Infrastruktur im ländlichen Raum werden in den drei Ortschaften zwei Gasdruckregelstationen errichtet und insgesamt rund vier Kilometer Leitungen verlegt.

Die Gasdruckregelstation für Badewitz und Straguth wurde inzwischen installiert. Die Einbindung in das Netz ist in diesen Tagen erfolgt. „Auch die Druckprobe verlief problemlos, so dass die Ortsversorgung starten kann“, zeigt sich GSZ-Geschäftsführer Konratt optimistisch. In Luso sollen die Bauarbeiten im kommenden Frühjahr beginnen.

Das Geschäftsfeld der stadteigenen Gasstadtwerke Zerbst GmbH bezog sich mit Gründung des Unternehmens zunächst auf die Erdgasversorgung in der Kernstadt Zerbst, erläutert Pressesprecher Frank Sieweck, wie sich alles entwickelte. Im Zuge von Eingemeindungen kamen bereits erschlossene Ortschaften, wie beispielsweise Gehrden und Güterglück, hinzu. Die ersten Neuerschließungs-Projekte wurden im Jahr 2012 in Pulspforde und ein Jahr später in Bone realisiert. 2014 folgte Walternienburg.

Möglich wurde dies, weil auf Grund des gestiegenen Biogas-Aufkommens – Anlagen auf der Ostseite in Güterglück und am Flugplatz in Zerbst – die bis dahin separat von der Erdgas Mittelsachsen GmbH betriebenen Erdgas-Netze östlich und westlich der Elbe miteinander verbunden wurden. „Dazu wurde damals unter anderem ein sogenannter Elb-Düker errichtet – eine Erdgasleitung unterhalb des Flussbettes der Elbe“, erinnert Sieweck. Da nunmehr die Hauptleitung Walternienburg tangierte, konnte auch das Ortsnetz erschlossen werden.

2015 und 2016 wurden Deetz, Lindau und Nedlitz an das Erdgasnetz angeschlossen. Vorteil hier sei die relative Nähe der Ortsteile zueinander gewesen. Ein weiterer günstiger Umstand, dass kleinere Zerbster Ortschaften erschlossen werden konnten, war die Errichtung einer Erdgas-Versorgungsleitung aus Richtung Flugplatz Zerbst zum Standort der Firma Fläminger Entenspezialitäten in Reuden-Süd. Diese erleichterte die Erschließungsentscheidung für Dobritz (Anschluss 2018“, Reuden/Anhalt und Grimme, die beide 2019 ans Netz genommen wurden.

Neun Ortsteile konnten bis zum vergangenen Jahr angeschlossen werden. Rund 60 Kilometer Erdgasrohre – Ortsnetze und Hausanschlussleitungen – wurden in der gesamten Zeit der Bauarbeiten verlegt. 850 Hausanschlüsse sind derzeit aktiv. Luso wird dann der letzte Ort sein.

„Ob die anderen Orte, die schon Interesse bekundet hatten, gar keine Chance mehr auf eine Erdgasversorgung haben, kann man so pauschal nicht sagen“, ließ der Unternehmenssprecher wissen, „der GSZ-Aufsichtsrat hat in seiner Sommersitzung eine entsprechend lautende Entscheidung gefällt – unter rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten.“ Hintergrund sei die derzeitige Situation, was die Refinanzierung solcher Erschließungsprojekte angeht.

Den erheblichen Kosten, die eine Erdgas-Erschließung nun mal mit sich bringt, steht eine schwierige Erlössituation gegenüber. Aufgrund der eher zerklüfteten, geographischen Lage der bislang nicht erschlossenen Ortsteile, lassen sich laut GSZ Erschließungsvorhaben derzeit nicht wirtschaftlich darstellen. Es bedarf sehr langer Zuleitungen, was die Kosten in die Höhe treiben würde.

Dem gegenüber stehen geringe Einwohnerzahlen in den noch verbleibenden Ortschaften. „Aus jetziger Sicht scheint eine Erdgas-Erschließung von Bias noch denkbar“, so Frank Sieweck. Hier könnte das bestehende Flüssiggasnetz für eine Ortsnetzerschließung genutzt werden. Dennoch bräuchte es auch hier eine Hauptleitung zum Ort.