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Strahlende Gesichter und ein paar Tränen beim Landeserntedankfest in Magdeburg: Nutha holt erneut den Titel Erntekrone: Die Arbeit hat sich gelohnt

23.09.2014, 01:11

Drei Monate sammeln und drei Wochen binden - für die Erntekrone aus Nutha wird kein Aufwand gescheut. Das 80 Kilogramm schwere Prachtexemplar hat die Landesmeisterschaft gewonnen. Jetzt hängt sie in der Magdeburger St. Sebastian-Kirche

Nutha l Es ist geschafft. Vor drei Monaten begann das Team um Roswitha Schrödter mit dem Sammeln von Getreide für die Erntekrone. Jetzt steht fest: Die Arbeit hat sich gelohnt, der Landesmeistertitel konnte verteidigt werden. Die Erntekrone aus Nutha ist die Schönste aus ganz Sachsen-Anhalt. Sie wurde am Wochenende von Landwirtschaftsminister Hermann-Onko Aeikens beim Landeserntedankfest in Magdeburg ausgezeichnet.

Wenn Roswitha Schrödter über ihre Krone spricht, kommt sie regelrecht ins Schwärmen. "Sie ist sehr opulent geworden, wir haben alle Getreidearten verwendet", erklärt sie. Das I-Tüpfelchen ist der Kranz aus Dinkel und Hirse sowie die orangefarbenen Lampionblumen. Zusammen mit den orangenen und gelben Schleifen ist die Krone absolut einzigartig.

Der Weg bis zur Krone allerdings ist beschwerlich. Bereits im Juni wurde die Gerste geerntet. Die schönsten Ären kommen dann ins Kornmuseum nach Nutha. Hier werden sie zunächst gereinigt und sortiert. "Das Getreide bekommen wir von den Bauern aus der Umgebung", erklärt Roswitha Schrödter. Dabei sei es wichtig, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen.

Vor drei Wochen begann dann das Binden der Erntekrone. Dabei wird viel Wert auf Geheimhaltung gelegt. "Wir haben Glück, dass uns die Ortsbürgermeisterin Sylvia Rothe das Gemeindehaus zur Verfügung stellt", sagt Roswitha Schrödter. Der genutzte Raum ist vor neugierigen Blicken bestens geschützt. Außerdem wird der Schlüssel versteckt. Nur Roswitha Schrödter, Wolfgang Kienzler, Hildegard Schunke und Birgit Hermann, die alle beim Binden der Krone helfen, wissen, wo er sich verbirgt. "Wir sind auch ein bisschen abergläubisch und zeigen die nicht gerne vorm Wettbewerb", erklärt Roswitha Schrödter dieses Verhalten.

Akribischer Aufwand

Die Helfer stehen beim Binden unter enormem Druck, den sie sich selbst machen, wie Schrödter gerne zugibt. "Wir wollen unseren Titel schließlich verteidigen", sagt sie. Da würden dann auch schon mal die Nerven blank liegen, vor allem wenn die Gerste nicht da halten will, wo sie soll. "Ich musste da auch schon mal ein Tränchen vergießen", so Roswitha Schrödter. Sehr diszipliniert arbeitete das Team jeden Tag bis zu vier Stunden an der Krone. Bis alles perfekt war. "Das ist ein akribischer Arbeitsaufwand", sagt Roswitha Schrödter. Aber wenn einen das Erntekronenfieber gepackt hätte, dann wäre das schon in Ordnung so.

Für den Erfolg der Nuthaer Landfrauen und -männer ist nicht nur das Binde-Team verantwortlich. Viele fleißige Hände halfen beim Getreide putzen und sortieren. Umso aufregender waren die Wettbewerbsvorbereitungen.

Die Freude am Binden der Erntekrone kam in Nutha vor 16 Jahren an. "Wir haben uns das damals erstmal von den Buhlendorfern zeigen lassen", erklärt Schrödter. Die ersten Jahre konnte keine Platzierung erlangt werden. Insgesamt wurde das Team jetzt schon zum sechsten Mal mit dem Landesmeistertitel geehrt. "Man weiß ja nie, was der Jury gefällt. Das ist ja Geschmackssache", so die engagierte Frau.

Nach dem Landeserntedankfest brachten die Nuthaer die Erntekrone in die St. Sebastian-Kirche in Magdeburg. Dort hängt sie in den kommenden drei Wochen. "Da wirkt sie natürlich richtig gut", sagt Roswitha Schrödter. Die Gewinner-Krone wird schon seit Jahren in der katholischen Kirche aufgehängt. "Pfarrer Reinhold Pfafferodt leitet dort auf dem Fest den Erntedankgottesdienst und hat dann mal angefragt", sagt seine Haushälterin Irmhild Breuer. In der Kirche würde der Blumenschmuck übers Jahr immer wieder angepasst und die Erntekrone gehöre einfach dazu.

Wer nicht bis nach Magdeburg fahren will, um eine Erntekrone zu bestaunen: Auch in der Dorfkirche in Nutha hängt eine. "Zehn Jahre muss die schon auf dem Buckel haben." So lange sie aber trocken, maus- und vogelfrei hänge, könne so eine Krone schon ein hohes Alter erreichen. Gegen eine Aufwandsentschädigung kann man die Kronen übrigens auch kaufen.