Für Kunstliebhaber und Hobbyhistoriker Farbenfroher Blick auf eine unzerstörte Stadt: Künstler Paul Jünemann hielt das alte Zerbst in Gemälden fest
Was die Besucher der neuen Ausstellung im Museum der Stadt Zerbst erwartet und bis wann diese zu sehen ist.
Zerbst - Mit kräftigen, kontrastreichen Farben zieht der Zerbster Künstler Paul Jünemann (1891 bis 1969) den Betrachter seiner Gemälde in den Bann. Derweil beeindrucken seine Illustrationen als charmante Momentaufnahme.
16 Bilder und vier Grafiken umfasst die neue Kabinettausstellung, die anlässlich des 55. Todestages Jünemanns nun bis zum 26. Januar 2025 im Museum der Stadt gezeigt wird.
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Erstmals in das Schaffen Jünemanns eintauchen können Besucher am Reformationstag. In der sogenannten Tonne sind sie eingeladen zu einem kreativen Streifzug durch Alt-Zerbst vor 1945, vor jenem so verheerenden Luftangriff, bei dem auch die Werkstatt des studierten Malers und eine Vielzahl seiner Kunstwerke zerstört wurden.
Doch einige blieben erhalten, weitere kamen in den Nachkriegsjahren hinzu. Über 80 ruhen allein im Depot des Zerbster Museums, von der eine kleine Auswahl jetzt präsentiert wird, und zwar mit dem Fokus auf Motive der Rolandstand.
Paul Jünemann bannte Zerbster Motive auf Leinwand
Da gibt es die Neue Brücke mit Blick zur Bartholomäikirche genauso zu entdecken wie den Kleinen Wall im Ankuhn. Leuchtend bunt sind ebenfalls die Stillleben, in denen sich Jünemanns Vorliebe für Blumen widerspiegelt. Auch ein Selbstporträt darf nicht fehlen. Es hängt direkt neben dem Porträt seiner Frau Valeska. „Das soll eine ganz große Liebe gewesen sein“, bemerkt Museumsleiterin Agnes-Almuth Griesbach bei einem Vorab-Rundgang durch die kleine, aber feine Ausstellung.
In dieser finden sich wie erwähnt zudem einzelne Zeichnungen. Es handelt sich um Illustrationen, die Paul Jünemann für die in den sechziger Jahren erschienenen Zerbster Heimatkalender angefertigt hat. Völlig farblos fesseln die Motive durch die eingefangene Atmosphäre und die abgebildeten Charaktere. Es lohnt der längere Blick, das gilt ebenfalls für die Gemälde, die mit Pinselführung und Details überzeugen.
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Ganz nah kann der Betrachter eintauchen in das Wirken Jünemanns, der auch in der Dauerausstellung des Museums seinen festen Platz hat. Zu den stets gezeigten Arbeiten gehört „Der Schäfer“, das letzte Werk vor seinem Tod. Bereits 1956 entstand hingegen jenes Aquarell, das gleich im Eingangsbereich die Blicke der Besucher auf sich lenkt und den Giebel des einstigen Zerbster Rathauses in seiner ursprünglichen Pracht zeigt.
Am Eröffnungstag ist der Eintritt ins Zerbster Museum frei
Am Reformationstag besteht nun Gelegenheit, eintrittsfrei die Kabinettausstellung zu besuchen. Zugleich lohnt ein Abstecher in die parallel noch bis Ende Januar laufende Sonderausstellung zum Zerbster Hofkapellmeister und Barockkomponisten Johann Friedrich Fasch.
Am Reformationstag ist das Museum der Stadt Zerbst am Weinberg von 12 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Kostenfrei können Besucher zudem einen Reformations-Sonderdruck mit einem Ausschnitt aus dem „Achterliederbuch“ an der nachgebauten Gutenbergpresse herstellen und mit nach Hause nehmen.
Regulär ist das Museum immer donnerstags bis sonntags jeweils von 11 bis 17 Uhr sowie nach Terminvereinbarung geöffnet. Der Eintritt bei Sonderausstellungen beträgt 4 Euro, ermäßigt sind 3 Euro zu zahlen. Darüber hinaus gibt es separate Preise für Gruppen sowie für Führungen (ab elf Personen nur mit Voranmeldung).