Freizeittipp für Musikliebhaber Warum Barockkomponist Fasch trotz Anstellung am Zerbster Fürstenhaus stets Geldsorgen hatte
Die neue Sonderausstellung im Museum der Stadt Zerbst widmet sich dem Hofkapellmeister Johann Friedrich Fasch – alles zur Vernissage und dem, was die Besucher erwartet.
Zerbst - Obwohl er im Dienste der Zerbster Fürsten stand, kämpfte Johann Friedrich Fasch (1688 bis 1758) ein Leben lang mit Geldsorgen. Um den verschuldeten Komponisten dreht sich die neue Sonderausstellung im Museum der Stadt Zerbst. Unter dem Titel „Der vortreffliche Herr Kapellmeister Fasch. Drei Jahrhunderte Fasch in Zerbst“ entführt sie in die Zeit des Barock und schlägt gleichzeitig einen Bogen in die Gegenwart.
Zugleich ist es ein Streifzug durch die Vergangenheit der Rolandstadt, seiner Wirkungsstätte, die sich seit damals freilich stark verändert hat. So vermitteln selten gezeigte historische Fotografien einen Eindruck, wie Zerbst vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg aussah. Die Luftbilder und Momentaufnahmen zeigen Ausschnitte der Altstadt, ihrer Kirchen und natürlich des dreiflügeligen Schlosses, wo Faschs Auftraggeber Johann August von Anhalt-Zerbst residierte.
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1722 trat der in Thüringen geborene Johann Friedrich Fasch, der sich selbst das Cembalo- und Violine-Spiel beibrachte, das Amt des Hofkapellmeisters an. Der musikalische Autodidakt sollte sich durch sein vielseitiges und umfangreiches Schaffen auszeichnen. Schätzungsweise 1.500 Stücke komponiert er, von denen 78 Ouvertürensuiten, 64 Konzerte, 30 kammermusikalische Instrumentalwerke und 19 Sinfonien sowie 89 Kirchenkantaten und 13 Messen erhalten sind.
Barocke Instrumente und originale Notenblätter von Fasch
Originale Notenblätter von Fasch zeigt die Ausstellung, in der Instrumente nicht fehlen dürfen. Neben dem Nachbau eines Clavichords gehören eine Oboe und ein Fagott – Leihgaben aus dem Grassi-Museum Leipzig – genauso zu den wertvollen Exponaten aus dem 18. Jahrhundert wie die Violine und die Naturtrompete, die das Händelhaus in Halle bereitgestellt hat. Die Kesselpauken hingegen befinden sich sonst im Depot des Zerbster Posaunenchores.
Museumsleiterin Agnes-Almuth Griesbach weist allerdings ebenfalls auf die Fayencen und den Wasserspeier hin – Beispiele, mit denen der Bezug zum Fürstenhaus veranschaulicht wird. Unterdessen gehört das silberne Taufgeschirr von St. Trinitatis, das zweimal Opfer von Dieben wurde, zu den Exponaten, die auf Fasch als Kirchenmusiker verweisen.
Broschüre zur Ausstellung beinhaltet Musikbeispiele zum Hören
Mit der von Jaroslav Borodin geschaffenen Büste des Hofkapellmeisters, von dem keine Bilder überliefert sind, wird derweil zur modernen Fasch-Rezeption übergeleitet. Dazu gehören auch Zeichnungen des Zerbsters Rainer Frankowski.
Nicht zu vergessen ist die Internationale Fasch-Gesellschaft. In Kooperation mit dem Verein, der zusammen mit der Stadt Zerbst alle zwei Jahre die Internationalen Fasch-Festtage ausrichtet, ist diese Sonderausstellung als ein Gemeinschaftsprojekt entstanden.
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Dieses umfasst ebenfalls eine 45-seitige Hochglanzbroschüre, die die Inhalte der einzelnen Ausstellungstafeln aufgreift, die sich verschiedenen Aspekten rund um den Hofkapellmeister widmen – seinem Dienst am Fürstenhof, seinen Reisen und Nebeneinkünften sowie dem Privatmensch, dem zweifach verheirateten Familienvater.
Zudem sind QR-Codes abgedruckt, mit denen in die Musik von Fasch eingetaucht werden kann. Das ist übrigens auch in der Ausstellung selbst möglich, und zwar an der Medienstation, wo Besucher unter anderem verschiedene Musikbeispiele sowie ein unterhaltsames Hörspiel erwarten, wie die Museumsleiterin erzählt.
Barock-Geigerin Anne Schumann gestaltet Konzert zur Vernissage
Die Sonderausstellung wird bis zum 26. Januar 2025 zu sehen sein. Führungen sind auf Anfrage möglich. Darüber hinaus werden Projekte für Kindergartenkinder und Schüler angeboten, bei denen sich diese altersgerecht und kreativ – unter anderem beim Basteln von Instrumenten oder dem Herstellen eines Barocksiegels – auf die Spuren von Fasch begeben können.
Morgen allerdings steht nun erst einmal die Vernissage an, die um 19 Uhr beginnt. Diese wird Anne Schumann, die Fasch-Preisträgerin von 2019, zunächst musikalisch umrahmen, bevor sie an diesem Abend bei der sich anschließenden Museumsnacht noch ein Konzert geben wird. Im Innenhof wird die Barock-Geigerin (Viola da Spalla) gemeinsam mit Klaus Voigt (Cello) und Luise Hauck (Oboe) Trio-Sonaten zu Gehör bringen.
Der Eintritt ist frei. Tom Hebäcker und sein Catering-Team werden vor Ort sein und an diesem Abend für das leibliche Wohl der Besucher sorgen.