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Fußball in Zerbst Elf Freunde müsst ihr sein...

Ehemalige Fußballer stellen ein Lesebuch zusammen. Das Thema: 120 Jahre Fußball in Zerbst.

Von Petra Wiese 08.03.2020, 00:01

Zerbst l Es sind schon Generationen, die in Zerbst Fußball spielen. Während sich heute die Rot-Weißen in der Landesklasse messen und der TSV im Nachwuchsbereich fast in allen Altersklassen Mannschaften im Spielbetrieb hat, waren die Anfänge des Fußballspielens nicht einfach. Auf 120 Jahre Fußball in Zerbst kann man in diesem Jahr zurückblicken.

Anlässlich dieses Jubiläums kommt ein kleines Lesebuch heraus, dessen Autoren selber begeisterte Fußballer waren und die sich die Mühe gemacht haben, in eigenen Fotoalben und Aufzeichnungen von anderen Sportfreunden nachzuforschen und die Geschichte um die Jagd nach dem runden Leder in ihrer Heimatstadt aufzuschreiben. Alles fing im vergangenen Jahr mit einer Ausstellung im Fenster des Orthopädie-Schuhtechnikgeschäftes von Torsten Jerchel an…

Herbert „Stifte“ Wagenführ war dort Patient. Der jüngst mit 93 Jahren Verstorbene war in den 50-er Jahren Kapitän der Zerbster Fußballer und allseits bekannter Sportfreund. Er hatte einiges Material über den Zerbster Fußball, was er bereit stellte. Eines kam zum anderen, und auch Helmut Hehne hatte Pläne, mal Fußballgeschichte für den Heimatverein niederzuschreiben. „Als Kind bin ich auf dem Sportplatz groß geworden“, erzählte der Hobbyhistoriker.

Die kleine Fensterausstellung war dann Anstoß für Helmut Hehne und Torsten Jerchel, der rund zehn Jahre als Kind bis zu den Junioren in Zerbst Fußball spielte, mit Dittmar Gensch und Achim Lucas, beide langjährige aktive Fußballer und Trainer, die Aufgabe anzugehen. Drei Monate lang traf sich die Arbeitsgruppe fast jeden Mittwoch, um Material zusammen zu tragen, sich auszutauschen, zu überlegen, in welcher Form man die Geschichte darstellen wolle.

„11 Freunde müsst ihr sein…! 120 Jahre Fußball in Zerbst“ ist inzwischen fertiggestellt. In der Größe und Aufmachung wie der Zerbster Heimatkalender. Zu kaufen für jedermann nach der Präsentation am Freitag, 20. März. Um 18 Uhr (Einlass 17 Uhr) wird es im Sitzungssal des Rathauses auf Schlossfreiheit einen Multimedia-Vortrag geben, zu dem alle ehemaligen und aktiven Fußballer, Sportler und interessierte Bürger eingeladen sind.

Vielleicht wird es ja eine Art Klassentreffen, ein Wiedersehen alter Sportkameraden. Auf den Bildern, die gezeigt werden – um die 80 sind im Büchlein enthalten – sind die verschiedensten Mannschaften zu sehen. Die meisten in Schwarz-Weiß. Die Aufstellung bei Spielen, die Sportfreunde bei Ausflügen oder Arbeitseinsätzen. Bis hin zu den aktuellen Teams von heute. Dazu Vereinslogos, Fahnen, Wimpel.

Mit der Gründung des Ersten Zerbster Fußballclubs 1900 begann alles, also vor 120 Jahren. Der erste Vorsitzende war Alfred Petzke. Schon drei Jahre später gab es mit dem SV Viktoria 03 Zerbst einen nächsten Sportverein. Auch die Namen der Spieler sind nachlesbar. Im Jahre 1912 gründete sich der Fußballsportverein SC Vorwärts Zerbst. Fußball war an der Tagesordnung bis 1933 Vereine verboten wurden.

Eine neue Zeit brach dann 1948 an. Alte Vereinsnamen wurden in die Schublade der Geschichte verbannt. In Zerbst wurde die Turn- und Sportgemeinschaft (TuS 48) gegründet. Daraus entstand die Betriebssportgemeinschaft (BSG) Einheit. Langjähriger Vorsitzender war Fritz Hartwig. Zehn Jahre später wurde aus der BSG Einheit die BSG Aktivist, 1962 zurück benannt. Eine Vereinigung mit der BSG Empor Zerbst zur BSG Einheit/Empor gab es 1964. Daraus wurde nach der Wende 1990 der TSV Rot-Weiß Zerbst...

Mehr Details können Hehne, Jerchel, Gensch und Lucas erzählen. Aus eigenen Erlebnissen und Erinnerungen und aus dem, was sie bei ihren Recherchen zu dem Lesebuch zusammen getragen haben. Während heute Rot und Weiß die Vereinsfarben sind, hat die erste Zerbster Mannschaft vom 1. ZFC 1900 in blau gespielt. Wenn Viktoria gegen den 1. ZFC antrat, spielten die Gelbhosen gegen die Kornblumen.

Dass in den Anfangsjahren des Fußballs die Linienrichter mit Kellen wie Eisenbahnschaffner im Einsatz waren oder dass die Leichtathletiktruppe von Viktoria aus mehr Fußballern als alles andere bestand oder bei Ausflügen Kopfbedeckung Pflicht war, machen die Geschichte umso interessanter. Oder wie die Bedingungen waren auf den Sportplätzen, wie das Vereinsheim erbaut und versehentlich die Tür zugemauert wurde oder wie „Pinneke“ Schmidt zu seinem Namen kam. Den Aha-Effekt will man provozieren. Kennste den? Der hat auch mal Fußball gespielt? Wo ist denn der abgeblieben? Kannst du dich noch an das Tor erinnern? Die ein oder andere Frage kann vielleicht noch im Nachgang des Vortrags noch beantwortet werden. Im Anschluss findet eine gemütliche Zusammenkunft in der Gaststätte „Achilles“ im Gildehaus statt, um den Abend ausklingen zu lassen. Das Autorenteam hofft, dass ein reges Interesse an der Zerbster Fußballgeschichte besteht. Ganz feierlich will man anlässlich 120 Jahre auch die Vereinsfahne hissen. Der Eintritt zu der Veranstaltung ist übrigens frei.