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109. Zerbster Pferdemarktlotterie: Wie im Vorjahr bleibt der Hauptpreis überraschend in der Nuthestadt Katja Paul: "Zweimal verdrucken geht ja wohl nicht"

Von Andreas Mangiras 14.08.2010, 07:48

Zerbst. Die Sektgläser klirrten gestern Vormittag im Autohaus Kovac im Zerbster Gewerbegebiet Frauentormark. Katja (35) und Marco Paul (36), die seit einiger Zeit Zerbster sind, sie stammt aus Deetz, er aus Schweinitz, nahmen den 1. Hauptpreis der 109. Zerbster Pferdemarktlotterie entgegen: einen niegelnagelneuen Nissan Pixo. Klaus Grigoleit, Vorsitzender der Verkehrsvereins Zerbst, seine Geschäftsführerin Monika Redling und Autohaus-Geschäftsführer Hendrik Kovac gartulierten dem überglücklichen Paar und wünschten allseits gute Fahrt.

"Ich habe am Dienstag die Losnummer 243 auf Seite 1 der Volksstimme gelesen und konnte es nicht glauben. Als sie dann auch nochmal im Lokalteil stand, dachte ich: ,Zweimal verdrucken geht ja wohl nicht.‘", sprudelte Katja Paul vor Freude über.

Gezogen hatte das Los eigentlich ihr Mann Marco. Und das eher im Vorbeigehen – am Freitagnachmittag vor dem letzten Heimatfestwochenende. "Wir hatten lange gearbeitet und noch nichts gegessen", erinnerte sich Katja Paul. Auf einen Imbiss gingen sie aufs Heimatfest. Dabei kam sie am Lotterieverkaufsstand von Karl-Heinz Pfeifer vorbei, wo auch der vierrädrige Hauptpreis, das Auto stand.

Marco Paul kaufte vier Lose. "Wir sind eigentlich nicht so die Loskäufer." Sein erster Gedanke: "Hoffentlich gewinnen wir nicht die Fernsehanlage." Erst wenige Tage zuvor hatten sich Pauls einen neuen Fernseher gekauft, weil der altgediente Apparat urplötzlich den Geist aufgegeben hatte. Doch es sollte nicht so schlimm kommen.

Am Dienstag rief Marco Paul dann bei Monika Redling an: "Vor mir liegt das Pferdemarktlotterielos mit der Nummer 242. Was soll ich tun?" Die rührige Geschäftsführerin des Verkehrsvereins konnte nach wochenlangem Vorbereitungs- und Lotteriestress nicht so schnell kombinieren: "Schauen Sie bitte im Internet nach, was sie gewonnen haben." Marco Paul: "Ich bin der mit der Losnummer 243." Da fiel der Groschen und die Freude war groß, dass der Hauptgewinn so schnell an ihre künftigen Besitzer übergeben werden konnte.

Katja Paul wird den Wagen selbst nicht fahren. Im Dezember erwarten Pauls ihr zweites Kind. "Da brauche ich mehr Platz im Kofferraum. Wir geben das Auto meiner Mutter", freute sie sich mit ihrem Mann über so viel Glück.

"Tolle Quote: vier Lose – ein Hauptgewinn", gratulierte Klaus Grigoleit. Er zog mit Geschäftsführerin Monika Redling eine positive Bilanz der 109. Pferdemarktlotterie. Alle 33 333 Lose seien verkauft worden. Im vorigen Jahr waren es 30 000 gewesen. Im gleichen Zuge sei die Zahl der Gewinne von 600 auf 666 gesteigert worden. "Das wollen wir so erst einmal beibehalten", so Grigoleit. Preise für rund 40 000 Euro wurden ausgespielt.

Rund 8 000 Euro Steuern muss der Verkehrsverein für die Lotterie abführen. Ein Drittel der Einnahmen sind für gemeinnützige Zwecke auszuweisen. "Das Geld geht in die beiden Stadtfeste Bollenmarkt und Spargelfest", erklärte Monika Redling. "Würde die Lotterie sterben, würde das auch das Aus für die Stadtfeste bedeuten", betonte Grigoleit. Vor zwei Jahren war es fast soweit. Die seit 1878 ausgespielte Lotterie stand auf der Kippe. Doch das scheint überwunden.

"Mit jedem verkauften Los, und dazu gehören eben auch jene, die nichts gewinnen, unterstützen die Käufer unsere Feste", betonte Grigoleit. Zugleich hob er die breite Front von inzwischen 198 Sponsoren hervor, die die Lotterie unterstützen.

"Was Zerbst mit seinen relativ wenigen Einwohnern doch alles auf die Beine stellt", beeindruckte auch Geschäftsmann Hendrik Kovac. "Das ist Wahnsinn."