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Lehrermangel Es fehlen pädagogische Mitarbeiter

Lehrermangel wird derzeitig politische diskutiert. Doch wie sieht es zum Schuljahresbeginn in den Zerbster Grundschulen aus?

Von Arlette Krickau 16.08.2017, 01:01

Zerbst/Lindau/Steutz/Dobritz/Walternienburg l Die ersten Schultage haben unsere Abc-Schützen hinter sich gebracht. Alles war ganz schön aufregend und wird es wohl noch die nächsten Tage sein.

Aufregend war es aber schon vor dem Start des Schuljahres, denn da liefen die Diskussionen ob Lehrermangel und Unterrichtsversorgung in den Medien heiß. Eltern machen sich da verständlich ihre eigenen Gedanken. Die Volksstimme fragte daher einmal nach, wie es denn an den Zerbster Grundschulen aussähe.

„Wir haben fast 100 Prozent Unterrichtsabdeckung, das ist aber nur mit Abordnungen von anderen Schulen möglich“, sagt Sigrid Kratky. Die Schulleiterin der Grundschule in Walternienburg hat keine eigenen Lehrer mehr für Sport, Englisch, Religion und Ethik, diese reisen für ein paar Stunden von anderen Schulen an. 14 Kinder wurden in Walternienburg eingeschult, zwei Kinder werden die erste Klasse wiederholen. Die Leiterin selbst wird auch eine Klasse übernehmen, trotz eigentlicher Stundenabminderung auf Grund ihrer Leitungstätigkeit. Doch anders geht es nicht. „Wir hoffen immer auf ein paar mehr Stundenzuweisungen, aber glauben tun wir es nicht wirklich“, sagt sie, doch behält trotzdem dabei ihren Optimismus in der Stimme. „Die Schule läuft und die Kinder sind mit Unterricht versorgt.“

Die Astrid Lindgren-Schule kann noch alle Fächer allein mit Lehrern besetzen, doch über die Mindeststundenzahl in den Nicht-Kernfächern geht es nicht hinaus. Im Fach Ethik gab es Stundenkürzungen in der vierten Klasse. „Und trotzdem kamen wir um eine Klassenzusammenlegung nicht umher“, sagt Schulleiterin Heike Bengner. Aus zwei dritten Klassen wurde jetzt eine 29-köpfige vierte Klasse. Aufgrund der Klassengröße wird aber der Deutschunterricht in dieser Klasse mit zwei Lehrern bestückt – wegen des Mehraufwandes in den Nacharbeiten des Unterrichts.

Ansonsten läuft es gut an der Astrid Lindgren-Schule: 39 Kinder konnten hier in zwei Klassen eingeschult werden, zwei von ihnen mit Migrationshintergrund, ein paar Wiederholer werden noch dazu kommen. Insgesamt sieht Heike Bengner die Unterrichtsversorgung bei 100 Prozent. Nur 1,5 Minusstunden zählt sie im Plan, die liegen im Bereich der Förderstunden für den Inklusionsunterricht. „Mit einer zusätzlichen Stundenzuweisung rechnen wir nicht, eher damit, dass uns noch Stunden im Förderbereich gekürzt werden“, vermutet sie.

Mit dem Problem im Förderunterricht steht die Astrid Lindgren-Schule nicht allein da. Die Grundschule an der Stadtmauer hat gar keine Förderschullehrerstunden oder pädagogische Mitarbeiter. Den „gemeinsamen Unterricht“, den die Inklusion mit sich bringt, um die Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarf zu versorgen, versuchen derzeit die Lehrer selbst zu stemmen. Unter den 75 Erstklässlern, von denen zwölf Wiederholer sind, befinden sich bereits jetzt zwei diagnostizierte Inklusionsschüler, im Laufe der Schuleingangsphase kommen erfahrungsgemäß noch welche dazu. Außerdem sind in den drei 1. Klassen auch 19 Kindern mit Migrationshintergrund.

Ebenfalls problematisch im Bereich der Förderstunden sieht es an der Grundschule Lindau aus. „Wir haben eine Förderschullehrerin für einen Tag mit fünf Stunden bei uns vor Ort, bräuchten aber noch 20 Stunden mehr. Auch eine pädagogische Mitarbeiterin an allen Tagen und nicht nur an zweien, würden wir uns wünschen“, sagt Margitta Sens. Die Schulleiterin in Lindau sähe durch die ständige Arbeit einer pädagogischen Mitarbeiterin an ihrer Schule eine erhebliche Entlastung. „Beispielsweise zum Schwimmunterricht muss kein Lehrer die Kinder begleiten, dass kann ein pädagogischer Mitarbeiter übernehmen, oder Aufsichtsstunden. Jeden Tag die sechste Stunde, ist die Zeit, in der die Kinder auf den Bus warten oder noch nicht in den Hort können. Da übernehmen derzeit auch Lehrer die Aufsicht“, beschreibt sie den Alltag, mit dem sie nicht allein da steht. „Ich bin froh, dass wir ein tolles Team haben, in dem sich alle gegenseitig unterstützen“, sagt sie. Inklusion sei eine tolle Sache, aber nur machbar mit einer entsprechenden Personaldecke. „Ansonsten wird es immer schwieriger, die Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarf zu beschulen.“

Wie es um die Unterrichtsauslastung an der Dobritzer Grundschule steht, darüber könne noch keine genaue Aussage getroffen werden, erklärt Schulleiterin Kerstin Tzanis. Der Grund dafür sei, dass ein Lehrer für das Fach Ethik fehle. Insgesamt wurden in diesem Schuljahr 17 Abc-Schützen hier eingeschult. Zwei kommen dazu, um die erste Klasse zu wiederholen. Kinder mit Migrationshintergrund gebe es in diesem Schuljahr nicht.

Anke Lenke, Schulleiterin der Steutzer Grundschule, beziffert die Unterrichtsauslastung mit über 100 Prozent. Fünf Einschüler und sieben Wiederholer gehen in diesem Schuljahr zusammen in die erste Klasse. Momentan werde noch bei sieben Schülern überprüft, ob sie einen Förderbedarf haben, so Anke Lenke.

In die Zerbster Bartholomäi-Grundschule wurden 19 Kinder eingeschult. „Wir haben zwei Wiederholer, die in der Schuleingangsphase verbleiben“, erklärt Schulleiterin Frederike Grötzsch. Probleme bei der Unterrichtsauslastung gebe es keine. Auch wurden keine Kinder mit Migrationshintergrund angemeldet. „Ein Schüler benötigt Förderbedarf“, so die Schulleiterin.

In verschiedenen Bereichen können Kinder im Rahmen der Inklusion gefördert werden. Dazu zählen das Lernen, die körperliche, mototrische, geistige, emotionale und soziale Entwicklung sowie Hören, Sehen und Sprache.