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Museumsleiterin Agnes-Almuth Griesbach wirft einen Blick in die Mühlengeschichte Mühlenkolk wird feuchtes Grab für Schornsteinfegergesellen

Von Agnes-Almuth Griesbach 18.05.2013, 01:13

Zerbst l Das Wandern ist des Müllers Lust, dichtete schon Wilhelm Müller im 19. Jahrhundert und (Wasser-)Mühlen in und um Zerbst waren seit dem Mittelalter fester Bestandteil des wirtschaftlichen Alltags in der Stadt und vor allem eine bedeutende Einnahmequelle. Nicht zu vergessen ist ihre Bedeutung für die Versorgung der Bürger innerhalb der Stadtmauern. Zerbst war im 14./15. Jahrhundert eine blühende und prosperierende Stadt, neben einem florierenden Brauwesen bereicherten Tuchmacher, Gerber und Schuhmacher, Knochenhauer (Fleischer), Fenstermacher, Rad- und Stellmacher, Gold- und Kupferschmiede und andere das Marktleben. Straßennamen wie Holzmarkt, Schleibank und Salzstrasse rund um die Marktkirche St. Nikolai weisen noch heute auf die überregionalen Handelsverbindungen hin. Der Gemüse- und Ackerbau und die großen Viehmärkte brachten der Stadt weiteren Reichtum ein.

Im Besitz des Rates der Stadt und der Klöster finden wir viele (Wasser-)Mühlen.

Die archivalischen Quellen berichten uns von der Ankuhnschen Mühle aus dem Jahr 1213, die im 15. Jahrhundert in den Besitz des Zerbster Nonnenklosters ging. Bereits im 14. Jahrhundert konnten die Zerbster Zisterzienserinnen vom Magdeburger Stiftskapitel St. Nikolai eine Mühle mit Fischteich erwerben. Neben der Frauenmühle gehörte ihnen auch eine Mühle vor dem Breitestraßentor. Auch die barfüßigen Mönche, die Franziskaner, hatten vermutlich auf der Mühlenbrücke eine Mühle in Besitz, die aber noch vor der Reformation in Ratsbesitz überging.

Technische Meisterwerke öffnen Pfingstmontag ihre Türen

Die Anhaltischen Land- und Amtsregister von 1572 weisen für die Kötschauer Mühle im Ankuhn als Besitzer den Amthauptmann Maximus von Kötschen nach. Im Mai 1834 wurde sie Schauplatz eines tragischen Unglücks - der Schornsteinfegergeselle Josef Bürgel ertrank im Mühlenkolk. Daraufhin wurde das Baden dort verboten.

1315 wurde die "Mühle buten Ankuhn", die heutige Blumenmühle, erstmals erwähnt. Sie wurde im 18. Jahrhundert als Glasurmühle der Zerbster Fayencemanufaktur betrieben. Nicht weit entfernt liegt die Buschmühle, die auf ein beachtliches Alter von mehr als 600 Jahren zurückblicken kann.

Zwischen dem Müller Rosenbaum von der Poleymühle bei Walternienburg und der fürstlichen Rentkammer kam es im Jahr 1775 zu Streitigkeiten, da der Müller sein Vieh auf fürstlichem Grund weiden ließ. Wie der Amtmann ausführte, weidete der Müller mindestens 15 Stück Rindvieh und mehr als 100 Schweine. Dies ist ein Hinweis auf die Wohlhabenheit der Müller.

Das alles will nur ein kleiner Einblick in die Geschichte der Mühlen in und um Zerbst sein. Immer waren Mühlen auch technische Meisterwerke, die sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder veränderten. Vielleicht haben Sie Lust und Laune, eine der Mühlen zum Mühlentag am Pfingstsonntag genauer kennen zu lernen und noch die eine oder andere Geschichte zu hören.