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Bei Sanierung der Breite 30 ist Thomas Hein der Erhalt jahrhundertealter Substanz wichtig Neue Zukunft für Altbau aus dem Jahr 1385

Von Helmut Rohm 15.07.2013, 01:26

Speidel und Wust, das sind die Namen, die die meisten Zerbster mit der Breite 30 verbinden. Die Geschichte des Hauses reicht bis ins Jahr 1385 zurück und lebt mit dem jetzigen Besitzer Thomas Hein neu auf.

Zerbst l "Die erste und wohl auch größte Überraschung war der Umfang des notwendigen Abrisses, vor allem von Nebengelassen, und die unwahrscheinliche Menge des zu beseitigenden Schuttes", erinnert sich Thomas Hein, wie im Juni 2012 die praktischen Arbeiten zur Sanierung der Breite 30 begannen. Da musste unter anderem auch der gesamte Hof wegen Feuchtigkeitsschäden am Gebäude in Handarbeit um 30 cm tiefer gelegt werden.

In der vorigen Woche eröffnete Thomas Hein seine Geschäftsstelle der Mecklenburgischen Versicherungsgruppe in diesem Gebäude. Der immense Aufwand, auch die vielen Schubkarren mit Schutt, sind zwar nicht vergessen, aber der Stolz auf Erreichtes steht Thomas Hein und seiner Lebensgefährtin Yvonne Schmidt ins Gesicht geschrieben.

Nach zweijähriger Suche nach einem geeigneten Standort für sein Unternehmen konnte der Versicherungsfachmann im Dezember 2011 das Haus erstehen, das als Gesamtkomplex ein Denkmalschutzobjekt ist. Vorbesitzer Dieter Wust ging mit seiner Frau in den Ruhestand. "Es war ein angenehmer und fairer Prozess", hebt Thomas Hein hervor. Und er ist Dieter Wust sehr dankbar, dass er ihm viele historische Unterlagen, Fotos, auch originale Bauzeichnungen, zur Hausgeschichte übergeben hat.

Thomas Hein und Yvonne Schmidt haben ihre Entscheidung für dieses Grundstück ganz bewusst getroffen. "Wir möchten dieses Haus, dessen Geschichte dokumentarisch bis 1385 nachweisbar ist, sanieren und soweit wie möglich originalgetreu restaurieren", erklärt der 43-Jährige. Sie möchten etwas bewegen und bewahren, weil die Lebensqualität für die eigene Zukunft und die der Kinder sehr bedeutsam ist.

Natürlich kam es auch darauf an, für die Geschäftsstelle "einen exquisiten und nachhaltigen Standort" zu finden, der auch für ältere und behinderte Bürger relativ leicht zu erreichen ist. Ein Problem seien jedoch die Parkbedingungen auf der Breite und in der Zerbster Innenstadt überhaupt.

Es gab von Beginn an eine enge regelmäßige Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz und dem Bauordnungsamt, die Thomas Hein insgesamt als "vorwärts orientiert und kompromissbereit" einschätzt. Und, so der neue Hauseigentümer lobend, nicht nur in diesem Prozess war Bauingenieur Steffen Götz ein stets kompetenter Berater. Denn es ging da zum Beispiel um Fensteraufteilung, die Fenster selbst, um die Farbgestaltung und die Aufarbeitung im Inneren ... - auch die noch im kommenden Jahr anstehende Dacherneuerung.

Jetzt präsentiert sich das Gebäude, bis auf einige nötige Umbauten im Erdgeschoss, innen und außen wie nach der letzten großen Umgestaltung um 1760. Damals wurde dieses Haus aus einem größerem Komplex herausgelöst und separat verkauft, als "Wohnhaus mit Nebengelass und kleinem Braurecht". Ob letzteres noch gültig ist, so Thomas Hein lachend, werde er sich doch mal beim Gewerbeamt erkundigen.

Yvonne Schmidt hat ein großformatiges Album, mehr noch eine Chronik, über dieses Haus angefertigt, "die auch ausliegt und angesehen werden kann", erzählt sie.

Historische Dokumente, Fotoansichten, amtliche Anträge, Bau- und Umbauzeichnungen sind zu sehen. Und vor allem Fotos über die Aktivitäten der jüngsten Zeit.

Der Gast findet eine nach Originalvorlage angefertigte neue Treppe, aufwändig aufgearbeitete Türen mit reizvollen alten Beschlägen, Deckenstuck, einen Fußboden mit den alten Dielenbrettern und ... Das Haus soll aber kein Museum sein, sondern im historischen Ambiente eine moderne Nutzbarkeit ermöglichen. "In den Räumen in Originalaufteilung sollen sich unsere Kunden und auch die vier weiteren Mitarbeiter wohlfühlen", erklärt der gebürtige Roßlauer. So sei, "vor allem dank der Ideen meiner Lebensgefährtin Yvonne", eine stimmige Ausstattung im reizvollen Kontrast von Historie und Moderne entstanden. Er selbst habe erfolgreich über das Portal "Alt-Zerbst" eine Art Hilferuf gestartet, um historische Ansichten zu bekommen.

Die Breite 30 fügt sich mit neuem, alten "Gesicht" harmonisch in das Gesamtensemble des historischen Zerbster Straßenzuges ein.