Jeversche Straße 1: Gewerbebetriebe wieder intakt, Hausreparaturen in sechs Monaten vollendet Obdachlose Familie findet keine Wohnung
Die Geschäfte im Wohn- und Geschäftshaus Jeversche Straße 1 haben ihren Betrieb wieder aufgenommen. Das Gebäude war in der vorigen Woche durch einen Brand beschädigt worden. Seither sucht eine vierköpfige Familie neuen Wohnraum.
Zerbst l "Wir finden einfach keinen neuen Wohnraum. Keine passende Wohnung und auch kein Haus zur Miete." Die vierköpfige Familie von Nicole Köhler und Christian Aderholz ist ratlos. Gerade erst im Januar war sie in diese "schöne Drei-Raum-Wohnung gezogen. Aus der alten Wohnung wollten wir raus wegen der erheblichen Heizkosten. Die Wohnung war nicht weiter gedämmt", erzählt Nicole Köhler.
Dann aber der Umzug unters Dach des "Jever-Hauses" neben der Post. "Es war schwer, in Zerbst etwas zu finden. Offenbar gibt es nur kleine Wohnungen. Wir arbeiten aber hier und wollen auch nicht von der Stadt weg."
Am vorigen Mittwochabend dann das Unglück. Lebensgefährte Christian Aderholz hatte Nachtschicht, als Nicole durch ein Knistern wach wird. "Ich habe einen leichten Schlaf, wegen der Kleinen. Bloß gut." Es brannte, wie sie völlig erschreckt feststellen musste. Schnell die Kinder geschnappt, nach unten und raus. Vater Christian fand seine Familie in den Kabinen der Feuerwehrautos, in Decken eingehüllt. Die Familie fand bei ihren Eltern Unterschlupf. "Wir verstehen uns ausgezeichnet, aber es ist einfach viel zu eng. Wir brauchen eine eigene Wohnung", stellt Nicole Köhler sehr schnell fest. In der beschädigten Wohnung sind Küche und Schlafzimmer vernichtet, Wohnzimmer und Kinderzimmer jedoch erhalten geblieben. "Danke an unsere Freunde und Verwandten, die beim Räumen und Unterstellen halfen."
Die Firma Domogrund bewirtschaftet das Haus in der Jeverschen Straße. Geschäftsführer Herbert Metzker zum Zustand des Hauses: "Die Physiotherapie, die Bäckerei, die Bürogemeinschaft Apel und die Ergotherapie haben ihren Geschäftsbetrieb wieder aufgenommen, teils bereits in der vorigen Woche. Im Friseurgeschäft erfolgt eine Grundreinigung, so dass hier der Betrieb in etwa zwei Wochen wieder aufgenommen werden kann. Das Gebäude ist keinesfalls zerstört, die Schäden sind beherrschbar und werden komplett behoben. Es gibt dabei auch keine außergewöhnlichen Schwierigkeiten, braucht eben nur seine Zeit. Ich denke, in sechs Monaten ist alles wieder in Ordnung."
Aktuell jedoch sind einige der sechs Wohnungen nicht nutzbar. Drei Mieter sind durch die Domogrund/Zima in Ersatz-Wohnraum vermittelt worden. "Auch der Familie Köhler/Aderholz hatte ich ein Wohnungsangebot machen können, doch dort ist das Bad noch nicht fertig." Grundsätzlich, so bestätigte auch Metzker, sei das Angebot von Drei- oder Vierraumwohnungen oder Einfamilienhäusern zur Miete in Zerbst eher klein. Was nicht verwundert: Für Wohnungen dieser Größe werden Mieten fällig, mit denen auch die Finanzierung eines Eigenheimes realistisch wird. Genau dies geschieht bereits seit Jahren in Zerbst.
Auch andere große Wohnungsunternehmen hatten für die obdachlose Familie kein passendes Angebot. "Es ist eben auch schwierig, weil wir nicht einfach irgendwohin ziehen wollen, sondern, dass es was auf Dauer sein sollte", sagt Frau Köhler. Eventuelle Angebote können der Volksstimme-Redaktion mitgeteilt werden. Eines ist wichtig: "Der Brand hat uns alle furchtbar erschreckt. In eine Dachgeschosswohnung ziehe ich nie wieder."