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Sanierung Geld für Kirche in Polenzko

Die Dorfkirche in Polenzko muss saniert werden. Viel Geld brachte jetzt eine bundesweite Sammlung für das Gotteshaus.

Von Thomas Höfs 21.12.2017, 07:00

Polenzko l Die Weihnachtskirche Polenzko schaffte es vor einem Jahr in die Dezemberausgabe des Magazins für Denkmalkultur in Deutschland. „Das war wie ein Lottogewinn“, sagt Ulrich Hahn. In der Zeitschrift erreichten die Zerbster ein interessiertes Fachpublikum bundesweit. Denn mit der Schilderung des Zustands der Kirche war ein Spendenaufruf verbunden. Das Interesse der Bevölkerung, die Kirchen auch als wichtige Zeitzeugen und Kulturdenkmäler zu erhalten, ist groß, meint er. Denn zusammen kam eine Summe von 28.000 Euro.

Das Geld erhielt Ulrich Hahn ausgerechnet von seiner Frau. Sonja Hahn ist Vorstandsvorsitzende der Stiftung Entschlossene Kirchen. Holger Hövelmann begleitete sie. Der SPD-Landtagsabgeordnete sitzt im Vorstand der Stiftung.

„Das ist viel mehr, als wir erwartet hatten“, freut sich Ulrich Hahn über den Geldregen. Im 12. Jahrhundert wurde die Feldsteinkirche erbaut. In den folgenden Jahrhunderten gab es immer wieder Umbauten. Sicher ist, dass 1884 die damaligen Polenzkoer einen Turm auf ihre Kirche setzten. Mit Fachwerk und Ziegelsteinen bauten sie den kleinen Turm auf das Dach des Gotteshauses.

Der Zahn der Zeit hat sich seither an dem Turm abgearbeitet. Holzwürmer haben das Fachwerk einst befallen und dort deutliche Spuren hinterlassen, sagt Ulrich Hahn. Der Turm müsse dringend erneuert werden, zeigt er auf die Spitze.

Dabei soll das Fachwerk erneuert werden. Die morschen Balken werden ersetzt. Nach der Sanierung wird der Turm mit Holz verkleidet, zeigt er den Entwurf des Planers.

Eine Glocke befindet sich noch im Turm. Vor dem Ersten Weltkrieg waren es noch zwei. Doch im Krieg wurden in vielen Kirchen die Glocken aus den Türmen geholt, um die Rohstoffknappheit zu überwinden.

Für die Bedienung der Glocken verfügt der kleine Kirchturm über eine damals sehr moderne Konstruktion, erzählt er. Mächtige Zahnräder sorgen dafür, dass nur ein Seil gezogen werden muss und sich die Kraft auf beide Glocken überträgt. „Durchgesetzt hat sich das später zwar nicht. Es macht den Turm aber besonders“, sagt er.

Für die Sanierung des Turms veranschlagt die Weinberggemeinde Garitz, zu der die Kirche gehört, rund 110.000 Euro. Eigentlich sollte das Gebäude schon eingerüstet sein, schildert er. Zurzeit gebe es aber offenbar einen Mangel an verfügbaren Baugerüsten, erzählte er. Deshalb sei von der Baustelle noch nicht viel zu sehen. Erst im Innern der Kirche zeigt sich, dass das Haus auf Bauarbeiten vorbereitet ist. Die Gemeindemitglieder haben Plastikplanen im Gebäude verteilt. Das soll die Inneneinrichtung schützen. Um die Gesamtkosten zu schultern, hat die Kirchengemeinde verschiedene Geldgeber gefunden. „Wir haben 10.000 Euro selbst angespart“, sagt er. Den Rest erhalte die Kirchengemeinde von der Landeskirche, von der Lottogesellschaft und auch der Landkreis beteiligt sich mit einem Zuschuss an der Erhaltung des Hauses.

Trotz der Bauarbeiten soll die Kirche jeden Tag offen sein. Polenzko zählt zu einer der sogenannten Themenkirchen im Zerbster Umland. Als Weihnachtskirche ist sie weit über die Stadt hinaus bekannt. Der Bildhauer Horst Sommer hat überlebensgroße Figuren für die Kirche gemacht. Sie zeigen die Krippe und die Heiligen drei Könige.

Wie viele Besucher sich im Jahr die Weihnachtskirche ansehen, sei nicht bekannt, sagt Ulrich Hahn. Der Gemeindekirchenrat könne nur anhand der Eintragungen im Gästebuch Rückschlüsse ziehen. Er gehe davon aus, dass eine vierstellige Personenzahl pro Jahr zu Besuch in der Kirche ist. Die Gästebucheintragungen beweisen zudem, dass die Gäste aus der ganzen Welt einen Abstecher nach Polenzko machen.

Damit die Menschen noch in die Kirche kommen, hat die Kirchengemeinde die Priesterpforte geöffnet. Hier sei viele Jahre niemand durchgegangen, sagt der Gemeindekirchenratsvorsitzende. Jetzt sei die Pforte der neue Haupteingang bis zum Abschluss der Bauarbeiten.

Mit der Sanierung des Kirchturms fangen die Sanierungsarbeiten in dem Turm erst an. Das Dach der Weihnachtskirche muss in naher Zukunft ebenso erneuert werden. Über der abgehängten Decke im Kirchenschiff wartet außerdem noch sehr viel Arbeit auf die Kirchengemeinde, verrät Ulrich Hahn. Nun ist erst einmal der Kirchturm an der Reihe. Nach der Sanierung werden die Polenzkoer vielleicht ein Detail vermissen. Die Turmuhr wird nicht mehr zu sehen sein. Für die Restaurierung des alten Zifferblattes reichte das Geld nicht. Dennoch bleibt ein Platz in der Konstruktion, falls die Uhr später wieder eingebaut werden sollte, sagt er.