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Schäden Rostende Eisen zerstören die Steine

Mehrere Schadstellen an Fenstern im Ruinenteil der Zerbster Bartholomäikirche wurden entdeckt. Nun soll eine Notsicherung erfolgen.

Von Daniela Apel 25.11.2020, 00:01

Zerbst l „Dort sieht man einen langen Riss.“ Gunnar Hollenbach zeigt hinauf zu einem der gotischen Maßwerkpfeiler im offenen Langhaus von Sankt Bartholomäi. Als Sachverständiger hat sich der Diplom-Ingenieur die einzelnen Fenster im Ruinenteil der einstigen Hof- und Stiftskirche genau angesehen.

Der Grund für seine Begutachtung liegt inzwischen fünf Wochen zurück. Irgendwann am 21. Oktober ist es passiert. Da stürzte plötzlich aus einigen Metern Höhe ein größeres Stück der gemauerten Streben zu Boden. Glücklicherweise wurde niemand verletzt. Eine sofortige Notsicherung erfolgte, um weitere Ausbrüche zu verhindern.

Gunnar Hollenbach untersuchte daraufhin die übrigen Fenster auf mögliche Schäden und wurde fündig. Drei weitere weisen lange Risse auf, die sich teils ein bis zwei Meter vertikal durch die schlanken Pfeiler ziehen und deren Stabilität bedrohen. Verursacht werden sie durch die rostenden Windeisen. Ihre starke Korrosion zersprengt die Ziegelsteine regelrecht, wie er gestern beim Vor-Ort-Termin schilderte.

„Immerhin liegen die Eisen seit 1945 frei“, gibt Gunnar Hollenbach zu bedenken. Seit der schweren Zerstörung der Kirche beim Luftangriff auf Zerbst damals am Ende des Zweiten Weltkrieges ist das Langhaus permanent jeglichen Witterungseinflüssen ausgesetzt. „Das ist das Hauptproblem“, sagt der Ingenieur. Er kennt sich nicht nur bestens mit der Baugeschichte des Gotteshauses aus, sondern begleitet die Kirchgemeinde immer wieder bei aktuellen Maßnahmen.

Auch für Pfarrer Albrecht Lindemann ist der ausgebrochene Pfeiler eindeutiger Beleg, dass der Ruinenteil wieder überdacht werden müsste. Nun jedoch gilt das Augenmerk erst einmal den drei gut acht Meter hohen Fenstern, die ebenfalls bereits gravierende Schäden aufweisen.

Die Streben sollen vorsorglich abgetragen werden – allerdings nicht komplett. Ziel ist, zumindest die gotischen Bogenspitzen zu erhalten, wie Gunnar Hollenbach sagt. Hinsichtlich der einzubauenden hölzernen Sicherungskon-struktion erfolgt die Absprache mit der Denkmalschutzbehörde. Umgesetzt wird die Maßnahme zur Gefahrenabwehr von der Zerbster Firma Heidetor.

Noch völlig offen ist bislang, wann die Pfeiler zur Untergliederung der hohen Fenster wieder aufgemauert werden. Klar ist, dass für das Vorhaben Formsteine benötigt werden. Es handelt sich um Spezialanfertigungen. Denn übliche Quader kamen hier einst nicht zum Einsatz.