Serie „Otto ist Einheit“ über 35 Jahre Wiedervereinigung Mit Video: Harte Arbeit, schönes Leben: Mein Weg in der deutschen Einheit
Bernd Petermann ist ein Weltbürger. Auf vielen Kontinenten unterwegs, hat er die Heimat Magdeburg aber nie aus den Augen verloren. Deshalb kam er zurück an die Elbe.

Magdeburg - In einer Serie erzählen Menschen aus Magdeburg mit Ost- oder West-Hintergrund ihre Geschichte über Wiedervereinigung und Deutsche Einheit seit 35 Jahren. Hier Bernd Petermann, Geschäftsführer das Maschinenbauern Symacon.
Bernd Petermann ist ein echtes DDR-Kind – und Magdeburger durch und durch. Seine Kindheit unterscheidet sich jedoch von der vieler anderer im damaligen Staat. „Ich bin in einem Elternhaus aufgewachsen, das schon sehr früh von der kapitalistischen Marktwirtschaft geprägt war“, erzählt er. Ungewöhnlich für die Zeit, begründet durch die Tätigkeiten seines Vaters.
Video: Serie 35 Jahre Deutsche Einheit: Bernd Petermann
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Der ist als „Reisekader“ im Auftrag des Generaldirektors des DDR-Kombinats „Tagebau-Ausrüstungen, Krane und Förderanlagen“ (TAKRAF) weltweit unterwegs war. Zum Kombinat gehören nahezu alle volkseigenen Betriebe der Branche, dazu Zulieferer und eigene Forschungseinrichtungen. Mit der internationalen Ausrichtung des Unternehmens wird auch das Familienleben globaler. „Ich wurde von beiden Seiten geprägt“, sagt Bernd Petermann. „Ich erlebte das sozialistische Bildungssystem mit seinen Vor- und Nachteilen – und auch die andere Seite.“
Als die DDR ins Wanken gerät
Die Ambivalenz bestimmt seine Kindheit und Jugend. Als die DDR ins Wanken gerät, studierte er Maschinenbau an der Technischen Universität Magdeburg – heute Teil der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. „Das war genau die richtige Zeit. Die eine Hälfte in der DDR. Die andere Hälfte in den turbulenten Zeiten der Wende und des Umbruchs. Für einen Techniker auch der richtige Weg“, findet er heute.
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Dabei ist es beinahe anders gekommen: Ursprünglich hat er einen begehrten Studienplatz in Berlin zugesprochen bekommen, wollte Außenwirtschaft studieren, um später auch im Ausland zu arbeiten. „Raus, nur raus“ – das war der Wunsch. Doch Bernd Petermann sagt ab. Aus dem einzigen Grund, der für ihn noch stärker wiegt als der Drang nach Freiheit: wegen der Liebe.
Deutsche Einheit im Studentenclub „Baracke“ erlebt
Bereut hat Bernd Petermann seine Entscheidung nie. Er liebte das Studium vom ersten Tag an. Genau wie seine Arbeit im Kult-Studentenclub „Baracke“. Mit der Wende ändern sich für ihn „glücklicherweise“ auch die Studien-Inhalte: Die stark sozialistisch geprägten Lehrpläne werden durch rein fachlich-technische ersetzt. Am 3. Oktober 1990 feiert Deutschland die Wiedervereinigung – und Bernd Petermann feiert in der „Baracke“ mit.
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Dann stellt das Leben die Weichen neu. Mit dem Diplom in der Tasche hat es ein Maschinenbauer 1992 zunächst schwer. Bernd Petermann startet als Vertriebsingenieur im Außendienst für Ostdeutschland. Doch in der angeschlagenen Wirtschaft Komponenten für Anlagen zu verkaufen, war nahezu unmöglich. Nach einem Jahr wechselt er zum Magdeburger Unternehmen ABP Maschinenbau. Dort gehört er zu den Pionieren im Bereich Fördertechnik – heute eines der wichtigsten Standbeine des erfolgreichen Unternehmens.
Projekte in Kanada, Europa und Asien sowie Südamerika
Ende 1994 beginnt er, beim traditionsreichen Schwermaschinenbauer FAM den Bereich Service aufzubauen. „Wilde Zeiten“ seien das gewesen, meint Bernd Petermann. Er fängt mit einem Trio an. Als er geht, sind daraus 1.000 Service-Mitarbeitende weltweit geworden. Fast drei Jahre verbringt er in Alberta in Kanada, lernt Englisch, „Projektmanagement aus einem anderen Blickwinkel“ und viel über sich selbst. Er ist viel unterwegs: arbeitet für FAM in Nord- und Südamerika, betreut Projekte in Europa und Asien, verbringt viel Zeit auf zahllosen Flughäfen. Die Konstante bleibt Magdeburg. „Es hat mich immer stolz gemacht, zurückzukommen und auch Kunden zu zeigen, wie sich u. a. auch die Stadt entwickelt hat“, sagt Bernd Petermann.
So sehe ich die Wiedervereinigung
Und wenn er beurteilen soll, was für ihn die Wiedervereinigung gebracht hat, erklärt er schnell, dass sie für ihn und seine Familie ein Glücksfall gewesen ist. „So konnten wir uns hier ein schönes Leben aufbauen und selbst gestalten.“ Harte Arbeit schreckt ihn dabei nie ab.
2018 kehrt der viel gereiste Maschinenbauer endgültig nach Magdeburg zurück, steigt bei Symacon ein gründet mit den Gesellschaftern die Symacon System + Service GmbH (SSG). Mit der Insolvenz der Geschäftspartner und dem Corona-Jahr 2020 erlebt er eine schwierige Startphase. Er und sein Team kämpft sich durch, heute steht das Unternehmen stabil da.
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Die SSG führt im Rahmen der Möglichkeiten die Maschinenbau-Tradition des Standorts fort. Beim Sondermaschinenbauer mit einem hohen Grad an Automation sind mittlerweile 65 Mitarbeitern an Bord. Bernd Petermanns Fazit: „Ich habe mich für die Familie und die Firma am Standort Magdeburg entschieden. Alles war richtig und macht viel Spaß und Freude.“