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Serie „Otto ist Einheit“ über 35 Jahre Wiedervereinigung Mit Video: Es ging mir gut in der DDR: Der Weg in die neue Freiheit am Theater Magdeburg

Katrin Lange ist Chefin der Theaterkasse in Magdeburg. Auf die Deutsche Einheit schaut sie mit einem ganz besonderen Blick - und blieb Magdeburg treu.

Von rs 03.07.2025, 19:00
Katrin Lange, Theaterkassiererin in Magdeburg.
Katrin Lange, Theaterkassiererin in Magdeburg. Foto: Pro M

Magdeburg - In einer Serie erzählen Menschen aus Magdeburg mit Ost- oder West-Hintergrund ihre Geschichte über Wiedervereinigung und Deutsche Einheit seit 35 Jahren. Hier Katrin Lange, Leiterin der Theaterkasse am Theater Magdeburg.

„Es wird überall nur mit Wasser gekocht.“ Mithilfe dieser Redensart konnte Katrin Lange schon einige Krisen ihres Lebens stemmen. Zu Zeiten der Wende war sie gerade berufstätige Mutter, die neben ihrem Job noch ein Studium im Bereich der heutigen Kulturwissenschaften in Dresden absolvierte. Fest in ihren Alltag eingespannt. Natürlich bekam sie von der Aufbruchsstimmung mit.

Video: Serie 35 Jahre Deutsche Einheit: Katrin Lange

(Stadtmarketingverein Pro M Magdeburg)

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Es ging mir gut in der DDR

Dennoch war Katrin Lange eher überrascht von der Wende. „Ich muss sagen, mir ging es gut in der DDR,“ stellt sie fest. „Ich habe keine Probleme gehabt, doch ich kann die Menschen verstehen, die gesagt haben, wir wollen das nicht mehr.“ Und als es schließlich anders war, da fielen ihr doch einige Vorteile auf. „Wir konnten das Potenzial, glaube ich, noch gar nicht fassen.“ Viel Geld zum Ausgeben gab es in der Familie Lange zwar weder vor noch nach der Wende, dennoch machten die neuen Einkaufsmöglichkeiten und Reiseziele Spaß.

Liebe zur gelebten Kultur

Schon lange arbeitet sie am Theater der Ottostadt, zunächst im Außendienst. Als zur Wendezeit alles im Umbruch war und Stellen am Theater frei wurden, konnte Katrin Lange die Chance für sich nutzen. Von da an arbeitete sie als Chefkassiererin. Später bewarb sie sich auf die freigewordene Stelle als Leitung der Theaterkassen. Bei diesem Job blieb sie. Auch ihr Mann arbeitete am Magdeburger Theater. Beide verbindet die Liebe zur gelebten Kultur, zur Arbeit mit Menschen.

Sie versuchen, in jede Inszenierung zu gehen – schließlich will Katrin Lange ihre Kunden ehrlich und fundiert beraten. Ihre persönlichen Favoriten sind „Das Land des Lächelns“ mit Harald Neukirch aus DDR-Zeiten und „Turandot,“ inszeniert von Michiel Dijkema aus dem Jahr 2020. Ab und zu ist ihr die Musik in neuen Stücken zu futuristisch, doch auch das ist Theater: immer wieder anders, manchmal unbequem, vor allem aber bunt und modern. Ganz ähnlich wie Magdeburg selbst.

Mann muss Geld übrighaben, um ins Theater gehen zu können

Katrin Langes Theaterwelt wandelte sich in den Jahren nach der Wende. In der DDR war die Theaterkultur stärker mit der Arbeitswelt verbunden, es gab große Abonnementringe, Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen übernahmen große Teile der Kosten. Auch mit Schulen wurde eng zusammengearbeitet. So konnten sich viele das Theater leisten, gleichzeitig war es beinahe eine gesellschaftliche Pflicht, ins Theater zu gehen. Heute ist das anders. „Man muss das Geld übrighaben, um ins Theater zu kommen,“ weiß Katrin Lange.

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Nach der Wende habe sie gemerkt, dass nur Menschen kommen, die es wirklich interessiert. Ein verändertes Publikum stellt andere Anforderungen an sein Theater. Noch sei am Opernhaus ein Stamm des Traditions-Publikums erkennbar. Um mehr jüngere Menschen anzusprechen, bemüht sich das Theater um passende Angebote, wie günstigere Vorstellungen, wenn 30 Minuten vor einer Vorstellung noch Plätze frei geblieben sind. Auch das Domplatz-Open-Air sieht sie als tolle Entwicklung für Stadt und Theater.

Schon immer viele Nationalitäten am Theater

Den Kosmos rund um die Bühne beschreibt Katrin Lange liebevoll als ein „buntes Völkchen.“ Es war schon vor der Wende der Fall, dass viele Nationalitäten am Theater zusammengearbeitet haben, beschränkt auf östliche Nationen wie Ungarn, Bulgarien oder Rumänien. Heute kommen viele aus der ganzen Welt. „Dadurch war man auch immer sehr solidarisch und weltoffen,“ resümiert die Kassenleiterin ihre Erfahrungen. Einer der Gründe, warum sie immer gern ihrer Arbeit nachgegangen ist.

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Genauso, wie Katrin Lange das Theater liebt, liebt sie Magdeburg. Sie habe es nie bereut, ein Leben lang hiergeblieben zu sein. Heute geht sie mit Enkeln in die Museen der Ottostadt, ist am Dom oder Kloster. „Ich bin manchmal erstaunt, dass es immer wieder Sachen gibt, die neu sind, oder was es noch zu entdecken gibt.“ Denn genau wie das Theater wandelt sich Magdeburg immer weiter, mit der Vereinigung in alle erdenklichen Richtungen.