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Spinnrad Meisterin verliert nicht den Faden

Jeanette Paasch gewann in Langenstein die 18. Landesmeisterschaften Sachsen-Anhalts im Spinnen.

Von Konstanze Eichner 04.10.2017, 03:00

Nedlitz/Langenstein l „Heute bin ich schon ein wenig nervös“, sagt Jeanette Paasch kurz vor Beginn des Wettbewerbes in Langenstein im Harz. Erst vor einigen Jahren hat sie das Spinnen erlernt und ist seit dem im Anhaltischen Spinnkreis aktiv. Die Teilnahme an Wettbewerben wie der Landesmeisterschaft sind für sie besondere Höhepunkte. Vor allem auch, um das traditionelle Handwerk des Spinnens der Öffentlichkeit nahezubringen.

Aber diesmal gibt es da noch etwas: zweimal hat Jeanette Paasch diese Meisterschaft schon gewonnen. Ein dritter Sieg in Folge würde bedeuten, dass dieser Wanderpokal fest in ihren Händen bleibt.

Nachdem im Schafstall des Merino Vereines in Langenstein schließlich der Startschuss gefallen ist, sitzt Jeanette Paasch konzentriert am Spinnrad, zupft immer wieder am Faden, den sie anschließend auf die Spule aufrollt und lässt sich dabei geduldig über die Schulter blicken. Rings um sie sind zahlreiche Menschen auf dem Langensteiner Erntedankmarkt unterwegs und bleiben immer wieder stehen, um sie und ihre zehn Mitstreiterinnen zu beobachten.

Deren Aufgabe ist es innerhalb von zwei Stunden 30 Gramm Schafwolle zu einem sehr dünnen Faden zu verspinnen. Wem der längste Faden gelingt, hat gewonnen. Jeanette Paasch ist mit dieser Aufgabe sichtlich vertraut. Im letzten Jahr hatte sie am selben Ort einen 285,5 Meter langen Faden gesponnen. Ein weiteres Jahr zuvor waren ihr 233 Meter gelungen – beides Mal wurde es damit für sie der erste Platz.

Hat sie eine geheime Technik entwickelt? „Geduldig muss man sein“, erzählt die 54- Jährige fröhlich, die aus Nedlitz stammt. Denn dieses ganze Handwerk sei eine langwierige Sache. Sie selbst fand das Brauchtum solcher Arbeiten mit verschiedenster Wolle schon lange interessant. Bei Veranstaltungen des Kornmuseums in Nutha ist sie dann schließlich mit dem Handwerk vertraut geworden und fand Inspiration. Heute verarbeitet sie die Wolle direkt vom Schäfer in den verschiedensten Varianten und Techniken. Besonders freut sie sich auch, dass sie ihrem Hobby gemeinsam mit anderen Woll-Lustigen im Anhaltischen Spinnkreis nachgehen kann. In der Spinnstube des Alpacahofes bei Zernitz finden regelmäßige Treffen statt, bei denen der Kreativität keine Grenzen gesetzt sind.

In Langenstein geht es hingegen nur um einen einfachen Faden. Aber ganz so einfach ist es dann eben doch nicht, wie Grazyna Lortz vom Landesschafzuchtverband weiß. „Die Schwierigkeit besteht darin, dass der Faden ganz dünn und fein gesponnen werden muss, damit er eben besonders lang wird“, betont sie. Als Organisatorin dieser Meisterschaften ist Grazyna Lortz nach den zwei Stunden auch für den Vergleich und die Überprüfung der einzelnen Fadenlängen verantwortlich. Und sie freut sich schließlich nach langem Warten die Gewinnerin zu verkünden. Sie heißt erneut Jeanette Paasch. Diesmal ist ihr Faden 219 Meter lang geworden. Stolz nimmt sie den verdienten Landespokal entgegen. Den zweiten und dritten Platz belegen an diesem Nachmittag Nadine Rühlich und Petra Moritz mit jeweils 190 und 181 Metern.