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Sportförderung Unerwartete Diskussion um Jahn-Stadion

Fast eine Million Euro Fördermittel stehen für die Sanierung des Zerbster Stadions bereit. Plötzlich gibt es Diskussionen über die Kosten..

Von Daniela Apel 07.09.2020, 01:01

Zerbst l „Da versteh’ ich jetzt die Welt nicht mehr“, gestand Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD). Endlich scheint die so dringend notwendige Sanierung des Zerbster Jahn-Stadions zum Greifen nah, da keimt plötzlich eine Diskussion über den Umfang der Maßnahme auf. „Das finde ich zu überdimensioniert“, kommentiert Lutz Voßfeldt (FDP) die Ausführungen von Stefan Großmann. Dessen Magdeburger SG PRO Projektmanagement GmbH hatte vor elf Monaten den Planungsauftrag zur Modernisierung der zwischen 1934 und 1936 errichteten Sportstätte erhalten, deren Leichtathletikanlagen deutliche Verschleißerscheinungen aufweisen und nicht mehr den heutigen funktionalen Anforderungen und geltenden Normen entsprechen.

Aus dem Grund ist bereits seit Langem die Stadionsanierung angedacht. Nach einer ersten Vorplanung 1999 folgte 2016 eine weitere, deren Realisierung an den Kosten scheiterte. Dass die damals zur Verfügung stehenden 200 000 Euro – je zur Hälfte finanziert von Stadt und Kreis – ausreichen würden, hatte Dittmann gleich bezweifelt. Vielmehr belief sich die geschätzte Gesamtsumme auf 940 000 Euro. Da war klar: Ohne Fördermittel ist die Maßnahme nicht zu realisieren.

Mit dem Bundesprogramm zur „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ fand sich schließlich der passende Fördertopf. Im April 2019 stand fest, das Jahn-Stadion gehört zu den 186 kommunalen Projekten, das einen nicht unerheblichen Zuschuss erhält. 990 000 Euro umfasst der Vorbescheid, was der höchstmöglichen Förderquote von 90 Prozent entspricht. Bei einem Gesamtvolumen von 1,1 Millionen Euro blieb für die Stadt ein Eigenanteil von 110 000 Euro. In der Variante noch nicht enthalten waren die Kosten für die Entwässerung des Rasenplatzes. Für die Mitbetrachtung des immer wieder unter Wasser stehenden Fußballplatzes setzte sich vor allem Bauauschussvorsitzender Helmut Seidler (Freie Fraktion Zerbst) ein. Damit erhöhte sich die Summe zwischenzeitlich auf gut 1,4 Millionen Euro.

Laut aktueller „detaillierter Berechnung“ kommt Planer Großmann nun auf Sanierungskosten von rund 1,23 Millionen Euro, womit sich der Eigenanteil der Stadt um 133 000 erhöht. Ein Fakt, den Uwe Krüger (SPD) kritisierte. „Da hätte man mehr auf die Kosten schauen müssen“, meinte er. „Brauchen wir zwei Kugelstoßanlagen?“, so Lutz Voßfeldt. Auch die Notwendigkeit des Kombinationsspielfeldes für Volleyball und Basketball stellte er in Frage.

Dittmann betonte, dass das Anforderungsprofil mit den Nutzern – den Vereinen und Schulen – abgesprochen wurde. Und die Wunschliste sei deutlich länger gewesen. Neben einer Hochsprunganlage umfasste diese beispielsweise ebenfalls eine Zeitmess- und eine Flutlichtanlage, für deren mögliche künftige Errichtung zumindest die Kabel bereits mit verlegt werden. Um Kosten zu sparen, wird der ganze Platz um 25 bis 30 Zentimeter angehoben. Damit wird die teure Entsorgung der schadstoffbelasteten alten Aschebahn umgangen. Sanierungsstart könnte im Frühjahr 2021 sein, gab Großmann den Bauzeitraum mit neun bis zehn Monaten an.

Bis der angesäte Rasen bespielbar sei, werde ein halbes Jahr vergehen, verwies Lutz Voßfeldt auf die Punktspiele der Zerbster Fußballmannschaften, die dafür auf den Kunstrasenplatz neben der Friesenhalle ausweichen müssten, der schon jetzt in keinem optimalen Zustand sei. „Es gibt noch weitere Plätze, die genutzt werden können“, gab Dittmann zu bedenken, dass dafür ein neues Spielfeld entsteht.

Zur Sprache kam ebenfalls eine finanzielle Beteiligung des Kreises. Ursprünglich sei ein Investitionskostenzuschuss angedacht gewesen, so Dittmann. Dieser wäre aber auf die Förderquote angerechnet worden. Nach Modernisierung der Leichtathletikanlagen „werden wir die Nutzungskosten neu kalkulieren“, sagte er hinsichtlich des Schulsports, der im Stadion stattfindet. Dafür muss der Landkreis als Träger des Gymnasiums und der Sekundarschule zahlen.

Mit der Bereitstellung des höheren Eigenanteils der Stadt wird sich der Sportausschuss auf seiner morgigen Sitzung befassen. Um die Finanzierungslücke zu decken, ist noch ein Haushaltsrest vorhanden.