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Stromausfall am gestrigen Morgen in Zerbst / Rund 40 Prozent der Haushalte betroffen Strichliste statt Kassenklingeln, Föhn ohne Saft und die Fleischertheke blieb leer

Von Franziska Richter 07.08.2012, 05:17

Stromausfall am gestrigen Morgen in Zerbst. Etwa drei Stunden blieb den Einwohnern und Gewerbetreibenden der Saft weg. Die Stadtwerke werden wohl noch bis heute Abend mit der Reparatur beschäftigt sein.

Zerbst l 6.30 Uhr wollte die Fleischfachverkäuferin Sabrina Seelbinder die Wurst in die Frischetheke legen. Die Laufkundschaft der Alten Brücke war schon im Anmarsch. "Aber der Strom war weg, bis 9.15 Uhr. Also konnten wir nichts in der Theke auslegen", erzählt die Angestellte der Fleischerei Starke. Die Kundschaft musste sie erst mal wieder nach Hause schicken. "Also haben wir die Kühlzelle, in der die Ware lagert und die ja gut isoliert ist, geschlossen gehalten, und gewartet." Der Stromausfall hielt zwar drei Stunden an, Ware sei aber nicht verdorben und der fehlende Umsatz nicht dramatisch.

6.30 Uhr war auch genau der Zeitpunkt, an dem bei den Zerbster Stadtwerken die erste Fehlermeldung reinkam. "In den folgenden 15 Minuten waren es drei weitere", erklärt Geschäftsführer Jürgen Konratt. Es folgte die automatische Abschaltung eines Teils des Zerbster Mittelspannungsnetzes, was 40 Prozent aller Haushalte ohne Strom zurückließ.

"Wir waren mit allen Technikern im Einsatz, haben einige sogar aus dem Urlaub zurückgeholt", so Konratt. Über Schalttätigkeiten konnten 60 bis 70 Prozent der Haushalte bis 8.30 Uhr wieder ans Netz gebracht werden. 10 Uhr hatten auch die Letzten wieder Strom. Die Fehlerursache blieb jedoch da noch ungewiss. "Wir schließen Bauarbeiten aus", so Konratt. Eher ist zu vermuten, dass Grundwasser einen Kabelschaden verursacht hat, der im Endeffekt einen größeren Kurzschluss auslöste. "Durch diese Kettenreaktion ist die Hauptsicherung des Transformators im Wächtergang gekommen." Sofort begannen die Techniker mit der Fehlersuche durch Auftrennung des Netzes. War der Fehler geografisch eingegrenzt, konnte mit einem Kabelmesswagen dieser im Laufe des Tages präzise geortet werden - und dies bei insgesamt drei Fehlerstellen. "Es wird nötig sein, dass wir zur Reparatur bis ans Kabel gehen müssen, also auch Schachtarbeiten notwendig sind." Die werden wohl bis heute Abend andauern.

"An dieser Stelle möchte ich mich bei den Betroffenen nochmals bedanken für ihr Verständnis, und dass sie die Ruhe bewahrt haben", fügt Konratt hinzu.

Dass die Kundschaft den Stromausfall gelassen nahm, konnten auch andere Gewerbetreibende berichten. Im Friseursalon Dompke war morgens auch kein Schneiden, Legen und vor allem Föhnen möglich. Friseurin Melanie Riebe stand ab 8 Uhr im Laden, musste zwei Kunden abweisen, bis der Strom um 8.50 Uhr wieder floss. "Licht und Föhn, auch das Telefon funktionierten ja nicht. Ich habe die Kunden auf Nachmittag vertröstet, das ist weiter kein Problem", erklärt sie.

Unproblematisch war hingegen das Geschäft ohne Strom bei Lotto Toto Birnbaum nicht. Annette Schmidt wusste sich als Verkäuferin trotzdem clever zu helfen. "Von jeder Zigarettenschachtel habe ich zum Beispiel eine verkauft und eine in die Kiste getan, und dazu eine Strichliste geführt. So konnte ich später alles abscannen, was ich verkauft hatte", erklärt sie. Denn die Kasse des Lottoladens ist computergesteuert, der ganze Bestand ist darin aufgeführt. "Nur das Lottospielen ging in der gesamten Zeit von 6.15 bis 8.50 Uhr nicht."

Im Zerbster Krankenhaus war der Stromausfall kaum zu merken. "Es kam mehrfach zu kurzzeitigen Stromausfällen, die allerdings nur Sekundenbruchteile dauerten", teilt Krankenhaussprecher Dieter Thielemann mit. "Weder der Betrieb des Krankenhauses noch die Patientenversorgung wurden beeinträchtigt." Durch die kurzen Stromunterbrechungen schalteten sich allerdings einige wenige Geräte wie Computer wiederholt ab, Brandschutztüren fielen zu. Die Techniker des Krankenhauses waren daher den Vormittag über intensiv damit beschäftigt, die betreffenden Geräte wieder hochzufahren.