Handball Abschied nach acht Jahren in Magdeburg: Der Kapitän verlässt die SCM-Youngsters zu einem Zweitligisten
Nach acht Jahren beim SC Magdeburg schlägt der Rückraumspieler im Sommer ein neues Kapitel auf – und schließt damit ein Lebensabschnitt ab.

Magdeburg - Gerne hätte Julius Drachau am Sonnabend noch einmal auf der Platte gestanden. Nur noch dieses eine Mal im Trikot des SC Magdeburg. „Es ist sehr schade, dass ich mein letztes Spiel bei den Youngsters nicht mitmachen konnte“, sagt der Rückraumspieler, der aktuell an einer Ellenbogenverletzung laboriert. „Hätte ich mitgespielt, wäre er sicherlich noch etwas emotionaler gewesen“, sagt Drachau. Doch auch so war sein Abschied nach acht Jahren im Club besonders: „Es ist nicht so einfach, einen neuen Lebensabschnitt anzufangen.“
Schließlich verbindet Drachau, der in Quedlinburg geboren wurde und in Naumburg aufgewachsen ist, nach der langen Zeit jede Menge Erinnerungen mit der Stadt und dem Verein. „Ich habe viele Leute kennengelernt, die zu Freunden geworden sind“, sagt der diesjährige Kapitän der SCM-Youngsters. Einer von ihnen ist Josias Liehr. „Mit ihm war ich zuallererst zusammen im Internat, jetzt sind wir zusammen in einer WG“, erzählt Drachau. Doch auch dies wird sich im Sommer ändern. „Er zieht in eine neue Wohnung, ich ziehe in eine neue Wohnung.“ Die Wege trennen sich.
Dessau wird zur neuen sportlichen Heimat
Für Julius Drachau liegt die Zukunft allerdings in nicht weiter Ferne. Der 21-Jährige wird sich dem Dessau-Roßlauer HV anschließen, der als Tabellenelfter aktuell noch um den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga spielt. In der Muldestadt stimmt für den Handballer das Gesamtpaket. „Dadurch, dass ich dort letztes Jahr mein Zweitspielrecht hatte und schon ein, zwei Minuten reinschnuppern konnte, ist für mich dort alles nicht ganz so neu“, sagt er. Drachau kennt das Umfeld, kennt Vanja Radic, der im Sommer vom Co-Trainer zum Chefcoach aufsteigt, und kennt vor allem viele Jungs, die wie auch Radic eine Vergangenheit beim SCM haben.
„Ich bin nicht aus der Welt. Meine Freunde sind in Magdeburg, meine Familie im Harz, meine Freundin macht eine Ausbildung in Leipzig“, blickt Drachau auch auf den geografischen Pluspunkt seines Dessau-Wechsels. Und: „Am Ende ist es die zweite Liga, das ist Profisport – und das ist auch nochmal was ganz anderes“, unterstreicht der 1,94-Meter-Hüne, der sein BWL-Studium an der Otto-von-Guericke-Universität neben dem Handball fortsetzen wird. So handhabte er es bisher schon als Spieler der Youngsters.
Verletzungen bremsten den Führungsspieler aus
Dabei hatte Drachau in der zurückliegenden Saison wohl mehr „Freizeit“ für sein Studium, als er sie sich gewünscht hätte: „Ich hatte leider ein bisschen Pech mit Ausfällen." Erst hatte ihn zum Saisonstart eine Angina ausgebremst, später eine Fußverletzung, im Endspurt nun der Ellenbogen. Häufiger musste Trainer Christoph Theuerkauf auf seinen Führungsspieler in der Offensive und seinen Anker im Innenblock verzichten. „Wir haben es als Mannschaft dennoch gut gemacht“, betont Drachau: „Es war eine sehr turbulente Saison mit vielen Höhen und einem Tick zu vielen Tiefen.“ Doch: „Wenn man Rückschläge hatte und sich davon zurückkämpft, fühlt sich das umso besser an."
Es ist auch dieses Mindset, das Julius Drachau aus acht Jahren beim SC Magdeburg für sich persönlich mitnimmt. „Hier geht es viel um die Mentalität. Dafür steht der Verein, der große SCM“, betont er und ergänzt: „Ein Spiel geht 60 Minuten und ist durch fünf schlechte Minuten nicht gleich verloren.“ Diese Einstellung soll Drachau bei seinem Schritt in den Profibereich helfen – wenngleich dieser mit schweren Abschieden verbunden ist. „So richtig werde ich das wohl erst in den nächsten Wochen realisieren“, sagt er. „Wenn man das Leben gerade so lebt, merkt man so etwas häufig gar nicht. Wenn es aber heißt, Abschied zu nehmen, merkt man erst einmal, was man für Leute um sich hatte, was man für Möglichkeiten bekam, wie gut es einem hier ging.“