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Tischtennis Der Meisterbezwinger vom TTC Börde

Diese Bronzemedaille könnte ihm den Traum vom Start bei seinen ersten deutschen Meisterschaften erfüllen. Doch so weit denkt Jens Köhler vom TTC Börde nicht. Vor allem genießt er seine beste Platzierung, die er bei mitteldeutschen Titelkämpfen je erzielt hat.

Von Daniel Hübner 08.06.2022, 09:21
Wenn es jubelt, ist es Köhler: Jens Köhler feierte in Zella-Mehlis sein bestes Ergebnis bei den Mitteldeutschen Meisterschaften. In Zella-Mehlis gewann der 37-Jährige Bronze.
Wenn es jubelt, ist es Köhler: Jens Köhler feierte in Zella-Mehlis sein bestes Ergebnis bei den Mitteldeutschen Meisterschaften. In Zella-Mehlis gewann der 37-Jährige Bronze. Foto: Eroll Popova

Zella-Mehlis/Magdeburg - Jeden einzelnen Knochen hat er gespürt, als der Körper endlich zur Ruhe gekommen war, als Jens Köhler nach seiner Rückkehr aus Zella-Mehlis ins Bett gefallen war. Zehn Spiele steckten in jeder Sehne, in jedem Muskel des hünenhaften Köhler. Manche dieser Partien endeten in vier, manche in sechs Sätzen, einmal musste er über die volle Distanz gehen. Einmal. Im letzten Match dieser 12. Mitteldeutschen Tischtennis-Meisterschaften, die am vergangenen Wochenende im thüringischen Zella-Mehlis ausgetragen wurden – und bei denen Köhler letztlich mit einer Bronzemedaille die Platte verließ. Glücklich im Geiste, schwach in den Gliedmaßen.

Dies könnte nun eine Geschichte aus der Reihe „Das Alter gewinnt immer“ werden, Köhler selbst liefert dafür den Stoff, wenn er nicht nur über seinen Schmerz nach dem Mammutturnier, sondern auch über sein eigenes Alter von 37 Lenzen berichtet, wie er die Beweglichkeit der jüngeren Generation lobt und wie er letztlich meint: „Ein-, vielleicht zweimal nehme ich noch an diesen Meisterschaften teil. Wenn ich es bis dahin überhaupt schaffe.“ Denn dazu muss man zunächst bei den Landesmeisterschaften überzeugt haben. Wie Köhler also in diesem Jahr. Mit Silber.

Mit dem Alter ist es allerdings noch nicht soweit gediegen, um davor zu kapitulieren. Köhler ist zunächst einmal Oberliga-Spieler beim TTC Börde, dort wird ihm auch in der kommenden Saison einiges an Niveau abverlangt. Köhler hat zudem als Einziger den Turniersieger in Zella-Mehlis geschlagen, Karl Zimmermann aus Hohenstein-Ernstthal. „Vielleicht 20 Jahre jünger als ich“, berichtet er. Und Köhler hat sich in die Position des ersten Nachrückers für die deutschen Meisterschaften am letzten Juni-Wochenende in Saarbrücken gebracht. „Damit würde ich mir meinen Kindheitstraum erfüllen“, erklärt er. „Und dafür nehme ich auch gern die sieben, acht Stunden Anreise mit dem Auto in Kauf.“

Ich weiß nicht, wie ich es gemacht habe.

Jens Köhler über seinen Sieg gegen Karl Zimmermann

Noch ist es nicht so weit, aber die Erfahrung aus der jüngsten Vergangenheit, als gesetzte Akteure ihren Start bei den nationalen Titelkämpfen abgesagt haben, besagt: Die Chancen stehen dafür nicht schlecht. Ermöglicht hat sie diese Köhlers Rückhand im finalen Duell der Endrunde von Zella-Mehlis, als sich die jeweils besten drei Akteure der beiden Vorrundengruppen zum Meisterkampf trafen – und Köhler bereits zwei Siege gegen die direkten Kontrahenten aus seiner Staffel mitbrachte. „Das war natürlich mein Vorteil“, berichtet er.

In der Vorrunde A wiederum musste er sich nur zweimal in sieben Matches geschlagen geben. Er gewann indes unter anderem gegen Simon Frank von der Diesdorfer Eintracht. Der Youngster ging wie Lucas Hörhold vom TTC Börde in der Vorrunde B zweimal als Sieger von der Platte. Für die Endrunde reichte es beiden nicht, aber Erfahrung auf diesem Niveau haben sie allemal reichlich gesammelt.

Der letzte Ball - ein Kantenball

Zurück zu Köhler, der zu Beginn der Endrunde gleich zwei Niederlagen kassierte. Zwei deutliche sogar: Gegen Nico Müller (TTC Schwarza) und Alexander Pazdyka (MSV Hettstedt) jeweils mit 0:4.

Und dann kam sein letzter Auftritt in diesem Turnier. Karl Zimmermann hatte bis dahin alles geschlagen, was ihm vor den Schläger kam. Aber – „Ich weiß nicht, wie ich es gemacht habe“, sagt Köhler – an dem Magdeburger biss er sich die Zähne aus. Köhler führte mit 2:1 nach Sätzen, als Zimmermann sich dem Ausgleich entgegen schmetterte, mit 8:2 im vierten Durchgang führte. „Mein bester Schlag ist nun mal die Rückhand, mit der kann ich blocken und kontern“, so der TTC-Mann. Und diese spielte Zimmermann permanent an, bis „er irgendwann selbst verunsichert war“, vermutet Köhler.

Er schlug also zurück, er gewann noch mit 14:12, verlor im fünften mit 4:11, beendete den sechsten Satz „mit einem Kantenball“ zum Sieg (11:8) und zum dritten Platz. „Das ist meine beste Platzierung bei diesen Meisterschaften“, sagt er lächelnd. Und dafür hat er jeden einzelnen Knochen am Abend gerne gespürt. Denn: „Das hat sich gelohnt.“