Handball Hanna Köllner und Charlene Paul: Die jungen Köpfe des HSV Magdeburg
Charlene Paul und Hanna Köllner gehören zu den Köpfen ihrer Mannschaft und wollen auch morgen beim Derby der Mitteldeutschen Oberliga vorangehen. Dann treten sie mit dem HSV beim TSV Niederndodeleben an.

Magdeburg - Charlene Paul und Hanna Köllner wissen ganz genau, was sie an diesem Sonntag erwartet: Zum Beispiel eine aggressive Spielweise eines emotionalen Gegners. Paul und Köllner gastieren mit ihrem HSV nämlich beim TSV Niederndodeleben (15 Uhr), es ist ein Derby in dieser Mitteldeutschen Oberliga, in der die Gastgeberinnen zum Inventar gehören, in die die Magdeburgerinnen erst aufgestiegen sind.
Und in der die jungen Damen von Trainer Harry Jahns immer noch auf den ersten Sieg warten. Aber: „Wenn wir weiter unsere Erfahrungen sammeln, holen wir auch irgendwann unsere ersten Punkte“, ist sich Paul sicher.
Charlene Paul ist der Kopf der Mannschaft, sagt ihr Coach. Ein sehr junger Kopf, der mit ihren erst 18 Jahren in der Verantwortung steht, das HSV-Spiel zu dirigieren. Die gleichaltrige Hanna Köllner spielt an ihrer linken Seite sozusagen die erste Geige. Mit 27 Toren ist sie derzeit die beste Werferin des HSV. „Wir sind ja noch eine halbe A-Jugend“, blickt Paul auf ihre Mannschaft, „wir haben viele Auf und Abs, uns fehlt noch die Konstanz in den Leistungen.“ Vor allem in der zweiten Halbzeit unterlaufen den Stadtfelderinnen plötzlich zu viele Fehler, weil ihnen auch die Geduld in den Aktionen nach einem Rückstand fehlt. „Dann zeigen wir nicht mehr das, was wir eigentlich können“, sagt die Regisseurin. Oder wie Köllner es beschreibt: „Ich habe das Gefühl, dass wir uns zu schnell aus der Fassung bringen lassen, wenn etwas nicht klappt, wenn wir eine Zeitstrafe kassieren oder uns Fehlwürfe leisten.“
Köllner wollte beim HC Leipzig „die Bundesligawelt entdecken“
Nun war es in der vergangenen Saison nicht anders, die Fehler wurden nur nicht so konsequent bestraft in der Sachsen-Anhalt-Liga. „Es ist auch dort nicht alles gut gewesen, aber es hat meistens gereicht“, erklärt Paul. Harry Jahns indes verzichtet darauf, seinen Damen immer ihre Fehler aufzuzeigen. „Ich finde es positiv, dass wir immer die guten Dinge in den Vordergrund stellen“, sagt Paul. Das steigert auch nach Niederlagen das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.
Dass Paul und Köllner in dieser Mannschaft vorangehen, ist kein Zufall: Paul ist beim TuS 1860 groß geworden, spielte irgendwann per Zweitspielrecht beim Barleber HC und traf dort auf Köllner. Beide sind dann zum HSV gewechselt und ans Sportgymnasium. Dort trennten sich 2020 ihre Wege, als Köllner ihr Glück beim HC Leipzig suchte. „Dort wollte ich die Bundesligawelt entdecken“, berichtet sie. „Doch dann ist mir Corona in die Quere gekommen.“ Die Saison wurde abgesagt, Köllner konnte sich nicht präsentieren. Also kehrte sie zurück. Sie besucht jetzt die zwölfte Klasse des Gymnasiums in Wolmirstedt, wenn sie keinen Handball spielt, arbeitet sie im kleinen Eiscafé in ihrem Heimatort Colbitz. Und nicht zuletzt „bin ich mit dem HSV in meinem ersten Jahr bei den Frauen aufgestiegen, das war kein schlechter Einstieg“, sagt Hanna Köllner. Das gilt auch für Charlene Paul.

Sie ist überhaupt sehr an Sport interessiert. Die Eltern haben es ihr vorgelebt. Der Bruder spielt bei TuS 1860 Fußball. „Ich pfeife auch seit drei Jahren Handballspiele“, sagt Paul. Und sie liest viel, derzeit ist es „Die Pest“ von Albert Camus, aber auch die Harry-Potter-Romane hat sie verschlungen. „Ich bin da nicht festgelegt“, sagt sie lächelnd. Köllner ist auch neben ihren eigenen Spielen im Handball unterwegs, in erster Linie als Fan ihres Bruders Jannis, der beim BSV 93 aufläuft.
Um ihrer Mannschaft noch mehr zu helfen, können sie sich auch selbst weiter verbessern. „Ich denke, ich habe einen guten Überblick, ich kann ein Spiel gut leiten und habe auch gute Führungsqualitäten“, sagt Paul zu ihren Stärken. „Aber manchmal muss ich auch meinen eigenen Schweinehund besiegen und darf den Kopf nicht hängen lassen.“ Köllner sieht ihre Stärke vor allem in ihrem Wurf und in ihrer Athletik. „Mir fehlt allerdings manchmal die Fähigkeit, die richtige Entscheidung zu treffen.“ Zwischen Wurf oder Pass zum Kreis zum Beispiel.
Ich denke, dass wir die Ergebnisse hinten anstellen müssen.
Charlene Paul
In der Regel kommen diese individuellen Stärken dann zu einer mannschaftlichen Leistung zusammen, die irgendwann mit Punkten belohnt wird. Paul, die 22 Treffer in dieser Saison erzielt hat, und Köllner wollen über den Klassenerhalt nicht reden. Nach 0:8 Punkten aus vier Spielen geht der Blick immer zum nächsten Gegner. „Ich denke, es ist für uns eine Saison, in der wir viel Erfahrung sammeln können“, sagt Charlene Paul. „Und in der wir die Ergebnisse mal hinten anstellen müssen.“ Manchmal setzt ein Erfolgserlebnis allerdings auch ganz neue Kräfte frei. „Es wäre schön, wenn wir auch mal ein positives Ergebnis erzielen.“ Die nächste Chance dazu hat der HSV in Niederndodeleben.