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Personalrückgang gefährdet Katastrophenschutz Wenn es am Tage brennt, bleiben viele Wehren fern

Personalmangel bereitet den Feuerwehren im Landkreis große Probleme.
Nicht nur die Tageseinsatzbereitschaft, sondern auch der Katas-
trophenschutz für den gesamten Landkreis sind gefährdet.

Von Constanze Arendt-Nowak 11.03.2015, 02:21

Wellen/Landkreis Börde l Der Trend, wie er sich bei den Feuerwehren des Landes abzeichnet, setzt sich auch auf der Kreisebene fort. Das stellte Kreisbrandmeister Kai Pluntke am Sonnabend auf der Kreiswehrleitertagung in Wellen fest: "Wir haben noch 168 Freiwillige Feuerwehren im Landkreis, aber es gibt einige Anträge auf Abmeldung. Es werden also weniger." Insgesamt zählten diese Feuerwehren zum Jahresende 3454 Mitglieder, im Vorjahr waren es noch 3544 Mitglieder.

Ebenso ist der Mitgliederschwund auch bei den Jugendfeuerwehren erkennbar. Zwar hat sich die Gesamtzahl der Jugendfeuerwehren im Laufe des Jahres 2014 um eine auf 111 gesteigert, aber es gingen auch 28 Mitglieder verloren. Lediglich die Kinderfeuerwehren sieht der Kreisbrandmeister im Landkreis auf einem steigenden Ast. Die Anzahl stieg von 45 im Jahr 2013 auf 53 im Jahr 2014, was zugleich auch einen Mitgliederzuwachs von 61 Kindern bedeutete.

Die abnehmende Personaldecke in den Feuerwehren vor Ort steht einem umfangreicheren Einsatzgeschehen gegenüber, das viel Fachwissen erfordert. Wurden die Wehren 2012 noch zu 922 Einsätzen alarmiert, so waren es im Jahr darauf bereits 1080 und im Jahr 2014 1137. "2014 hatten wir 314 Brände und 552 Technische Hilfeleistungen, aber auch einen Anstieg bei Fehlalarmen der Brandmeldeanlagen", erklärte Kai Pluntke angesichts der Statistik. Mit besonders starken Anstiegen hob er die Einsätze infolge ausgelaufener Flüssigkeiten sowie zur Rettung von Personen hinter verschlossenen Türen hervor.

Problem sind fehlende Atemschutzgeräteträger

Jeder Notfall erfordert den schnellen Einsatz. Und genau das, so stellte es auch Landrat Hans Walker in seinem Grußwort fest, wird immer schwieriger. Am Tage sind viele Feuerwehren nicht mehr einsatzbereit. "Wir haben die Einsatztaktik angepasst", erklärte er, während der Kreisbrandmeister die Theorie mit klaren Zahlen unterfütterte: "Von 6 bis 18 Uhr können 94 Feuerwehren, das sind 55 Prozent, keine Staffelstärke vorhalten."

Für viele Einsätze braucht es aber auch Atemschutzgeräteträger - und genau da liegt das nächste Problem. Ein großer Teil der bisher gemeldeten Atemschutzgeräteträger hat seine erforderliche Tauglichkeit derzeitig nicht nachgewiesen. So musste ein Rückgang von 819 auf 513 in die Statistik eingetragen werden. Das kann im Ernstfall dramatisch sein.

Um all diese Probleme zu lösen, braucht es auch ein Handeln auf politischer Ebene. "Das Brandschutzgesetz muss dringend überarbeitet werden", forderte Kai Pluntke. Und auch andere Regelungen gelte es zu überdenken, um die Organisation der Feuerwehren etwas zu erleichtern. Eine Baustelle sah der Kreisbrandmeister aber auch in den Einheiten des Katastrophenschutzes. "Es ist derzeit aufgrund von Personalmangel, aber auch von persönlichen Differenzen viel Bewegung drin. Wir suchen immer noch Feuerwehren, die in dieser kreislichen Einheit mitarbeiten wollen", so Kai Pluntke. Einer, der im Katastrophenschutz sehr aktiv ist, ist Clemens Köhler, Leiter der Gemeindefeuerwehr Ausleben. Er war einer, der während der Kreiswehrleiterberatung für sein besonderes Engagement in der Feuerwehr mit der Feuerwehrspange ausgezeichnet wurde. Die Ehrung nahm Andreas Sulfrian als stellvertretender Landesbrandmeister in Vertretung für Innenminister Holger Stahlknecht vor. Weitere Feuerwehrspangen wurden Markus Rölecke, Ortswehrleiter der Feuerwehr Irxleben, sowie Tobias Digulla, einer der aktivsten Kameraden der Feuerwehr Klein Wanzleben, an die Brust geheftet. Beide zeichnet ebenso großes Engagement teilweise auch über die Dienstzeit in ihren Feuerwehren aus.

Hans Walker nutzte die Anwesenheit von etwa 120 Feuerwehr-Führungskräften, um seinen Dank für die ehrenamtlichen Leistungen der Feuerwehren vor Ort auszusprechen: "Feuerwehr ist eine Pflichtaufgabe, die bis auf wenige Ausnahmen von Freiwilligen übernommen wird." Die Kommunen seien auf die Unterstützung, die Bereitschaft der Feuerwehrleute, aber auch deren Verzicht auf Freizeit angewiesen.

Thomas Kluge, Fachbereichsleiter Ordnung und Sicherheit des Landkreises Börde, erkannte zwar auch die Baustellen in der Feuerwehr, er war sich aber sicher, dass die Wehren auch künftig ihre Aufgabe erfüllen werden. Allerdings müsse die Feuerwehr für andere attraktiver gemacht werden. "Auch den Gemeinden muss klar sein, die innere Sicherheit im Bezug auf den Brandschutz das sind Sie", gab er den Feuerwehrleitern mit auf den Weg.