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Schwermaschinenbauer hat volle Auftragsbücher und baut jetzt Teile für riesige Windräder SKET konzentriert sich auf große Brocken

Von Torsten Scheer 12.04.2013, 01:12

SKET in Magdeburg hat ehrgeizige Pläne. Der Schwermaschinen- und Anlagenbauer will sich künftig auf die Bearbeitung von Komponenten für größte auf dem Markt befindliche Windenergieanlagen konzentrieren.

Magdeburg l "So einen Maschinenpark finden sie in der Region kaum ein zweites Mal." Voller Stolz zeigt Geschäftsführer Dirk Pollak beim Rundgang durch die riesige Werkhalle des Magdeburger Schwermaschinen- und Anlagenbauers SKET auf die wie an einer Perlenkette aufgereihten Großbearbeitungszentren.

Auf den Kolossen fressen sich unter anderem armdicke Bohrer wassergekühlt durch dickes Metall, bis zu 200 Tonen schwere Gussteile werden in den CNC-Maschinen, manche so hoch wie ein dreistöckiges Haus, für die millimetergenaue Bearbeitung in Position gebracht. "Viele Stunden dauert es, bis beispielsweise eine Rotornabe so weit hergerichtet ist, dass an ihr die Windflügel befestigt werden können", beschreibt Pollak den Aufwand.

17 Jahre nach dem Konkurs des einst größten Schwermaschinenbauers des ehemaligen Ostblocks mit allein in Magdeburg 12000 Beschäftigten und 17 Jahre nach dem Neustart mit damals nur knapp über 100 Leuten, sieht Pollak das Unternehmen im Markt fest etabliert. "Wir sind voll ausgelastet", freut er sich. Der Umsatz von SKET bewegt sich auf einem stabilen Niveau von jährlich etwa 65 Millionen Euro.

SKET ist heute Tochterunternehmen eines der größten Windanlagenbauer der Welt - von Enercon. "Wir sind der Spezialist für die hochgenaue Bearbeitung und Montage außergewöhnlich großer Bauteile", umreißt Pollak das Geschäftsfeld von SKET. Ob Rotornaben, Maschinenträger oder Generatoren - "made by SKET" ist in fast jeder "Windmühle" des im ostfriesischen Aurich beheimateten Unternehmens, das die (Export-)Auftragsbücher von SKET bis zu 85 Prozent füllt, zu finden.

"Speziell die Zusammenarbeit mit Enercon hat uns sichtlich vorangebracht", findet CNC-Dreher Dietmar Laerz. "Wenn ich an die ganzen Investitionen denke, die bis heute getätigt worden sind, so sieht man, was wir für einen Sprung gemacht haben", pflichtet ihm Kollege Ulrich Irmler bei. Zwei Stimmen von nunmehr 380 Mitarbeitern, die der Geschäftsführer eine "klasse Mannschaft" nennt, "in der jeder mitzieht".

Walzwerkgeschäft läuft immer noch

Laut Pollak hat SKET in den vergangenen fünf Jahren für viele Millionen Euro 16 neue Großbearbeitungszentren gekauft. Das Ende ist aber damit noch nicht erreicht. In den kommenden Monaten sollen weitere vier neue "Riesen" angeschafft und in teils meterdicke Fundamente eingelassen werden.

Die millionenschwere Ausrüstung markiert den Weg, den SKET künftig einschlagen will. "Wir werden uns auf die Bearbeitung von Komponenten für Großwindenergieanlagen im Leistungsbereich von drei bis sieben Megawatt konzentrieren", sagte Pollak. Dahinter verbergen sich Windmühlenriesen wie die E126. E steht für Enercon, 126 für den Durchmesser des von den Windflügeln geschlagenen Rades in Metern. Ein solcher "Windturm", weit höher als die Dome in Magdeburg oder Havelberg, produziert Strom unter anderem im Magdeburger Stadtteil Rothensee.

SKET - der Name rührt aus DDR-Zeiten und steht für Schwermaschinenbau-Kombinat "Ernst Thälmann" - platzt in diesen Tagen fast aus allen Nähten. Dies liest sich auch an den Kapazitäten ab, die das Unternehmen bereits zukaufen muss. "Wir arbeiten unter anderem eng mit dem Achslagerwerk Staßfurt oder dem Helmstedter Präzisions- Maschinen- und Anlagenbau in Aschersleben zusammen, lassen dort beispielsweise Generatorenteile und Rotornaben fertigen", erläutert Pollak.

Und wer weiß, was sich in Zukunft noch auf den SKET-Gelände tun wird. Die gekauften und sanierten beziehungsweise kurz davor stehenden Flächen haben sich in den vergangenen Jahren von 195000 auf 382000 Quadratmeter fast verdoppelt und werden auch als mögliche Ansiedlungsflächen für andere Firmen vorgehalten.

Das Walzwerkgeschäft, mit dem unter anderem SKET einst groß geworden war, hat das Unternehmen nicht endgültig zu den Akten gelegt.

Noch immer, jedoch in weit kleinerem Maßstab als früher, werden in Magdeburg-Buckau Teile von Walzwerkausrüstungen gebaut, die dann vor Ort wie im russischen Tscheljabinsk oder von Auftraggebern wie dem italienischen Unternehmen Danieli Fröhling montiert werden.

Um die auch dafür nötigen Handgriffe an den Facharbeiternachwuchs von morgen zu vermitteln, "leistet" sich SKET eine Ausbildungswerkstatt. Allein deren technische Ausstattung kann es mit einem mittelständischen Maschinenbauer aufnehmen. Hier werden 40 junge Menschen unter anderem an modernsten CNC-Maschinen ausgebildet.