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Immer mehr Unternehmen forschen und bauen an den Energiewandlern der Zukunft Barleben ist das Herz der Brennstoffzelle

Von Torsten Scheer 19.10.2013, 01:09

Barleben/Magdeburg l Der Ort Barleben bei Magdeburg entwickelt sich zum Zentrum für die Brennstoffzellen-Technik in Sachsen-Anhalt. Mehrere Unternehmen und Dienstleister beschäftigen sich hier mit den Antrieben der Zukunft. Und es wird weiter investiert.

Wasserstoff plus Sauerstoff gleich Strom - wenn es um die Energiegewinnung der Zukunft geht, kommt man an dem Ort Barleben nicht mehr vorbei. Nirgendwo anders in Sachsen-Anhalt arbeiten Unternehmen so intensiv an der Entwicklung, Produktion und dem Test von Brennstoffzellen als vor den Toren der Landeshauptstadt.

Nach Volksstimme-Informationen plant der Autozulieferer Vorrichtungsbau Giggel aus Bösdorf bei Oebisfelde zusammen mit einem schwedischen und zwei deutschen Unternehmen ein Werk zur Produktion von Brennstoffzellen in Barleben. Das Investitionsvolumen liegt bei etwa fünf Millionen Euro, mindestens 20 hochqualifizierte Arbeitsplätze unter anderem im Ingenieursbereich sollen entstehen.

Das Konsortium geht davon aus, in etwa zwei Jahren Brennstoffzellen im Leistungsbereich zwischen 500 Watt und einem Kilowatt herstellen zu können. Sie sollen beispielsweise als unabhängige mobile Energiespender eingesetzt werden können, etwa zur Stromversorgung von Laptops oder Ampeln.

Das Projekt ist kein Einzelfall. In Barleben dreht sich immer mehr um die Brennstoffzelle.

Beispiel 1: Das Unternehmen Elektromotoren und Gerätebau Barleben (EMB) und die Volvo-Tochter Powercell aus Göteborg in Schweden wollen ein gemeinsames Unternehmen zur Entwicklung, Fertigung und Vermarktung von Brennstoffzellen gründen. Darüber haben sie eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet.

Powercell forscht seit vielen Jahren an anwendungsorientierten Möglichkeiten für die Brennstoffzelle. Dabei geht es nicht nur um Fahrzeugantriebe, sondern auch um die Energieversorgung in Lastkraftwagen zum Beispiel für Kühlaggregate. Im Produktfocus stehen auch Brennstoffzellen für die Notstromerzeugung von Verkehrsleitsystemen.

Beispiel 2: In unmittelbarer Nachbarschaft von EMB ist die Fuelcon AG ansässig. Das Unternehmen mit 55 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von zehn Millionen Euro ist auf die Herstellung von Test-, Fertigungs- und Diagnosesystemen unter anderem für Brennstoffzellen spezialisiert. Zu den Kunden gehören Autobauer und Handyhersteller. Diese prüfen Prototypen oder einsatzfähige Brennstoffzellen vor der endgültigen Vermarktung auf Testständen aus Barleben auf Herz und Nieren.

Hochschulen sind mit eingebunden

Dabei werden die Zellen "unter Stress" gesetzt, so dass beispielsweise Alterungserscheinungen nicht erst nach mehreren Jahren, sondern bereits nach einem Monat sichtbar werden.

Im Zeitraffer werden die Zellen verschiedensten simulierten Umgebungsbedingungen ausgesetzt. Dabei kommen unter anderem Hochtemperaturöfen, die bis zu 1000 Grad Celsius aufheizen, zum Einsatz. Die Hightech-Teststände von Fuelcon kosten teilweise mehrere hunderttausend Euro.

Beispiel 3: Die Brennstoffzelle beschäftigt auch das am Innovations- und Gründerzentrum in Barleben ansässige "Institut für Kompetenz in Automobilität" (Ikam). Gesellschafter sind die Magdeburger Otto-von-Guericke-Universität und die Industrie- und Handelskammer Magdeburg. Das Ikam hält unter anderem Prüfstände vor, auf denen Batterien und Brennstoffzellen getestet werden können.

Beispiel 4: Mit den Energiewandlern befasst sich auch das automobile Netzwerk Mahreg Automotive, die zentrale Kooperationsplattform unter anderem für Zulieferer, Sondermaschinenbauer und Forschungseinrichtungen in Sachsen-Anhalt, die sich mit dem Thema Automobilität beschäftigen. Intensive Kontakte gibt es zum Beispiel zum Zentrum für Brennstoffzellentechnik in Duisburg. Ein Forschungsschwerpunkt ist die optimierte und wirtschaftliche Produktion insbesondere von mobil einsetzbaren Brennstoffzellen. Eingebunden in Projekte sind auch die Otto-von-Guericke Universität und die Universität Duisburg-Essen.