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Wasserstraße Der Panamakanal wird 100 Jahre alt

Die Wasserstraße zwischen Atlantik und Pazifik gilt noch immer als eine der größten Ingenieursleistungen. Der Bau kostete Tausende Arbeiter das Leben und verschlang Millionen. 100 Jahre nach der Eröffnung wird der Kanal für eine neue Schiffsgeneration ausgebaut.

07.08.2014, 01:11

Panama-Stadt (dpa) l Als die "SS Ancon" am 15. August 1914 als erstes Schiff den Panamakanal durchfuhr, wurde ein jahrhundertealter Menschheitstraum Wirklichkeit. Bereits im 16. Jahrhundert ließ der spanische Kaiser Karl V. Baupläne für eine Wasserstraße zwischen Atlantik und Pazifik entwerfen. Auch der deutsche Forschungsreisende Alexander von Humboldt träumte von einem Kanal über den Isthmus.

Doch es sollte bis Anfang des 20. Jahrhunderts dauern sowie Tausende Menschenleben und Millionen Dollar kosten, bis die interozeanische Wasserstraße Realität wurde. Zunächst versuchten sich die Franzosen an dem Bau des Kanals. 1880 begannen die Arbeiten unter der Leitung des Suez-Kanal-Erbauers Ferdinand de Lesseps. Allerdings unterschätzten die Franzosen die schwierigen geologischen Verhältnisse und die Gefahr durch Tropenkrankheiten. Nach neun Jahren waren Malaria und Gelbfieber schätzungsweise 20000 Arbeiter zum Opfer gefallen und die aufwendigen Arbeiten hatten die Kanalgesellschaft in den Konkurs getrieben.

Die USA übernahmen die Konzession und zettelten im damals noch zu Kolumbien gehörenden Panama eine Revolution an, um eine Washington gewogene Regierung zu installieren. In einem Vertrag ließen sie sich schließlich die Kontrolle über die Kanalzone zusichern. 1904 begannen die Amerikaner mit den Bauarbeiten. Sie hoben rund 180 Millionen Kubikmeter Erdreich aus, errichteten drei Schleusen und stauten den Gatún-See auf. Der Bau kostete 375 Millionen Dollar und war zu diesem Zeitpunkt das teuerste Bauprojekt der USA. "Der Kanalbau wurde damals als Triumph der Technik über die Natur gewertet", sagt die US-Wissenschaftlerin Julie Greene von der Universität von Maryland. "Tatsächlich war das Besondere aber die logistische Organisation und die straffe Führung der Arbeiter."

Mindestens 35000 Arbeiter aus der Karibik und 6000 Amerikaner waren zwischenzeitlich am Kanal beschäftigt, hinzu kamen Kontraktarbeiter aus Spanien und Nordeuropa. Die Kanalverwaltung errichtete ein autoritäres System in der Kanalzone. "Der Verwalter George Washington Goethals verstand sich als wohlmeinender Diktator", sagt Greene. "Er kümmerte sich um seine Leute, duldete aber keinen Widerspruch." Nur die spanischen Kontraktarbeiter probten hin und wieder den Aufstand. Fast ein Jahrhundert behielten die USA die Kontrolle über die Kanalzone, erst im Jahr 2000 erhielt Panama die vollständige Souveränität über die Wasserstraße. "Für die USA war der Kanal vor allem eine Möglichkeit, ihre eigenen Produkte zu wettbewerbsfähigen Preisen in alle Welt zu verschiffen", sagt der stellvertretende Kanalverwalter Manuel Benítez. "Für uns ist der Kanal ein Geschäft, wir wollen Geld verdienen."

Den Großteil ihrer Gewinne führt die Kanalverwaltung an den Fiskus ab. Im vergangenen Geschäftsjahr überwies sie 981,8 Millionen Dollar (724 Mio. Euro) an das Finanzamt. Damit ist der Kanal eine der bedeutendsten Einnahmequellen des mittelamerikanischen Landes.

100 Jahre nach der Eröffnung des Kanals droht Panama erstmals Konkurrenz auf der Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik. Nicaragua will ebenfalls eine Wasserstraße bauen. Um den immer größeren Frachtschiffen Rechnung zu tragen, baut Panama seinen Kanal derzeit für 5,25 Milliarden Dollar aus.