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Dietmar Müller und Günter Schulze präsentieren zweiten Chronikteil In Gerwisch soll es wieder eine Gustav-Brentke-Straße geben

Von Thomas Rauwald 06.05.2013, 03:22

Gerwisch l Den zweiten Teil der filmischen Chronik von Gerwisch stellten kürzlich die Gerwischer Heimatfreunde Dietmar Müller und Günter Schulze vor. Die Premiere war eine 90-minütige informative Reise in die jüngere Historie der Ortschaft. Die Schöpfer hatten im Sommer 2011 den ersten Teil der Öffentlichkeit präsentiert. Dieser endet mit dem Ersten Weltkrieg.

Der zweite Teil schließt nahtlos an und zeichnet die Gerwischer Geschehnisse bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges nach. Er beginnt mit Fotos aus dem Jahr 1925, als Gerwisch einen großen Festumzug zur 100-Jahrfeier der Neugründung nach einem verheerenden Brand veranstaltete.

Im Mittelpunkt steht die wirtschaftliche Entwicklung des Dorfes. Herausragende Bedeutung kommt dabei der Gemüseverarbeitung zu. Bereits 1878 hatte Gustav Brentke Grund und Boden erworben und Spargel angebaut, der an Ort und Stelle verarbeitet wurde. Brentke wird kaiserlicher Hoflieferant. Sein Obst und Gemüse geht in Konserven bis nach Brasilien, Ostafrika und Schweden. Der sozial eingestellte Unternehmer gibt vielen Gerwischern Arbeit, errichtet Werkswohnungen, spendet Kirchenfenster und baut die Friedhofskapelle.

Günter Schulze äußerte den Gedanken, in Gerwisch eine Straße - die heutige Lindenstraße - wieder nach Gustav Brentke zu benennen. Sie trug bis 1959 in Erinnerung und Achtung schon einmal den Namen, wurde aber umbenannt. Im Sozialismus tragen Straßen keine Namen von Kapitalisten, hieß damals die Begründung. Günter Schulze will einen Antrag zur erneuten Umbenennung im Gemeinderat einbringen.

Neben der Lebensmittelverarbeitung, die bis 2008 in Gerwisch etabliert ist, verfügt der Ort über einen Kiesabbau und die damit verbundene Betonindustrie. Es gibt einen großen Betrieb zur Metallaufbereitung. Die industrielle Entwicklung und Umgestaltung von Industrie, Handwerk, Handel und Gastronomie wird in dem zweiten Teil bis zur Gegenwart fortgeführt. Mehr als 150 angemeldete Firmen gibt es heute in Gerwisch.

Drei Zeitzeugen berichten in dem Film vor allem über die dramatischen und tragende Ereignisse des Zweiten Weltkrieges, als rund um Gerwisch Flakstellungen die Stadt Magdeburg schützen sollten. Mehrmals war das Dorf selbst Bombenangriffen ausgesetzt. Einschneidend ist ein Angriff auf die Siedlung, als am 9. Februar 1945 78 Menschen sterben, neun unauffindbar sind und 29 schwer verletzt werden.

Dietmar Müller und Günter Schulze planen natürlich auch einen dritten, letzten Teil, der sich mit der Zeit bis zur Gegenwart befassen wird.