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Deich in Gerwisch wird erhöht Hochwasser-Lage im Kreis wird prekärer

Von Tobias Dachenhausen und Arlette Krickau 04.06.2013, 01:19

Gerwisch/Burg/Genthin. Die Hochwasser-Lage im Kreis wird prekärer. So musste bereits die Schweinebrücke zwischen Herrenkrug und Biederitz wegen der Flut gesperrt werden. Der Kreisfeuerwehrverband hat den Kreisausscheid für den 15. Juni abgesagt und in Gerwisch muss der Sommerdeich wegen des Hochwassers um 30 Zentimeter erhöht werden.

Auf einer Strecke von 800 Metern vor dem Wohngebiet "Domblick" in Gerwisch wird der Deich um 30 Zentimeter erhöht. Eine lange "Wurst" aus Folie mit Sand gefüllt, soll den Deich auf die Höhe von 46,30 Meter über Null bringen, und somit auf die Höhe, die alle Deiche in der Gemeinde Biederitz haben.

Aber auch die anderen vom Hochwasser gefährdeten Zonen in Gerwisch sollen gesichert werden - mit Sandsäcken. Die Sandsackreserve des Landkreises beträgt 40.000 Stück, die noch am Montag im Feuerwehr Technischen Zentrum zusammengezogen wurden. Daraus wurde bereits die Hochwasser-Maßnahme in Gerwisch mit 6000 Säcken versorgt. "Entsprechend des Hochwasseralarm- und Einsatzplanes des Landkreises wird jetzt gehandelt. Es gilt erhöhte Aufmerksamkeit der Pegelstände und Überschwemmungsgebiete", sagt Kreissprecher Henry Liebe. Heute um 10 Uhr erfolgt eine Abstimmung mit Bürgermeistern, dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) und Unterhaltungsverbänden.

8,8 Millionen Euro für Hochwasserschutz investiert

Seit 2002 wurden im technischen Hochwasserschutz im Flussbereich Genthin 8,8 Millionen Euro und im Flussbereich Schönebeck 20,1 Mio Euro investiert. "Damit ist eine deutlich bessere Absicherung des Hochwasserschutzes im Landkreis vorliegend", betont Liebe. Zu den Maßnahmen zählen drei Sielbauwerke in Lostau und Gerwisch, der Bau des Speichers Ladeburg, die Schließung der Deichlücken in Biederitz und Jerichow.

"Es ist die Ruhe vor dem Sturm", beschreibt Reinhard Kürschner, Flussbereichsleiter für den Raum Genthin vom LHW, die aktuelle Lage. "Zum Wochenende werden wir die Pegelstände von 2002 erreichen, und sogar drüber kommen. Das Problem sind die Wassermassen aus Tschechien, die zu uns kommen, aber noch nicht abzuschätzen sind. Selbst wir Fachleute sind von der Entwicklung überrascht", sagt Kürschner. Am Montag lag der Hochwasser-Pegelstand der Elbe bei Niegripp bei 6,85 Meter. Mittwoch oder Donnerstag werde wohl die Alarmstufe drei ausgerufen, was dann einem Pegelstand von über 8,20 Meter entspräche, so der Experte. "Dann ist ein Betreten der Deiche verboten. Hochwassertourismus ist das Letzte, was wir jetzt gebrauchen können", erklärt der Flussbereichsleiter.

Hohenwarthe und Niegripp neuralgische Hochwasser-Punkte

Neben Gerwisch gehören auch Hohenwarthe und Niegripp zu den neuralgischen Punkten im Landkreis. Dazu kommt noch Klietznick, wo die Deiche noch nicht saniert worden sind. "Die schlimmsten Stellen konnten wir in den letzten Jahren beseitigen. Wir sind insgesamt noch relativ entspannt", sagt Kürschner. In Jerichow werde in den nächsten Tagen die Hochwasserschutzwand aufgebaut.

Ein Opfer ist bereits dem Hochwasser zuzuschreiben. Der Kreisausscheid der Feuerwehren am 15. Juni muss abgesagt werden. Darüber informierte gestern der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes, Thomas Höfs. Diese Entscheidung sei in Absprache mit Kreisbrandmeister Walter Metscher gefallen. "Wir haben jetzt andere Probleme, selbst wenn es glimpflich ausgehen sollte", so Höfs. Die Kameraden hätten jetzt in vielen Orten anderes im Kopf, als sich auf den Ausscheid vorzubereiten. Höfs bereitet die Lage durchaus Sorgen. Was an Wasser jetzt die Elbe herunterkäme, sei enorm.

Damit ist er nicht der einzige, der sich Sorgen macht. Auch der Biederitzer Bürgermeister Kay Gericke ist seit Sonnabend sozusagen in Alarmbereitschaft. Er verschaffte sich gestern einen Blick von der Hochwasser-Situation in Gerwisch. "Es ist rechtlich eine schwierige Situation, aber es wäre uns ungemein geholfen, wenn der Katastrophenalarm ausgelöst werden würde. Dann könnten wir anfangen, zivile und militärische Kräfte zu bündeln und zu koordinieren", sagte er. Mit dieser Meinung steht er nicht allein da.

Die Gemeinde Möser hat indes erste Einsatzkräfte der Wasserwehr in Alarmbereitschaft versetzt. Sand und Säcke stehen bereit, am Dienstag sollen die ersten Säcke in Lostau befüllt werden. "Doch derzeit sind keinen akuten Gefahrenstellen bei uns sichtbar", sagte Bürgermeister Bernd Köppen zur Hochwasserlage gestern zur Volksstimme.