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"Du bist Spitze!"-Kandidat Peter Hansen (71) engagiert sich seit Jahrzehnten für junge Kinofans Burgs "Filmonkel" bleibt in Aktion

Von Natalie Häuser 07.02.2015, 02:26

Ton ab, Kamera läuft! Für "Lokalmatador 2014"-Anwärter Nummer fünf sind dies mehr als Anweisungen des Filmregisseurs. Der Burger Peter Hansen lebt für laufende Bilder und verbindet sie am liebsten mit der Arbeit unter jungen Menschen.

Burg l Im Frühjahr soll Schluss sein für den langjährigen Vorsitzenden der Landesarbeitsgemeinschaft Jugend und Film Sachsen-Anhalt. "Ich kann ja nicht noch da sitzen, bis ich 80 oder 90 bin", begründet Peter Hansen. Im Frühjahr soll ein Nachfolger gewählt werden.

Zeit zum Rentnerdasein? Fehlanzeige! "Ich muss erstmal gucken, wo ich den Film jetzt herkriege", sagt der studierte Pädagoge, der sich nach wie vor für Filmveranstaltungen wie das Burger Seniorenkino oder den "Filmabend auf dem Sofa" im Gemeindehaus engagiert. "Na es macht mir ja auch immer noch Spaß." Aktuell ist er auch als ehrenamtlicher Engagementbotschafter der Landeskultur für den Bereich Film zuständig.

In Sachen Film- und Kinogeschichte kennt sich der 71-Jährige bis ins kleinste Detail aus. Am liebsten verbindet er sein Wissen mit der Arbeit mit jugendlichen Zuschauern, kommt mit ihnen ins Gespräch, fragt nach Eindrücken, Meinungen und diskutiert mit ihnen kritisch über Inhalte.

1943 im heute polnischen Stettin geboren, vor der nahenden Kriegsfront geflüchtet, verlebte er seine Kindheit in Ueckermünde. Später studierte er in Leipzig Pädagogik. Seit 1969 ist er mit seiner Frau, die ursprünglich aus Güsen stammt, in Burg zuhause.

Heimische Kinogeschichte und Schmalfilmvorführung

"Wir wollen die Geschichte der Kinos in Jerichow, Genthin, Burg, Gommern und Möckern mit Hilfe einer Broschüre oder eines kleinen Films gegenüber stellen", berichtet er über ein neues Projekt, dass ihn und seinen Partner Heinz Jericho in den kommenden Monaten beschäftigen wird. Die beiden kennen sich seit Ende der 70er Jahre und werden zunächst einiges an Archivarbeit leisten müssen.

Außerdem soll es 2015 Vorführungen von privaten 16-Millimeter-Schmalfilmen der Burger Region, in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule geben. Darunter einige von früheren Handwerksbetrieben, die während der Arbeitszeit in den Werkräumen aufgezeichnet wurden. "Oder von Tanzabenden und Faschingsveranstaltungen aus dem Konzerthaus am Burger Markt", verrät der Sammler alter Filmprogramme.

Sogar eine Ausgabe der letzten Filmzeitung vor der Machtübernahme Hitlers, vom Januar 1933, hat der Rentner bis heute aufbewahrt. "Ich bin eben so ein Verrückter, der alles über Jahrzehnte gesammelt hat", sagt Hansen und kramt weiter zwischen seinen Filmprogrammen der 1950er Jahre, die je nach Erscheinungsjahr, separat in Folien verpackt in zig Ordnern verstaut sind. Etwa 110 Filmprogramme gab es in der DDR noch bis 1957 pro Jahr, weiß Hansen.

"Da mussten wir alle hingehen", zeigt Hansen ein Filmplakat von dem damaligen Leinwand-Pflichtprogramm "Ernst Thälmann - Führer seiner Klasse" mit DEFA-Schauspieler Günther Simon. Filmstars bei Vorführungen zu treffen, war damals wie heute aber kaum möglich. Dafür fällt dem Burger eine andere Besonderheit ein: "Bei Weststreifen gab es vor Filmbeginn eine Matinee, wo eine Frau sang und ein Mann dazu Mundharmonika spielte. Und dafür zahlte man dann eine Ostmark extra."

Von solchen Anekdoten des alten Kinolebens hat der 71-Jährige, der sich daran erinnert, wie die Damen "Weißer Holunder" oder ähnliches "trällerten", so einige parat. Und für Filmsternchen geschwärmt hat er auch. Zum Beispiel für die damals 25-jährige französische Schauspielerin Caterina Valente im Musikfilm "Bonjour, Kathrin" von 1956.

"Anfang der 50er-Jahre sollte ich für meine Mutter mal Kinokarten holen. Da war vielleicht eine Schlange", ist es dem "Du bist Spitze!"-Kandidaten noch gegenwärtig. Fernsehen war ja damals noch nicht. Dafür ist das Anstehen am Kino, außer zu besonderen Premieren, heutzutage eine Seltenheit geworden, stellt der Pädagoge fest.

Sein Wissen über die deutsche Filmkultur reicht bis vor sein Geburtsjahr 1943. Der Flimmer-Experte nennt sogar ein Stummfilmmagazin aus dem Jahre 1927 sein eigen. Bei Burgs "ollem Filmonkel", wie er sich selbst scherzhaft nennt, fällt noch nicht die letzte Klappe. Mit mindestens zwei Projekten wird er in der Ihlestadt auch 2015 wieder in seinem filmischen Hobby-Metier präsent sein.