Reitturnier 65 Jahre Pferdesport

Am kommenden Wochenende richtet der Reit-und Fahrverein Gardelegen das 65. Reit- und Springturnier aus.

Von Anke Kohl 12.08.2015, 19:12

Gardelegen l Es wird nicht nur ein Jubiläumsturnier sondern allein anhand der bestehenden Nennungen für die einzelnen Turnierkategorien auch ein Rekordturnier, das am Freitag in Gardelegen beginnt. Mehr als 1400 Nennungen liegen vor. Mit vereinsinternen Leistungsschauen haben die Gardeleger einst begonnen. Das war im Jahr 1950. Ihre Pferde und die Leistungen der Reiter beim Springen bewerteten die Gardeleger auch im zweiten Jahr nach Vereinsgründung noch unter sich. Und vielleicht weil aller guten Dinge drei sind, fand das Turnier im dritten Jahr schon unter Teilnahme von Reitern statt, die nicht dem Gardeleger Verein angehörten.

Wobei der korrekte Name ab dem 3. Juli 1951 Betriebssportgemeinschaft (BSG) Traktor Gardelegen lautete und der Pferdesport eine Sektion innerhalb der BSG war. 1953 folgte die Umbenennung in Lokomotive Gardelegen. 1955 wiederum erfolgte die Übernahme der Sektion Pferdesport in die Gesellschaft für Sport und Technik. Die nächste Änderung des Vereinsnamens ist für das Jahr 1968 in der Chronik festgehalten. Die Gardeleger Pferdesportler ritten nun unter dem Namen Einheit Turbine Gardelegen. Auf das Jahr 1980 datiert die neuerliche Umbenennung in BSG Traktor Gardelegen. Womit sich der Namenskreis innerhalb der DDR-Chronik nun wieder schloss. Somit trägt der Gardeleger Reit- und Fahrverein seit der Wende, da votierten die Mitglieder für den neuen Namen, nun für den längsten Zeitraum seiner Geschichte die gleiche Bezeichnung.

Finanziert durch Milchtransport

Übrigens: In den Anfängen der Gardeleger Reitsportler finanzierten sie sich unter anderem durch Milchverteilung und Ascheabfahrten per Pferdewagen in der Gardeleger Innenstadt. Später kam die Unterstützung durch volkseigene Betriebe in der Stadt und aus der Umgebung hinzu - heute Sponsoren genannt. Die Gründer waren überwiegend ehemalige Ausbilder der Remonte-Schule Gardelegen. Als Remonte bezeichnete man ein Pferd, das noch in der Grundausbildung zum Reitpferd steht. Geritten wurden von den Vereinsmitgliedern damals die Pferde von Landwirten aus der Region. "Vormittags in der Landwirtschaft gebraucht, wurden die Tiere am Nachmittag sportlich trainiert", steht in der Chronik der Vereinsgeschichte zu lesen. Untergebracht waren die Tiere bei ihren Besitzern. Eigene Stallanlagen hatte der Verein über Jahrzehnte nicht, ebenso wie es keine vereinseigenen Pferde gab.

Gardeleger Reiter international erfolgreich

Die Erfolge der Gardeleger Reitsportler ließen nicht lange auf sich warten. Erika Kölsch, geborene Otte, wurde in den Jahren zwischen 1968 und 1973 insgesamt vier Mal DDR-Meisterin der Damen im Springen. Friedrich Teitge, aus Lüffingen, wurde 1965, mit elf Jahren Mitglied des Reitvereins. Drei Jahre später war er bereits Sieger der Kinder- und Jugendspartakiade im Springen und der Dressur. Eveline Wachholz holte 1972 den Titel der DDR-Meisterin im Springreiten der Jugend nach Gardelegen. Vier Jahre später wurde sie DDR-Meisterin der Damen. Joachim Brohmann aus Gardelegen ritt schon mit elf Jahren sein erstes Turnier. Das war 1956. Mit 14 Jahren gewann er die Jugendreiterprüfung beim gesamtdeutschen Reit-, Spring- und Fahrturnier in Oebisfelde. 1969 nahm er an der Europameisterschaft in Frankreich teil. 1972 schließlich ritt Brohmann mit der DDR-Mannschaft bei den olympischen Spielen.

Fünf vereinseigene Pferde

Die Liste der national und international erfolgreichen Reiter und Reiterinnen ließe sich fortsetzen, allein mit den Namen Kölsch, Ahlfeld, Schulz oder Brohmann/Heddicke. Der Nachwuchsarbeit gilt bei den Gardeleger Reitern nach wie vor große Aufmerksamkeit. Die Voltigiergruppen sind erfolgreich und von engagierten Trainerinnen geleitet. Fünf vereinseigene Pferde stehen in der Reithalle, deren Bau 2001 in Angriff genommen wurde. 2003 wurde sie ihrer Bestimmung übergeben. Das alles ist nahezu minutiös in der Vereinschronik aufgelistet.

Die Namen all jener aufzuzählen, die sich aktiv an der Erhaltung und Erweiterung der Chronik beteiligen, würde den Rahmen sprengen. Unbedingt zu nennen seien aber Erich Falke, seine Tochter Christa Laurich und Andrea Krüger, betont Vorstandsmitglied Sandra Hietel. Andrea Krüger habe maßgeblich zum bestehenden Werk, in seiner Zusammenstellung, Ordnung und Umfänglichkeit beigetragen. "Unsere Chronik wird durch viele, sehr engagierte Vereinsmitglieder geführt und immer wieder vervollständigt. Das ist schon so etwas wie ein Schatz", bestätigt Sandra Hietel.