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  7. Route durchs Große Bruch für den Mittellandkanal im Gespräch

In der Ilse-Zeitung wird vor hundert Jahren gehofft, dass die Entscheidung für eine südliche Trasse fällt Route durchs Große Bruch für den Mittellandkanal im Gespräch

17.02.2014, 01:29

Osterode/Veltheim (mhe/bum) l Das Große Bruch schiffbar zu machen, war schon eine Vision zu Lebzeiten von Herzog Julius vor 440 Jahren. Umgesetzt wurde es aber nicht. Vor genau hundert Jahren war das Große Bruch sogar als mögliche Trasse für den späteren Mittellandkanal im Gespräch.

Die in Osterwieck erscheinende Ilse-Zeitung hatte Anfang 1914 berichtet, dass im "Ausschuss zur Förderung des Rhein-Weser-Elbe-Kanals" zwischen Hannover und Magdeburg nicht nur eine nördliche Linie, sondern auch eine südliche Linienführung u. a. durch das Große Bruch "wirtschaftlich und technisch neu zu bearbeiten " sei.

In der Nordvariante waren drei Stichkanäle vorgesehen: nach Hildesheim, Peine und Braunschweig. "Die südliche Variante geht unmittelbar von Misburg aus nach Peine, von da nach Braunschweig und über Börßum, Hornburg, unter Benutzung des alten Schiffgrabens und Großen Grabens bis Oschersleben, nach Blumenberg, um bei Salbke die Elbe zu erreichen. Diese Linienführung spart die Stichkanäle bei Peine und Braunschweig, verkürzt den Stichkanal nach Hildesheim, ist für die Landwirtschaft wertvoll durch die Meliorierung der Strecke von Hornburg bis Oschersleben und durchläuft große industrielle, landwirtschaftliche und Braunkohlen-Gebiete", schrieb die Zeitung damals.

"Im Interesse zahlreicher Anlieger unserer Gegend läge es natürlich, wenn das Projekt der südlichen Linie zur Ausführung gelangte", gab die Ilse-Zeitung dazu einen Kommentar. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung stand eine entscheidende Stellungnahme der Stadt Braunschweig noch aus. Diese sah dann später in der Südlinie wirtschaftliche Nachteile.

Tatsächlich gebaut wurde der Kanalabschnitt von Hannover-Anderten bis Magdeburg-Rothensee erst von 1928 bis 1938. Der 1914 begonnene Erste Weltkrieg hatte das Vorhaben verzögert. Von Hannover bis Braunschweig wurde die südliche Trasse direkt über Peine und Braunschweig verwirklicht, danach schwenkte der Kanal gen Norden, wo Ende der 1930er Jahre die Stadt Wolfsburg mit dem Volkswagenwerk entstand.

Die Baugeschichte des Mittellandkanals war vor Jahren auch Thema in verschiedenen heimatkundlichen Schriften. In "Heimatfreund. Mitteilungsblatt für alle in der Verstreuung lebenden Heimatfreunde aus Halberstadt und seinem Umland zwischen Harz und Bruch" vom April 1989 heißt es in einem kurzen Aufsatz: "Vor Oschersleben war östlich von Schwanebeck ein Stichkanal nach Halberstadt geplant. Das Herzogtum Braunschweig unterstützte die südliche Linienführung. Schließlich gab aber die durch den Kanal bewerkstelligte Entwässerung des Drömlings den Ausschlag für die Wahl der Nordlinie."

In einem Beitrag über Wirtschafts- und Verkehrsgeschichte in "Braunschweigische Landesgeschichte im Überblick", 1976, schrieb der Braunschweiger Stadtarchivar Hans Jürgen Querfurth von der "Südlinie, die die alten Pläne des Herzogs Julius aufgriff. Sie ging über Braunschweig, Wolfenbüttel und Börßum zum Großen Bruch, schwenkte hier ostwärts und lief über Oschersleben zur Elbe oberhalb von Magdeburg. Diese Linie, die für das braunschweigische Land, aber auch für die Provinz Sachsen die meisten Vorteile brachte, wurde hier propagiert. Aus finanziellen Gründen nahm man davon Abstand. Jetzt neigte man einer Mittellinie zu. 1921 wurde eine Reichswasserstraßenverwaltung gebildet. ... 1926 kam ein neuer Staatsvertrag zustande. ... Bei Braunschweig begannen 1931 die Arbeiten."